Studie: Einkommensschwache Familien von Preissteigerungen besonders betroffen

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Die hohe Inflationsrate belastet einer Untersuchung zufolge Familien mit geringem Einkommen besonders stark. Alleinlebende mit hohen Einkünften sind dagegen weniger betroffen, wie aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht. Hintergrund ist demnach, dass bei ärmeren Familien die stark verteuerten Güter Energie und Nahrung einen besonders großen Teil der Haushaltsausgaben ausmachen.
Die IMK-Forscherinnen und -Forscher nahmen den Angaben zufolge die für verschiedene Haushaltstypen jeweils repräsentativen Warenkörbe unter die Lupe. Dabei zeigte sich, dass der für Familien mit niedrigem Einkommen typische Warenkorb im Mai 8,9 Prozent teurer war als im Vorjahresmonat. Bei Alleinlebenden mit hohen Einkommen betrug die Steigerung lediglich 6,5 Prozent. Andere Haushaltstypen bewegten sich zwischen diesen Extremen. Die allgemeine Inflationsrate lag im Mai bei 7,9 Prozent.
Generell waren alleinlebende Menschen unterdurchschnittlich von der Teuerung betroffen, wie das IMK ausführte. Dagegen wurden auch Alleinerziehende und Familien mit zwei Kindern und mittleren Einkommen etwas überdurchschnittlich belastet.
Die stärksten Preistreiber, nämlich Haushaltsenergie, Kraftstoffe und zunehmend auch Lebensmittel machten bei Familien mit zwei Kindern und niedrigem Einkommen 6,6 Prozentpunkte der haushaltsspezifischen Inflationsrate von 8,9 Prozent aus, hieß es. Bei Alleinstehenden mit hohem Einkommen entfielen darauf hingegen nur 3,5 Prozentpunkte von insgesamt 6,5 Prozent haushaltsspezifischer Teuerung.
„Der Preisanstieg bei Wohnenergie belastet Haushalte mit geringeren Einkommen überproportional und auch die Verteuerung der Nahrungsmittel schlägt sich stärker nieder“, erklärten IMK-Direktor Sebastian Dullien und IMK-Inflationsexpertin Silke Tober. Dieser Trend könne sich in den kommenden Monaten weiter verschärfen, da bisher noch nicht alle Preissteigerungen von Haushaltsenergie im Großhandel an die Privathaushalte weitergegeben wurden.
Grundsätzlich hätten Haushalte mit niedrigem Einkommen ein besonderes Problem mit starker Teuerung – denn die Alltagsgüter, die sie vor allem kauften, seien kaum zu ersetzen, erklärten Dullien und Tober weiter. Zudem hätten diese Haushalte kaum Spielräume, ihr Konsumniveau durch Rückgriff auf Erspartes aufrecht zu erhalten.
Die Schere zwischen Gering- und Gutverdienern geht dabei laut der Studie immer weiter auseinander: Der Abstand von 2,4 Prozentpunkten zwischen ärmeren Familien und wohlhabenden Alleinlebenden bei der haushaltsspezifischen Inflationsrate fiel im Mai laut IMK „deutlich größer“ aus als in den Vormonaten. Im Vergleich zum Februar verdreifachte sich der Abstand sogar. 
cne/bk

© Agence France-Presse