Von knapp 40 auf 60 Prozent erneuerbare Energie bei Strom- und Wärmeverbrauch in fünf Jahren – mit diesem ambitionierten Ziel startete im Mai 2016 die „Modellregion Energiewende Unterallgäu Nordwest“. Mit Fördergeldern aus dem Energie- und Klimafonds der Bundesregierung haben die Projektverantwortlichen des Landkreises Unterallgäu, des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (eza!) und der Lechwerke AG (LEW) viele Projekte angestoßen, um im nordwestlichen Unterallgäu die Energiewende zu beschleunigen. Nun informierten sich die CSU-Bundestagsabgeordneten Stephan Stracke und Dr. Georg Nüßlein über die Fortschritte in der Modellregion.
Landrat Hans-Joachim Weirather nutzte die Gelegenheit, sich zu bedanken: „Es war damals nicht selbstverständlich, dass wir eine Förderung bekommen. Jetzt können wir zeigen, dass wir die Gelder sinnvoll verwendet haben.“ Seinen Dank verband der Landrat mit einer Bitte: Im März 2019 läuft die Förderung aus. Er hoffe erneut auf die Unterstützung der Abgeordneten, um eine Anschlussförderung zu erhalten.
Zunächst besichtigten Stracke und Nüßlein die Biogasanlage der Familie Harzenetter im Westerheimer Ortsteil Günz. Die Anlage versorgt sechs Wohnhäuser und einen Gasthof mit Wärme. Dank eines modernisierten Blockheizkraftwerks könne die Anlage bedarfsgerecht Strom und Wärme produzieren und es sei noch ungenutzte Abwärme übrig, erklärte Betreiber Benedikt Harzenetter.
Beratungen für Biogasanlagen-Betreiber werden laut Martin Sambale, Geschäftsführer von eza!, über die Modellregion angeboten. Es gehe vor allem darum, Biogasanlagen effizienter zu machen. In diesem Fall solle untersucht werden, wie die Biogasanlage der Familie Harzenetter gemeindliche Liegenschaften mit Wärme versorgen könnte. Außerdem testen Landwirte im Allgäu laut Sambale Alternativen zum Maisanbau, etwa die „Durchwachsene Silphie“, eine mehrjährige Energiepflanze, deren Blüten bei Bienen sehr beliebt sind.
Christa Bail, Bürgermeisterin von Westerheim, erläuterte mehrere Projekte, die in der Gemeinde bereits angestoßen wurden. Nun stünden Überlegungen an, ein Nahwärmenetz mit Hackschnitzelheizung aufzubauen. So könnten Holzabfälle aus dem gemeindeeigenen Wald verwertet werden. Auch hier könne das Modellprojekt mit einer Machbarkeitsstudie über die Wirtschaftlichkeit Auskunft geben, ergänzte Sambale. Denn auch die Beratung der Gemeinden ist eine wichtige Säule, um die Energiewende in der Modellregion voranzutreiben. Beispielsweise können sich die Gemeinden beraten lassen, wie sie in ihren Liegenschaften Energie einsparen können.
Auch die Unternehmen machen mit
Auch die Unternehmen in der Modellregion werden zum Mitmachen motiviert. Die CSU-Abgeordneten besuchten die CO2-neutrale Fabrik der Alois Müller Produktions GmbH in Ungerhausen. Dort stammt 90 Prozent des verbrauchten Stroms aus der Photovoltaikanlage auf dem Firmendach, die restlichen zehn Prozent liefert ein Blockheizkraftwerk. Mit überschüssiger Kälte- und Wärmeenergie werden laut Firmenchef Andreas Müller die umliegenden Firmen mitversorgt.
Norbert Schürmann, Vorstandsmitglied der Lechwerke AG, stellte den Bundestagsabgeordneten LEW-Projekte zur Energiewende vor: Mit dem in der Modellregion erzeugten Ökostrom können rechnerisch rund 90 Prozent des Stromverbrauchs gedeckt werden. Gerade bei Photovoltaikanlagen schwankt die Erzeugungsleistung jedoch stark. Deshalb zielen die LEW-Projekte darauf ab, Energie zu speichern und den Energieverbrauch der Erzeugung anzupassen. Zum Beispiel entwickelt LEW im Rahmen des Projekts FLAIR (Flexible Lasten intelligent regeln) ein Konzept für die Modellregion, um Nachtspeicherheizungen gezielt zu laden, wenn es zu einem Spannungsanstieg im Netz kommt.
Weitere Projekte im Rahmen der Modellregion sind zum Beispiel kostenlose Energieberatungen für Hausbesitzer und das Solarpotenzialkataster, eine Internetseite, auf der jeder Hausbesitzer ausrechnen kann, ob sein Hausdach für eine Photovoltaikanlage geeignet ist. Weitere Informationen unter www.energiewende-unterallgaeu.de