Industrie 4.0 und Industrial Internet of Things: Chancen und Risiken für deutsche Unternehmen

-

Print Friendly, PDF & Email

Mit dem Fortschritt und der weiteren Digitalisierung sehen sich viele Industrieunternehmen in Deutschland vor tief greifenden Veränderungen. Laut Umfragen geben inzwischen drei Viertel aller produzierenden Firmen an, einen Prozess der Transformation ihres für sie relevanten Marktes zu beobachten. Mit Bezug auf ihr eigenes Unternehmen geben sogar weit über 90 Prozent der Unternehmen an, sich in einem Prozess der digitalen Transformation zu befinden. Als wichtigste Eckpfeiler für die künftige Entwicklung der Unternehmen gelten dabei Technologien wie „Industrial Internet of Things (IIoT)“, die künstliche Intelligenz, Big Data und auch Blockchain-Anwendungen. IIoT geben die Unternehmen dabei als die für sich wichtigste Schlüsseltechnologie für die Zukunft an, gefolgt von der Big Data und der Anwendung von KI. Einzig die Blockchain-Technologien sind aktuell nur für knapp zehn Prozent der Unternehmen interessant. Auf Blockchains und dessen Möglichkeiten setzen aktuell also eher rein digitale Unternehmen beziehungsweise Webunternehmen. Vor allem Zahlungen mittels Blockchain sind für Dienste und Dienstleister wie Zahlungsdienstleister, Banken, Netzwerke, Unterhaltungsunternehmen wie VulkanVegas & Co. von Relevanz.

Unterdessen setzen die produzierenden Unternehmen vor allem auf IIoT und sind hiermit den Umfragen zufolge sogar sehr zufrieden. Jedenfalls bieten sich hier für die Firmen viele Chancen. Zugleich ergeben sich mit dem Transformationsprozess auch etwaige Probleme und damit auch Risiken. Darüber hinaus müssen sich auch viele Mitarbeiter neu positionieren und permanent weiterbilden. Gerade älteren Mitarbeitern, die im Produktionsbereich arbeiten, dürften die vielen Änderungen zum Teil vor Herausforderungen stellen, bei denen die Unternehmen sie unterstützen müssen.

Mit IIoT und der Digitalisierung zu mehr Effizienz

Laut einer Befragung aus dem Sommer 2020 setzt bereits gut die Hälfte aller Industrieunternehmen im kleinen wie auch großen Rahmen IIoT-Technologien ein. Damit befinden sich viele Unternehmen aktuell in einem rasanten Entwicklungsprozess, den sie wahrscheinlich selbst vor einigen Jahren so noch nicht erwartet hätten. Wichtigstes Argument für den Einsatz von IIoT, Big-Data-Technologien und KI ist vor allem die Optimierung von Unternehmensprozessen. Auch die Erhöhung der Qualität ist eine Hauptmotivation für den Einsatz der digitalen Anwendungen. So setzen viele produzierende Unternehmen moderne Sensorik für die Überwachung ihrer Produktionsabläufe ein. Moderne Maschinen und Anlagen, welche die neuen Technologien bereits integriert haben, sind dabei ein wichtiger Faktor. Oftmals kommen diese ebenfalls bereits von anderen inländischen Unternehmen, welche die Notwendigkeit hierfür früh erkannt haben und nun entsprechende Maschinen mit IIoT-Technik anbieten können.

Ein erstes Fazit können viele Unternehmen ebenfalls bereits ziehen. So bewerten laut einer Umfrage gut 80 Prozent der Unternehmen den Nutzen von IIoT & Co. für ihr Unternehmen als positiv. 93 Prozent der befragten Unternehmer gaben in der Folge auch an, dass sie aufgrund ihrer positiven Erfahrungen den gleichen Schritt erneut tun und erneut auf IIoT setzen würden. Alles in allem scheint der Prozess hin zur „Industrie 4.0“ den Umfragen nach für viele deutsche Unternehmen also relativ gut zu klappen.

Auch Bosch blickt positiv in die Zukunft

Bei derartigen Veränderungen gibt es natürlich immer Gewinner als auch Verlierer. Zu den Gewinnern scheint sich aktuell Bosch zu zählen. So erwartet das Unternehmen nämlich für die kommenden Jahre ein stark wachsendes Geschäft im Bereich der vernetzten Anwendungen für die Industrie. In diesem Bereich strebt das Unternehmen aus Gerlingen für die Zeit nach der Pandemie deutlich höhere Umsätze an. Bosch rechnet hier mit bis zu zehn Prozent Umsatzwachstum. Wohlgemerkt jährlich. Bereits im vergangenen Jahr konnte Bosch laut Geschäftsführer Rolf Najork und der dpa (Deutsche Presse-Agentur) gut 700 Millionen Euro mit vernetzten Lösungen umsetzen. Dies sei zwar etwas weniger als 2019, angesichts der Pandemie aber immer noch eine zufriedenstellende Zahl. Was die gut 500 Kunden von Bosch in diesem Geschäftssegment besonders von Interesse ist, verriet Najork ebenfalls. Demnach setzten die Unternehmen vor allem auf KI-gesteuerte Software zur Produktionssteuerung, auf vernetzte Antriebs- und Steuerungstechnik, auf flexibel einsetzbare Robotik und diverse digitale Assistenzsysteme. Najork geht laut dpa davon aus, dass es in vielen Industriezweigen künftig nicht mehr hauptsächlich darum ginge, bestehende Produktionsanlagen zu vernetzen und damit zu optimieren. Vielmehr müssten die Unternehmen ihre Anlagen komplett neu entwerfen und entwickeln.

Industrie 4.0 schafft viele Jobs, sorgt aber auch für Jobverluste

Lange Zeit galt: Mit der Digitalisierung steigt auch die Arbeitslosenzahl. Vor allem Gewerkschaften sehen die Digitalisierung und Automatisierung kritisch und fürchten hier einen großen Stellenabbau. Wahrscheinlich nicht ganz zu Unrecht. So könnten in den kommenden Jahren tatsächlich 1,5 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland der Automatisierungswelle in den Unternehmen zum Opfer fallen. Allerdings könnten laut diversen Studien zugleich viele neue Jobs entstehen. Wenngleich diese auch anders aussehen dürften als viele aktuelle Jobs im produzierenden Gewerbe. Damit einhergehend müssen sich sowohl Unternehmen als auch Mitarbeiter Gedanken machen, wie sie die Transformation am besten schaffen. Aus- und Weiterbildung und das Vermitteln der neuen, künftig gefragten Fähigkeiten sind hier wichtige Punkte.