Bund meldet Rekordsteuereinnahmen durch Online-Glücksspiel

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Lange Zeit oblag Online-Glücksspiel in Deutschland Verboten und Restriktionen. Erst seit 2021 sind Onlinecasinos und andere virtuelle Glücksspiele endgültig legal – und sorgen inzwischen für erhebliche Steuereinnahmen der Länder. Was einst nichts weiter als ein Dorn im Auge war, hat sich zu einer lukrativen Einnahmequelle entwickelt.

2022 als Rekordjahr

Summiert man Lotterie-, Sportwett-, Online-Poker- sowie virtuelle Automatensteuer, kommt man im Jahr 2022 auf rund 2,56 Milliarden Euro Steuereinnahmen. Das war der bisherige Rekord der Steuereinnahmen durch Glücksspiele in Deutschland. Im Jahr 2021 lag dieser noch ca. 10% unter dem Wert von 2022. Somit waren Online-Casinos nicht nur für den Staat ein lukratives Investment.

Während die klassische Lotteriesteuer in den letzten Jahren auf einem recht konstanten Wert von ca. 1,5 Milliarden Euro Steuereinnahmen stagnierte, konnte zuerst die Sportwettsteuer im Laufe der Jahre zunehmen. In den vergangenen Jahren hat diese sich auf ca. 450 Millionen Euro Einnahmen pro Jahr eingependelt. Zuletzt war zwar eher ein kleiner Abwärtstrend der Sportwettsteuer zu beobachten, doch bleibt sie ein konstanter Faktor in der Zusammensetzung der Glücksspielsteuern.

Dafür ging die neu eingeführte virtuelle Automatensteuer durch die Decke. Während sie im ersten Jahr 2021 zwar mit knapp 190 Millionen Euro Steuereinnahmen schon direkt nicht unerheblich zu Buche schlagen konnte, gab es im Jahr 2022 einen Anstieg von 126% auf 428 Millionen Euro. Auch die Online-Poker-Steuer ging durch die Decke: Mit einem Anstieg von 141% wuchs sie prozentual sogar noch mehr als die virtuelle Automatensteuer, kam in der Gesamtzahl allerdings insgesamt auf 33 Millionen Euro im Jahr 2022 und bleibt damit die kleinste Einnahme aus Glücksspielsteuern.

Somit bleibt die Lotteriesteuer zwar mit weitem Abstand die größte Glücksspielsteuereinnahmequelle, doch verzeichnen die neu dazugekommenen Steuern für Online-Poker und virtuelle Automaten einen deutlichen Anstieg der allgemeinen Glücksspielsteuereinnahmen.

Erwartungen übertroffen

Während Schleswig-Holstein schon einige Jahre vor dem Rest der Republik Steuereinnahmen durch Online-Glücksspiel generieren konnte, standen die Prognosen für die bundesweiten Steuereinnahmen bei geschätzten 365 Millionen Euro pro Jahr. Dies konnte schon im ersten Jahr übertroffen werden, wenn man berücksichtigt, dass erst in der zweiten Jahreshälfte 2021 entsprechende Legalisierungsgesetze in Kraft treten konnten.

Im zweiten Jahr, dem Rekordjahr 2022, wurde die überbotene Erstjahresprognose erneut um einiges überboten, da sich die Gesamteinnahmen von Online-Poker- und virtueller Automatensteuer auf rund 460 Millionen Euro beliefen. Gemeinsam konnten sie auch die bereits seit 2012 etablierte Sportwettsteuer um einige Millionen Euro überholen.

Das Rennwett- und Lotteriegesetz

Die Lotteriesteuer für klassische Lotterien existiert in Deutschland sozusagen „schon immer“. Zumindest trat die ursprüngliche Fassung des Gesetzes im Jahr 1922 in Kraft und ist seit über 100 Jahren Bestandteil des deutschen Steuerrechts. Unter dem Namen Rennwett- und Lotteriegesetz werden die Steuern für klassische Lotterien und Rennwetten geregelt. Seit 2012 ist auch der Bereich Sportwetten ein Teil des Gesetzes.

Im Jahr 2021 wurden schließlich auch Online-Glücksspiele in ganz Deutschland legalisiert und als Bestandteil des Rennwett- und Lotteriegesetzes in das deutsche Steuerwesen integriert. Die Legalisierung von Online-Glücksspiel ist durch den sogenannten Glücksspielstaatsvertrag geregelt.

Der Glücksspielstaatsvertrag

Im Jahr 2008 trat die erste Fassung des Glücksspielstaatsvertrags in Kraft. Zu dieser Zeit ging es vor allem um die Monopolisierung von Sportwetten. Virtuelles Glücksspiel spielte noch keine Rolle. 2012 gab es Änderungen in Form von Lockerungen der Werbeverbote und Einzahlungen mit Paysafecard. Online-Glücksspiel hingegen war komplett verboten – außer in Schleswig-Holstein.

Nach etlichen Diskussionen und Veränderungsvorschlägen, die vor allem die Legalisierung von Onlinecasinos und die Vergabe von Konzessionen betrafen, trat 2021 die bisher letzte Fassung des Glücksspielstaatsvertrags in Kraft. Unter gewissen Voraussetzungen wie beispielsweise der Registrierung von Spielerdaten ist seitdem in ganz Deutschland Online-Glücksspiel legal. Es gibt eine eigens dafür ins Leben gerufene Kontrollzentrale, die bundesweit das virtuelle Glücksspiel überwacht.

Keine Zweckbindung der Steuereinnahmen

Worin sich die Steuern aus klassischer Lotterie und physischen Glücksspielen im Vergleich zur digitalen Variante vor allem unterscheiden, ist die Zweckbindung beziehungsweise das Fehlen einer solchen.

Ein großer Teil der Einnahmen der Lotteriesteuer fließt nämlich in die Bereiche Kultur, Naturschutz, Sport und Wohlfahrt der jeweiligen Länder. Ungefähr 40% der Lotteriesteuereinnahmen landen beim Staat selbst oder werden direkt an entsprechende gemeinnützige Organisationen ausgeschüttet. Diese Zweckgebundenheit soll gewährleisten, dass zumindest ein Teil der Glücksspieleinnahmen wieder zurück in die Gesellschaft gebracht werden, um dieser mit dem Überschuss etwas Gutes zu tun.

Anders verhält es sich bei der neuen virtuellen Automatensteuer sowie der Online-Poker-Steuer. Denn diese beiden sind nicht zweckgebunden und fließen vollständig in den Staatshaushalt. Da laut Glücksspielstaatsvertrag vor allem auch die Suchtprävention und -bekämpfung eine zentrale Rolle in der Überwachung des Glücksspiels spielt, mag es überraschen, dass keinerlei Zweckgebundenheit der Steuereinnahmen in einem dieser Bereiche stattfindet.

Uneinheitliche Besteuerung

Ein weiterer Unterschied liegt in der uneinheitlichen Besteuerung von analogem und virtuellem Glücksspiel. Sportwettanbieter und Onlinecasinos müssen 5,3% des Bruttospielertrags versteuern. Im Gegensatz zu anderen Glücksspielanbietern der realen Welt sind jedoch die 19% Umsatzsteuer hinfällig, die diese allerdings abtreten müssen.

Darüber hinaus sind einige Glücksspielanbieter auch von der Vergnügungssteuer betroffen, die in einigen Kommunen und mit einer unterschiedlich hohen Abgabenlast versehen ist. Auch diese Steuer entfällt bei Onlineanbietern.

Weitere Prognosen

Nach dem Rekordjahr 2022 konnten im Folgejahr 2023 die erste Einbuße verzeichnet werden. Gründe hierfür könnten vor allem in der allgemeinen Finanzlage der Bundesbürger liegen. Während 2021 noch teilweise von der Pandemie betroffen war, war das Jahr 2022 für einige Menschen gar wie beflügelt. Dies könnte auch ein Grund für den Rekordumsatz der Online-Glücksspiele im Jahr 2022 sein. Das Gefühl einer wiedergewonnenen Freiheit mag viele Menschen angespornt haben, Dinge zu tun, die sie glücklich machen.

Die aktuelle Inflation und diverse andere Negativerfahrungen könnten somit im Umkehrschluss ein Grund für die finanzielle Einbuße im Jahr 2023 sein. Nichtsdestotrotz stehen die Prognosen weiterhin gut. Steuereinnahmen aus virtuellem Glücksspiel dürften auch weiterhin eine große Menge Steuerumsatz in die deutsche Staatskasse spülen.