Parlament in Belfast entschuldigt sich für jahrelangen Missbrauch in Kinderheimen

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Mit einer Schweigeminute haben Nordirlands Abgeordnete der Opfer des jahrzehntelangen Missbrauchs in Kinderheimen der britischen Provinz gedacht und sich offiziell bei ihnen entschuldigt. Die Behörden hätten die Opfer im Stich gelassen, sagte Bildungsministerin Michelle McIlveen von der pro-britischen DUP am Freitag. Auf der Besuchertribüne des Parlaments in Belfast wohnten rund 80 Betroffene der Veranstaltung bei.
„Es tut uns leid, dass der Staat Sie nicht vor Missbrauch geschützt hat. Es tut uns leid, dass der Staat Sie nicht vor denen geschützt hat, die ihre Macht missbraucht haben“, sagte McIlveen. „Es tut uns leid, dass Ihnen nicht geglaubt wurde.“ Auch von den Vertretern der vier anderen großen Parteien und der religiösen Orden, die an der Verwaltung der Heime beteiligt waren, kamen Entschuldigungen.
Nach vierjährigen Untersuchungen war ein Bericht bereits im Jahr 2017 zu dem Ergebnis gekommen, dass Kinder in nordirischen Heimen zwischen 1922 und 1995 in großem Stil sexuell, körperlich und seelisch missbraucht und misshandelt wurden. Davon betroffen waren insgesamt 22 Heime unter Verwaltung von Staat, Kirche oder Wohltätigkeitsorganisationen. Für den Bericht meldeten sich fast 500 Opfer, einige sogar aus Australien, wohin sie geschickt worden waren. 
Besonders vernichtend fiel die Kritik des Abschlussberichts über die Rolle von Polizei und katholischer Kirche aus. Er warf der Polizei wiederholtes Versagen bei der Untersuchung von Vorwürfen vor; die Kirche soll sich demnach mehr um den Schutz der Täter als deren Opfer gesorgt haben. Zu den Empfehlungen des Berichts zählte auch eine formelle Entschuldigung für das staatliche und institutionelle Versagen.
Es dauerte fünf Jahre, bis die Empfehlung nun umgesetzt wurde. Nach den Worten von Margaret McGuckin, der Vorsitzenden der Opfervereinigung Savia, war die Entschuldigung trotz der Verspätung von großer Bedeutung. „Es gibt viele Leute, für die es wichtig war zu hören: ‚Es tut mir leid – es ist nicht Deine Schuld‘“, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.
ans/jes

© Agence France-Presse