Johnson und Stoltenberg halten langfristige Unterstützung der Ukraine für nötig

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Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und der britische Premierminister haben an die  Verbündeten der Ukraine appelliert, in der Unterstützung des Landes gegen den russischen Angriffskrieg nicht nachzulassen. In einem Gastbeitrag für die Zeitung „The Sunday Times“ schrieb Johnson, Kiews Unterstützer müssten sicherstellen, dass die Ukraine „die strategische Ausdauer hat, um zu überleben und schließlich zu gewinnen“. Stoltenberg sagte der „Bild am Sonntag“, der Krieg könnte „Jahre dauern“.
„Wir dürfen nicht nachlassen, die Ukraine zu unterstützen“, sagte Stoltenberg weiter. Steigende Energie- und Lebensmittelpreise infolge des russischen Angriffskriegs seien „kein Vergleich zu dem Preis, den die Ukrainer jeden Tag mit vielen Menschenleben zahlen müssen“. Sollte der russische Präsident Wladimir Putin aus dem Krieg „die Lehre ziehen, dass er einfach so weitermachen könne, wie nach dem Georgien-Krieg 2008 und der Besetzung der Krim 2014“, dann bezahlten die Nato-Staaten „einen viel höheren Preis“. 
Stoltenberg betonte allerdings auch, dass das westliche Verteidigungsbündnis nicht in die Kämpfe eingreifen werde. „Wir helfen dem Land, aber wir werden keine Nato-Soldaten in die Ukraine senden“, sagte er.
Der britische Premier Johnson schrieb in seinem am späten Samstagabend online veröffentlichten Artikel, Zeit sei „jetzt der entscheidende Faktor“. Alles werde jetzt davon abhängen, „ob die Ukraine ihre Verteidigungsfähigkeit schneller stärkt, als Russland seine Angriffsfähigkeit erneuert“. Aufgabe der Verbündeten sei es, „dafür zu sorgen, dass die Zeit für die Ukraine spielt“.
Johnson formulierte in seinem Beitrag einen Vier-Punkte-Plan für „dauerhafte finanzielle und technische Hilfe“ für die Ukraine. Teile davon sollten „für die kommenden Jahre“ beibehalten und eventuell verstärkt worden.  Ausdrücklich warnte Johnson davor, russische Gebietsgewinne in der Ukraine dauerhaft hinzunehmen. Dies dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu ermöglichen, werde die Welt nicht friedlicher machen. Johnson schrieb wörtlich: „Eine solche Farce wäre der größte Sieg für einen Aggressor in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.“
Am Samstag hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zum ersten Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs hat der die Frontlinie in der Südukraine besucht. Auf einem offiziellen Video war zu sehen, wie Selenskyj am Samstag ein schwer beschädigtes Gebäude der Regionaladministration in Mykolajiw inspizierte.
Mykolajiw ist ein wichtiges militärisches Ziel der russischen Truppen. Die Einnahme der Stadt würde den Weg nach Odessa, der wichtigsten ukrainischen Hafenstadt, freimachen. Mykolajiw liegt zudem unweit der Region Cherson, die gänzlich unter Kontrolle der russischen Truppen steht.
Im ostukrainischen Donbass gingen die Kämpfe derweil unvermindert weiter. Die pro-russischen Separatisten in Donezk meldeten fünf tote und zwölf verletzte Zivilisten durch ukrainischen Artilleriebeschuss. Donezk ist der Hauptort der selbsternannten Republik Donezk. 
Der Gouverneur der ukrainischen Donbass-Teilregion Luhansk, Serhij Hajdaj, warnte vor einer weiteren Eskalation der russischen Kriegsführung in der Region. „Es ist gut, dass der Westen uns hilft, aber das kommt zu spät“, sagte Hajdaj der Nachrichtenagentur AFP in einem Interview. In der Region Luhansk gebe es angesichts der russischen Angriffe „keine sicheren Orte mehr“.
Hajdaj forderte von westlichen Staaten die Lieferung von Waffen „mit großer Reichweite“, die „schnell ankommen“ müssten. Nato-Chef Stoltenberg rechnet damit, dass weitere westliche Waffenlieferungen den Kriegsverlauf entscheidend verändern können. Der „Bild am Sonntag“ sagte er, mit weiteren „modernen Waffen“ steige die Wahrscheinlichkeit, „dass die Ukraine Putins Truppen auch aus dem Donbass wieder vertreiben kann“.
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© Agence France-Presse