Klinikum Memmingen liefert dem Robert-KochInstitut wertvolle Daten für die Corona-Forschung

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Die Notfallklinik am Klinikum Memmingen beteiligt sich als eine von 17 deutschen Kliniken an einem Projekt, das dem Robert-Koch-Institut (RKI) wertvolle Daten zur Erforschung der Corona-Pandemie bereitstellt. „Wir liefern in Echtzeit verschlüsselte Patientendaten, anhand derer die Inanspruchnahme deutscher Notaufnahmen während der Covid-19-Pandemie abgelesen werden kann“, erklärt der Chefarzt der Memminger Notfallklinik, Dr. Rupert Grashey. „Das Robert-Koch-Institut entwickelt mit diesen Daten ein System zur Überwachung der öffentlichen Gesundheit während der Corona-Pandemie.“ Die 17 beteiligten deutschen Kliniken erfassen dezentral und anonym jeden Tag Daten von etwa 1.000 Notfallpatienten. Erfasst wird unter anderen die Anzahl der Patienten pro Tag, deren Behandlungsdringlichkeit oder die Gründe für das Aufsuchen der Notaufnahme. „Damit stehen dem öffentlichen Gesundheitsdienst und der Fachöffentlichkeit wertvolle, tagesaktuelle Daten zur Beurteilung der gesundheitlichen Lage der Bevölkerung zur Verfügung“, erklärt Dr. Grashey. Die oft geforderte Digitalisierung in der Medizin werde hier bereits klinikübergreifend umgesetzt.

Nach intensiven Vorarbeiten entsteht der Notfallklinik dabei praktisch kein Mehraufwand: „Denn die verwendeten Daten sind Routinedaten, die bei jeder Patientenaufnahme erhoben werden“, erklärt der Chefarzt. „Natürlich halten wir dabei höchste Datenschutzstandards ein.“ Zudem erhalte das Klinikum Memmingen durch die Daten selbst wertvolle Informationen zur Qualitätssicherung: „Anhand der erhobenen Daten können wir beispielsweise genau sehen und rückverfolgen, zu welchen Zeiten und an welchen Wochentagen die Notaufnahme besonders frequentiert ist. Wir sehen auf einen Blick, mit welchen Symptomen die Patienten zu uns in die Notaufnahme kamen, ob sie Wartezeiten in Kauf nehmen mussten oder wie lange ihre Aufenthaltszeit bei uns war“, nennt Grashey einige Beispiele. „Dieses Wissen hilft uns, unsere Abläufe kontinuierlich zu verbessern.“

Anhand der erhobenen Daten konnten beispielsweise die sinkenden Patientenzahlen in den Notaufnahmen im Frühjahr während der Corona-Pandemie eindrücklich dargestellt (siehe Grafik) und mit anderen Häusern verglichen werden. „Im April dieses Jahres sind bei uns in der Notfallklinik die Patientenzahlen im Vergleich zum Vorjahr um über 35 Prozent zurückgegangen, von über 3.000 auf 1.900“, erklärt der Notfallmediziner.

Grafik: Klinikum Memmingen

Die Gründe dafür seien vielfältig: „Natürlich hatten wir während des Lockdowns weniger Verkehrs- oder Arbeitsunfälle.“ Auch die Zahl der Herzinfarktpatienten sei zurückgegangen. „Hier kann man nur spekulieren“, meint Grashey. „Möglicherweise sind manche Infarktpatienten aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus oder Sorge vor einer Überlastung der Kliniken ferngeblieben.“ Die Datenerhebung, die jetzt wertvolle Arbeit für die PandemieForschung liefert, wurde am Klinikum Memmingen bereits 2017 im Rahmen eines Forschungsprojekts eingeführt. „Diese Daten können natürlich ebenso für andere wissenschaftliche und strukturelle Fragestellungen ausgewertet werden“, so Grashey. Dies reiche von einer anpassten Ressourcensteuerung (zum Beispiel bei Personal und Betten), dem Erkennen von Ausbreitungsherden bei Influenza- oder Norovirus-Infektionen, bis hin zur Analyse saisonaler oder uhrzeitabhängiger Häufungen von bestimmten Erkrankungen oder Verletzungen. „Zudem können sich die Kliniken einem Vergleich unter Berücksichtigung verschiedener Parameter im Bereich der Qualitätssicherung stellen“, so Chefarzt Dr. Grashey.