Der Sport kann die Grenzen der Diplomatie überwinden

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Er ist mehr als nur der Wettkampf zwischen Sportler oder Teams, Sport wird gerne als universelle Sprache bezeichnet, die man überall auf der Welt versteht. Daher verbindet er über alle bestehenden Grenzen hinweg, seien sie politischer, kultureller oder geografischer Natur.

In einer immer komplexeren Welt kann der Sport mithelfen, Vorbehalte abzubauen und neues Vertrauen zwischen entfremdenden Staaten aufzubauen. Schon in der Vergangenheit hat sich die Sportdiplomatie als mächtiges Instrument erwiesen. Dieses kann dort Brücken bauen, wo die herkömmliche Diplomatie an ihre Grenzen stößt.

Großveranstaltungen dienen als internationale Plattform

Das haben viele Politiker verstanden und für sich entdeckt. Nicht umsonst drängen sie zu sportlichen Großveranstaltungen. Dort können sie sich im Glanz von herausragenden Leistungen sonnen und gleichzeitig versuchen, neue Kontakte zu knüpfen. Damit werden sportliche Großveranstaltungen auch zu einer Plattform für internationale Beziehungen und den Austausch zwischen Ländern.

Hier treffen Unterhaltung, Sport, Politik und Wirtschaft aufeinander. Nicht umsonst sind viele Sportarten längst zu einem globalen Phänomen herangewachsen. Das zeigt sich auch an den Umsatzzahlen jener Industrie, die mit Sportwetten ihr Geld verdient. Diese unterstützt bekannte Sportarten ebenso wie Randsportarten, die eine vielversprechende Zukunft vor sich haben könnten. Sie alle profitieren von der Strahlkraft des Sports.

Schlagwort Olympischer Friede

Die Ursprünge der Sportdiplomatie liegen weit in der Vergangenheit. Bereits in der Antike ermöglichten die Olympischen Spiele einen Waffenstillstand zwischen verfeindeten Stämmen. Diese ging als Olympischer Friede in die Geschichte ein, denn er stellte den sicheren Ablauf von Olympia sicher.  Seither spricht man vom Geist der Völkerverständigung.

China nutzte einst seine Tischtennis-Stars, um die USA zu ködern

Ein besonders bekanntes Beispiel für die Sportdiplomatie hat sogar eine eigene Bezeichnung erhalten. In den 1970er Jahren nutzte China den Tischtennissport, um eine Annäherung seiner politischen Beziehungen zu den USA in die Wege zu leiten. Die Einladung der chinesischen Sportler an ihre Kollegen aus den USA führte dazu, dass sich die Beziehungen zwischen den beiden Staaten verbesserten.

Dieser erste Schritt führte in Folge zum Besuch des amerikanischen Außenministers und danach des US-Präsidenten in China. Danach nahmen die beiden Staaten ihre diplomatischen Beziehungen wieder auf. Dieses Beispiel aus der Geschichte zeigt, dass der Sport die Kraft hat, eingefrorene Beziehungen neu zu beleben.

Eine Bühne für neue Kontakte und mehr Verständnis

Heute nutzen Veranstalterländer Olympische Spiele oder Fußball-Weltmeisterschaften, um sich und ihre Kultur zu präsentieren. Diese Bühne bietet die Gelegenheit, um Verständnis und Respekt zu werben. Differenzen sollen so zumindest abgemildert werden. Isolierte Ländern können so ihre Präsenz stärken und ein freundlicheres Image aufbauen.

Kein Wunder also, dass sich gerade diese Staaten die Abhaltung solcher Großereignisse viel Geld kosten lassen. Schließlich wirkt das Zusammenkommen nicht nur auf politischer, sondern auch auf kultureller und wirtschaftlicher Ebene. Neue Kontakte sorgen dafür, dass Hürden abgebaut und Verständnis aufgebaut werden können.

Die Sportdiplomatie nutzt die Leidenschaft für den Sport dazu, Probleme anzusprechen und nach Lösungen zu suchen. Das kann auch durch Austauschprogramme oder Initiativen in den Bereichen Bildung oder Gesundheit geschehen.

Vereinnahmung und Boykotte errichten neue Gräben

Doch diese Versuche, Grenzen zu überwinden, gestalten sich immer schwieriger. In einer Welt, die offenkundig mehr und mehr auseinanderdriftet, kommt es immer öfter zu Entwicklungen, die man bereits aus der Vergangenheit kennt. Die Politik versucht sportliche Großereignisse für sich zu vereinnahmen oder nutzte diese, um Boykotte auszusprechen.

All dies widerspricht dem Geist der Völkerverständigung und setzt der Sportdiplomatie neue Grenzen. Das wirft die Frage auf, ob der Sport tatsächlich noch das Potenzial hat, das ihm viele Jahrzehnte hinweg zugeschrieben wurde. Positive Veränderungen in der politischen Agenda sind selten in kurzer Zeit erreichbar. Dazu benötigt man die Geduld, um „harte Bretter zu bohren“.

Gerade in einer Zeit, in der immer wieder neue Konflikte aufbrechen, sollten politisch Verantwortliche Chancen wahrnehmen, die sich abseits der herkömmlichen, ausgetreten Pfade auftun. Die Sportdiplomatie hat sich immer wieder als einzigartige und wertvolle Facette in den Beziehungen zwischen Staaten herausgestellt. Der Sport spricht eine universelle Sprache und verbindet seine Anhänger automatisch über alle Differenzen hinweg.

Die Kraft für Veränderung

Dass er die Kraft hat, Weltbewegendes zustande zu bringen, steht außer Frage. Doch diese Chance muss von allen Beteiligten auch beim Schopfe gepackt werden, sonst verpufft die Chance im Nichts.

Doch die Zukunft sieht durchaus vielversprechend aus. Ob Regierungen oder nicht staatliche Organisationen, sie alle nutzen die Anziehungskraft des Sports, um neue Initiativen auf den Weg zu bringen. Diese dienen nicht nur dem Frieden, sondern auch der Integration oder der Gleichstellung der Geschlechter. Was in politischen Reden oft nicht akzeptiert wird, beweist der Sport in der Praxis und fördert so das gegenseitige Verständnis.

Doch dies wird nur so lange gelingen, solange die Integrität des Sports gewahrt wird. Wenn es zu politischen Einmischungen oder zum Missbrauch für politische Zwecke kommt, droht der Sport, seine einzigartige Rolle in der Diplomatie zu verlieren. Noch ist der Sport ein leuchtendes Beispiel dafür, dass Menschen ihre Unterschiedlichkeit beiseiteschieben können, um sich einem gemeinsamen Ziel zu verschreiben. Die Diplomatie ist gefordert, diesen Status aufrechtzuerhalten.