Japanische Rettungskräfte finden neun Opfer von Bootsunglück

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Nach einem Bootsunglück im Norden Japans haben Rettungskräfte neun der 26 vermissten Menschen gefunden. Sieben von ihnen seien nicht mehr ansprechbar gewesen, sagte ein Sprecher der Küstenwache der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag. Der Zustand der anderen beiden war demnach unklar. Die Suche nach den restlichen Passagieren wurde unterdessen fortgesetzt – ohne große Hoffnung, sie bei eisigen Temperaturen lebend zu finden.
Einheiten verschiedener Rettungsteams hätten die neun bisher gefundenen Menschen von der Luft aus im Wasser oder in steinigen Küstengebieten entdeckt, teilten die Behörden mit. Die bisher Geretteten wurden in medizinische Einrichtungen gebracht. Der Fernsehsender NHK zeigte, wie mindestens ein Mensch auf einer Trage von Rettungskräften aus einem Hubschrauber in einen Krankenwagen gebracht wurde.
Die japanischen Behörden lassen sich mit der Bestätigung von Todesfällen bei Unfällen und Naturkatastrophen oft Zeit, da die Todesfälle von einem offiziellen Gerichtsmediziner bestätigt werden müssen. In der Regel werden die Leichen identifiziert und die nächsten Angehörigen benachrichtigt, bevor die Informationen veröffentlicht werden.
Das Ausflugsboot „Kazu 1“ hatte nach Angaben der Behörden am Samstagmittag (Ortszeit) einen Notruf abgesetzt, weil es es im Begriff war zu sinken. Das Boot befand sich demnach zu dem Zeitpunkt nahe der Halbinsel Shiretoko im Norden der Insel Hokkaido. An Bord waren zwei Crew-Mitglieder und 24 Passagiere, darunter zwei Kinder. Alle trugen den Angaben zufolge Schwimmwesten. 
Die Tour sei trotz starken Winds und Wellengangs fortgesetzt worden, erklärten die Behörden. Berichten zufolge waren sogar einige örtliche Fischerboote an die Küste zurückgekehrt, um die sich verschlechternden Bedingungen zu vermeiden.
Die Shiretoko-Halbinsel liegt an der nordöstlichen Spitze von Hokkaido. Die Temperaturen sind dort derzeit eisig. Sie bewegen sich nach Angaben örtlicher Medien tagsüber zwischen zwei und drei Grad und pendeln nachts um den Gefrierpunkt.
Von der Küstenwache veröffentlichte Bilder zeigen Retter, die in einer Spalte entlang der felsigen Küste kauern und einen Bereich inspizieren, sowie Gegenstände mit der eindeutigen Aufschrift Kazu 1, die an den Strand gespült wurden. Am Ufer ist Eis sichtbar.
Die Shiretoko-Halbinsel gehört seit dem Jahr 2005 zum Unesco-Weltnaturerbe. Sie ist bekannt für ihre einzigartige Tierwelt, darunter den vom Aussterben bedrohten Stellerschen Seelöwen sowie Zugvögel und Braunbären. Ausländische Touristen sind in Japan aufgrund der Corona-Beschränkungen weiterhin nicht erlaubt.
mkü/isd

© Agence France-Presse