Auszubildende unterstützen Mahnmal zum Gedenken an Deportation jüdischer Bürger aus Kassel

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Foto: Volkswagen AG
Foto: Volkswagen AG

Die Volkswagen Akademie Kassel hat die Arbeiten für das Mahnmal „Gleis 13 – Das Gedächtnis der Gleise“ des heimischen Künstlers Dr. Horst Hoheisel im Kasseler Hauptbahnhof unterstützt. Dort sind nun die Namen von 1007 jüdischen Bürgern der Stadt auf rund 120 Meter Schienenstrecke eingraviert. Die Kasseler Juden wurden in der NS-Zeit vom Hauptbahnhof aus deportiert, in Konzentrationslager verschleppt und ermordet. Heute – genau 74 Jahre nach dem Tag, als der erste Deportationszug auf Gleis 13 die Stadt verließ, ist das Mahnmal eingeweiht worden.

Für die Gravierarbeiten haben Auszubildende von Volkswagen aus Kassel die Programmierung übernommen, anschließend führten deren junge Kollegen bei Volkswagen Osnabrück die Fräsarbeiten durch. Die Vor- und Familiennamen entstammen dem Gedenkbuch „Namen und Schicksale der Juden Kassels 1933 – 1945″, das 1007 jüdische Einwohner Kassels aufzählt, die in den Konzentrationslagern Majdanek und Theresienstadt oder im Ghetto Riga ermordet wurden.

1988 hatte Hoheisel das Gedenkbuch zusammen mit Kasseler Schülern erstellt. „Jetzt sind die Namen all dieser Menschen in das Gedenkgleis eingefräst“, berichtete Hoheisel. „Erneut haben junge Frauen und Männer, diesmal Auszubildende, das Gedenkbuch intensiv durchgearbeitet, sind mit deren Namen umgegangen, haben Fotos von ihnen betrachtet, und sind bei der eigenen Arbeit diesen Menschen und ihren Schicksalen begegnet.“

Um die Namen der Opfer auf insgesamt 60 Schienenstücke von jeweils 3,90 Metern Länge digital übertragen und eingravieren zu können, entwickelten die nordhessischen Auszubildenden eine CAD-Anwendung. Sie organisierten zudem den Transport der Schienensegmente, denn die Fräsarbeiten wurden im Werkzeugbau von Volkswagen Osnabrück und bei Henschel Fertigungstechnik in Heiligenstadt (Landkreis Eichsfeld) in Thüringen durchgeführt.

„Die Volkswagen Auszubildenden aus Kassel und Osnabrück haben sich mit der Unterstützung des Mahnmals dafür eingesetzt, dass Geschichte nicht vergessen wird“, sagte Hermann Hartig, Leiter der Volkswagen Akademie Kassel. „Sie tragen dazu bei, dass Menschen aus der Vergangenheit lernen können. Das Mahnmal Gleis 13 ermahnt uns zu Toleranz und Respekt.“

Die Schriftzüge der 1007 Namen, die nun auf den Schienen eingraviert sind, werden zunächst mit Öl behandelt, damit sie blank bleiben. Wenn sie später einmal Rost ansetzen, werden die rostigen Schienen auf der Oberfläche leicht angeschliffen. Die Schrift tritt dann dunkel hervor. Dieser Effekt symbolisiert Wandel und Vergänglichkeit im Leben, so der Künstler.

Das Projekt zum Mahnmal „Gleis 13 – Das Gedächtnis der Gleise“
Im Jahr 1940 wohnten noch 1300 Juden in Kassel. Nach drei Deportationen –
am 9. Dezember 1941, am 1. Juni und am 7. September 1942, wurden nahezu alle von ihnen in Konzentrationslager verschleppt – die Deportationszüge verließen Kassel von den Gleisen 13 und 14. Zum würdigen Gedenken an die Kasseler Opfer von Rassenwahn und Verfolgung entstand das Mahnmal auf Anregung der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Kassel und mit Unterstützung der Deutschen Bahn AG, der Gedenkstätte Breitenau sowie zahlreicher Förderer. Für den Kasseler Künstler Horst Hoheisel lag es nahe, die Volkswagen Akademie um Unterstützung für das Mahnmalprojekt zu bitten. Denn Volkswagen engagiert sich seit 28 Jahren für die Gedenkstättenarbeit und internationale Jugendbegegnungen in Oświęcim/Auschwitz, wo junge Deutsche und Polen gemeinsam helfen, die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz zu erhalten – pädagogisch begleitet vom Internationalen Auschwitz Komitee. Daran beteiligen sich auch Auszubildende von Volkswagen aus Kassel und Osnabrück.