Bayerns fatale Zwölf: Kostet die Wechselpanne drei Punkte?

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Bayern München spielt beim 4:1 beim SC Freiburg 16 Sekunden mit zwölf Spielern. Sind nun die Punkte weg? Die Situation ist diffus.
Freiburg (SID) Sorge vor fatalen Folgen? Nicht wirklich. Angst vor einem Punktabzug? Ganz und gar nicht. Julian Nagelsmann versprühte nach der peinlichen Wechselpanne seiner Bayern zumindest äußerlich überraschend gute Laune. „Es kommt sicher eine Nachfrage, deshalb nehme ich es vorweg. Außer ihr wollt nichts dazu wissen“, sagte der 34-Jährige zu Beginn der Pressekonferenz mit einem schelmischen Grinsen. Doch natürlich wollten das alle.
Schließlich hängen die drei Punkte des Spitzenreiters nach dem 4:1 (0:0) beim SC Freiburg womöglich am seidenen Faden. Die Situation ist diffus, es drohen Ermittlungen des DFB-Kontrollausschusses – doch nur unter einer Bedingung: „Der Kontrollausschuss ist nicht beteiligt, solange Freiburg keinen Einspruch einlegt“, sagte der Vorsitzende Anton Nachreiner auf SID-Anfrage. 48 Stunden hat der SC dafür Zeit – und rutscht damit bis zum Fristende am Montagnachmittag in ein moralisches Dilemma. 
Rein rechtlich wäre ein Einspruch unabhängig von den Erfolgsaussichten sicher legitim. Und doch bestünde die Gefahr, als schlechter Verlierer dazustehen, da die 16-sekündige Überzahl der Münchner keinen Einfluss auf den Spielausgang hatte. 
Er finde dieses Prozedere „absurd“, sagte SC-Trainer Christian Streich bereits am Samstagabend im Aktuellen Sportstudio des ZDF: „Es gibt ja für alles Regeln, es gibt auch keinen Einspruch beim Eckball oder Freistoß.“
Sportvorstand Jochen Saier hatte bei Sky erklärt, dass die Freiburger erst „runterkochen“ und dann über das weitere Vorgehen „nachdenken“ werden. Nagelsmann sprach von „einer Situation für die Geschichtsbücher“. In der 86. Minute hatten die Münchner für 16 Sekunden mit zwölf Mann gespielt, nachdem Kingsley Coman bei einem Doppelwechsel nicht rechtzeitig den Platz verlassen hatte. 
Er sehe darin nichts „Spielentscheidendes“, sagte Nagelsmann: „Es passieren Fehler. Aus Sicht beider Mannschaften und des fairen Sports war nichts dabei, was gegen ein faires Spiel spricht.“ Doch ganz so klar ist die Lage nicht. Es bleibt die Frage, ob der Fauxpas eher dem Schiedsrichterteam um Christian Dingert oder dem Rekordmeister angelastet wird. 
Auch ist unklar, ob der für Coman eingewechselte Marcel Sabitzer als nicht spiel- oder einsatzberechtigter Spieler gilt. Denn dann müsste Paragraf 17 Absatz 4 der Rechts- und Verfahrensordnung des Deutschen-Fußball-Bundes (DFB) greifen, wonach das Spiel eigentlich mit 2:0 für Freiburg gewertet werden müsste. Der bei der Partie als Videoassistent eingesetzte Felix Zwayer rechnet mit einer anderen Bewertungsgrundlage. 
„Das ist in den Fußballregeln und nicht in den Statuten oder Sonstiges geregelt wie damit umzugehen ist“, meinte der 40-Jährige im ZDF. Schiedsrichterchef Lutz Michael Fröhlich sieht darin „eine sportjuristische Fragestellung. Jeder sollte sich um sein Ressort kümmern“, sagte der 64-Jährige bei Sport1: „In wie weit diese sportjuristische Formalie strapaziert wird, um in einen Protest zu gehen – da sind die Juristen am Werk, nicht die Schiedsrichter.“
Es sei „eine falsche Nummer“ angezeigt worden, „deswegen hat sich der Spieler Coman nicht angesprochen gefühlt“, äußerte Dingert: „Deswegen waren kurzzeitig zwölf Spieler auf dem Feld, was natürlich nicht sein darf.“ Er habe den Vorfall „im Spielbericht vermerkt“, nun müsse „der DFB entscheiden“. Aber eben nur, wenn die Freiburger Einspruch einlegen. Sonst bleibt der kuriose Fauxpas wohl folgenlos.
SID mk as rd

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