Allgäu-Airport – Wir haben nachgehakt beim Wasserwirtschaftsamt Kempten zum Thema PFT-Altlasten

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Foto: Pöppel
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Wir haben dem Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Kempten, dem leitenden Baudirektor Karl Schindele, einige Fragen zum Thema PFT-Altlasten auf dem Allgäu-Airport in Memmingerberg gestellt und zur Auswirkung auf das Trinkwasser der Gemeinde Ungerhausen im Landkreis Unterallgäu befragt. Hier die Fragen und Antworten.

 

Foto: Allgäu-Airport Memmingerberg
Foto: Allgäu-Airport Memmingerberg

Redaktion: Wir gehen davon aus, dass das Thema PFT-Altlasten nicht neu ist, sondern auch schon während der militärischen Nutzung des Flughafens in Memmingerberg aufgetreten ist und das Grundwasser rund um den Airport in regelmäßigen Abständen kontrolliert wurde. Seit wann ist denn bekannt, dass PFT im Grundwasser sich befindet?

WWA: Das Thema ist durchaus neu. Während der militärischen Nutzung des NATO-Flugplatzes Memmingerberg war das Gefährdungspotential für Boden und Grundwasser durch den Einsatz PFT-haltiger Löschschäume noch gänzlich unbekannt. Detaillierte Erkenntnisse sowie fachliche Abhandlungen hierzu liegen erst seit jüngster Vergangenheit vor. Während der Nutzung des NATO-Flugplatzes wurden keine Grundwasserkontrolluntersuchungen durchgeführt – Messstellen waren zum damaligen Zeitpunkt noch nicht eingerichtet. Das derzeit vorhandene Messstellennetz wurde erst nach Stilllegung der militärischen Nutzung im Rahmen der Konversion des Flugplatzes installiert. Ein erster Nachweis für das Vorliegen von PFT in Grundwasser erfolgte im Rahmen einer Grundwasserbeprobung durch das WWA Kempten im September 2013.

Redaktion: Gibt es ein zeitliches Intervall in dem Grundwasserproben gezogen werden, wenn ja in welchen Abständen werden Proben gezogen und wurde der Abstand der regelmäßigen Probennahmen nun verkürzt?

WWA: Für den Trinkwasserbrunnen Ungerhausen hat das Landratsamt Unterallgäu entsprechend den Regelungen der Eigenüberwachungsverordnung jährliche Untersuchungsintervalle festgelegt. Für die gemeindlichen Vorfeldmessstellen zum Trinkwasserbrunnen wurden viertel- bzw. halbjährliche Untersuchungsintervalle angesetzt.

Die Fließzeit des Grundwassers von den Vorfeldmessstellen bis zum Brunnen beträgt ca. sechs Monate. Bei den Messstellen im Bereich des Allgäu-Airportes sowie in dessen unmittelbaren Umfeld ist in Kürze eine aktuelle Messreihe vorgesehen. Die Ergebnisse sind bis Mitte April 2015 vorzulegen. Anschließend wird hier ein weiterer Überwachungsturnus festgelegt.

 

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Foto: Pöppel

Redaktion: Besteht derzeit eine Gefahr für das Trinkwasser in der Gemeinde Ungerhausen?

WWA: Bei der letzten Beprobung und Untersuchung des Trinkwassers der Gemeinde Ungerhausen im Januar 2014 wurden keine PFT nachgewiesen. Neuere Untersuchungsergebnisse liegen dem WWA Kempten nicht vor. Die Ergebnisse der Detailuntersuchungen sowie die künftigen turnusmäßigen Überwachungen der Gemeinde Ungerhausen werden unter anderem Aufschluss darüber geben, ob für die Wasserversorgung der Gemeinde Ungerhausen eine konkrete Gefährdung besteht.

Redaktion: Welche Maßnahmen hat das WAA im Zusammenhang mit dem PFT-Fund die letzten Wochen veranlasst?

WWA: Es wurde eine Besprechung mit dem Landratsamt Unterallgäu, den Handlungs- und Zustandsverantwortlichen sowie der übergeordneten Fachbehörde, dem Bayer. Landesamt für Umwelt durchgeführt und das weitere Vorgehen festgelegt.

Die Abwicklung und Ausführung der weiter erforderlichen Untersuchungsmaßnahmen fällt im Sinne der Bodenschutzgesetzgebung nicht mehr in den Zuständigkeitsbereich des WWA Kempten. Diese sind generell vom jeweiligen Verantwortlichen auszuführen.

Redaktion: Gibt es bereits Gespräche bezüglich der Sanierung der Altlasten und wenn ja mit wem? Welche Verfahren gibt es für eine solche Sanierung und in welchen Rahmen bewegen sich hier die Kosten?

WWA: Gespräche bezüglich einer Sanierung der Altlasten wurden noch nicht vorgenommen und sind auf der Grundlage des gegenwärtigen Kenntnisstandes der Erkundungsmaßnahmen noch verfrüht. Diesbezüglich müssen zunächst die Ergebnisse der Detailuntersuchungen abgewartet und eine abschließende Gefährdungsabschätzung erstellt werden.

Sanierungsverfahren zur Beseitigung von PFT-Verunreinigungen in Boden und Grundwasser werden derzeit im Bereich anderer Flughäfen erprobt und auf Praxistauglichkeit getestet. Sie reichen vom konventionellen Bodenaushub samt fachgerechter Entsorgung des Aushubmaterials über die Abreinigung von Grundwasserbelastungen durch Aktivkohlefiltration. Diesbezügliche Kosten können gegenwärtig nicht abgeschätzt werden.

Redaktion: Gibt es noch andere Stoffe, die in den Gewässerproben rund um den Allgäu-Airport gefunden worden sind, die von Bedeutung sind?

WWA: Sonstige Grundwasserbelastungen durch anderweitige Stoffgruppen wurden nicht nachgewiesen.

Redaktion: Wie ist der Handlungsplan bezüglich der PFT-Funde des WAA? Finden Informationsgespräche mit dem Betreiber des Allgäu-Airports, dem Bundesvermögensamtes und der angrenzenden Gemeinden, hier Ungerhausen, statt?

WWA: Der weitere Handlungsplan orientiert sich an den Festlegungen seitens des Landratsamtes Unterallgäu. Diesbezüglich ist bis Mitte April 2015 ein ausführliches Konzept für die erforderlichen Detailuntersuchungen vorzulegen. Die Ergebnisse der Detailuntersuchungen mit abschließender Gefährdungsabschätzung sind bis Ende 2015 dem Landratsamt Unterallgäu und den Fachbehörden zur Prüfung zu übersenden.

Parallel hierzu gibt das Landratsamt Unterallgäu eine vertiefte historische Erkundung in Auftrag, welche Aufschluss über weitere potentielle Eintragsstellen für PFT-Verunreinigungen liefern soll.

Zusätzlich werden durch das WWA Kempten in Kürze noch Oberflächengewässeruntersuchungen im Umfeld des Allgäu-Airportes auf potentielle PFT-Belastungen vorgenommen. Informationsgespräche wurden bereits geführt und sind auch künftig eingeplant.

 

Wir bedanken uns bei dem Leiter des Wasserwirtschaftamtes Kempten für die ausführliche und verständliche Beantwortung unserer Fragen und würden uns wünschen, dass auch andere Behörden und Einrichtungen so transparent auf Fragen eingehen.