Warum der FC Bayern die Bundesliga spannend macht

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Der Rekordmeister wackelt. Die Dominanz der Münchner Bayern scheint ein Plateau erreicht zu haben. Mit Robert Lewandowski haben sie den Topscorer der Liga sowie den derzeitigen Fußballer des Jahres in Deutschland, Europa und der FIFA-Welt. Er gilt als einer der besten Stürmer. Mit 28 Saisontoren ist er auf den Spuren von Gerd Müllers 40-Tore-Bestmarke. Nur hinten zeigt man sich – trotz aktuellem FIFA-Welttorhüter Manuel Neuer im Kasten – ungewohnt schläfrig, wie zuletzt gegen Köln. Die 32 Gegentore sprechen für sich. Was ist also los in München?

Wie ein Märchen liest sich das Fußballjahr 2020 für den FC Bayern: Sechs Titel in einer Saison. Das hat zuvor nur der FC Barcelona geschafft. Und die Bayern brauchten nur acht Monate, um das „Sextuple“ zu erreichen.

Das Titel-Sixpack des FC Bayern im Überblick:

  • Meisterschaft: 27. Juni 2020
  • DFB-Pokal: 4. Juli 2020
  • Champions League: 23. August 2020
  • Europäischer Supercup: 24. September 2020
  • Deutscher Supercup: 30. September 2020
  • FIFA-Klub-WM: 11. Februar 2021

Wohl gemerkt übernahm Hansi Flick erst Anfang November 2019 das Ruder beim FC Bayern München. Ursprünglich war er Interimstrainer und jetzt hat er einen Vertrag bis 2023. Die Zeit wird er auch brauchen, denn die Bayern zeigten immer wieder Formschwankungen.

Keine kleinen Gegner in der Bundesliga

Die Bundesliga ist mittlerweile relativ ausgeglichen, so dass sich die Top 5 gegen „kleine“ Gegner schon mal Patzer erlauben. Das macht die Liga spannend und auch die Live Sportwetten im Fußball. Schließlich bieten sich hier verlässliche Quoten und doch kann man mit dem richtigen Riecher besonders bei solchen Gelegenheiten auch mal einen etwas gewagteren Tipp setzen. Wer hätte am Anfang der Saison gedacht, dass ausgerechnet der FC Bayern mitverantwortlich ist und für ungewohnten Nervenkitzel sorgt?

Licht und Schatten im Bayern-Spiel

Im Januar sah man Anlaufschwierigkeiten gegen Mainz, einen glanzlosen Sieg gegen Freiburg und schließlich das überraschende Aus gegen Zweitligist Holstein Kiel im Nachholspiel der zweiten Runde des DFB-Pokals. Damit sind die Bayern, im Gegensatz zu Borussia Dortmund, raus aus dem DFB-Pokal. Zudem hatte der BVB als „ewiger Zweiter“ im letzten Showdown gegen die Bayern etwas gutzumachen. Der Druck von BVB-Wunderstürmer Erling Haaland auf Neuer und seine Hintermannschaft hatte sich auf jeden Fall mit zwei frühen Gegentoren bewahrheitet. Mittelfristig müssen die Münchner aber einer anderen Mannschaft ihre Aufmerksamkeit widmen.

Die „Roten Bullen“ sitzen den Bayern im Nacken

Mit zwei Punkten Vorsprung haben es die Münchner nach wie vor in der eigenen Hand, sich auch ihren 31. Meistertitel in der Liga zu sichern. Nur lässt das Team von Julian Nagelsmann einfach nicht locker. RB ist giftig und Nagelsmann feuert seine Truppe bei jedem Spiel lautstark an. Das war auch im Pokalspiel gegen den VfL Wolfsburg deutlich zu sehen, das die Leipziger mit reichlich Kampf auf dem Platz und einem tobenden Nagelsmann an der Seite gewannen.

Foto: imagoimage

Sobald die Bayern patzen, sind die Leipziger zur Stelle. Insofern müsste man fairerweise davon sprechen, dass RB Leipzig das Titelrennen wieder richtig spannend macht. Hoch anzurechnen ist den Leipzigern, dass sie den üblichen Zweikampf zwischen Bayern und besagtem BVB für den Moment außer Kraft gesetzt haben. Das belebt die Liga insgesamt, auch weil Bayerns Transferpolitik insgesamt nicht befriedigend ist.

Der Bayern-Kader hat Löcher

Wenn man Robert Lewandowski, Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Thomas Müller spielen sieht, fällt es einem schwer, eine wirkliche Bedrohung durch andere Clubs festzustellen. Lewandowski trifft in nahezu jedem Spiel, Neuer ist (bis auf wenige Aussetzer) unumstritten im Tor, Goretzka und Kimmich feuern als „Aggressiv-Leader“ das Team an und nach der zweiwöchigen Corona-Pause sendet auch „Radio Müller“ wieder. Er macht da weiter, wo er aufgehört hat.

Gefährlich wird es, wenn die Leistungsträger der „ersten Elf“ verletzungsbedingt ausfallen und die zweite Reihe einspringen muss. Hierbei setzte Flick eher auf den eigenen Nachwuchs. Die Neueinkäufe wie Marc Roca, Bouna Sarr oder Eric Maxim Choupo-Moting kamen bislang nicht so oft zum Zug.

Der Kader ist zwar voll, aber nicht durchweg mit Qualität gefüllt. Das wird unter anderem daran ersichtlich, dass die Rechtsverteidiger-Position weiterhin ohne Kimmich nicht auskommt. Außerdem zündet Choupo-Moting als Lewandowski-Backup auch nicht so häufig, wie man es in München gerne sehen würde. Die Einkäufe bleiben insgesamt hinter ihren Erwartungen. Das ist für den FC Bayern natürlich nicht zufriedenstellend.

Die Ausgewogenheit der Leipziger

Mit sechs erfolgreichen Ligaspielen in Folge und dem schmerzhaften 0:2 „Stachel“ von Liverpool im Rücken ist man sich in Leipzig seiner Schwächen bewusst, geht aber auch selbstbewusst in jedes Spiel. Das schnelle Umschalten und die mentale Frische auf dem Platz wird auch durch den breiten Kader an jungen, schnellen und flexibel einsetzbaren Spielern angefeuert. Man hat den Eindruck, dass Julian Nagelsmann neben der Startelf noch eine komplett adäquate zweite Elf aufbieten kann.

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Die bedeutenden Abgänge von Timo Werner und Patrik Schick konnte das Team von Nagelsmann gut abfedern. Und mit Alexander Sørloth haben sie nun sowas wie den „Erling Haaland von Leipzig“ in ihren Reihen. Er ist mit seinen 24 Jahren schon etwas erfahrener als Haaland, aber genauso hungrig aufs Toreschießen wie sein norwegischer Landsmann aus Dortmund. Unverkennbar ist auch die Harmonie, die Sørloth mit Yussuf Poulsen im Sturm auf den Platz bringt. Es passt also relativ viel zusammen.

Im Vergleich zu den Bayern erscheint der RB-Kader zudem ausgewogener, sodass man in Leipzig sogar stärker aufgestellt scheint als in München. Wie stark Leipzig wirklich ist, wird sich am 3. April zeigen. Dann treffen beide Teams aufeinander.

Ist man müde in München?

Von allen deutschen Klubs haben die Bayern die meisten Spiele zu absolvieren. Das straffe Programm geht – trotz Ausscheidens aus dem DFB-Pokal – an die Substanz. Selbst die Münchner „Übermannschaft“ menschelt ein Stück und bringt nicht immer den absoluten Fokus aufs Spielfeld.

Wenn man aber auf fokussierte Bayern trifft, wie es beim 1:4 gegen Spitzenteam Lazio Rom der Fall war, muss man sich glücklich schätzen, dass es nicht 1:8 ausging. Das hatte auch der 1. FC Köln bei der 5:1 Klatsche in München zu spüren bekommen. So kann man bei den Bayern höchstens von zeitweiser Erschöpfung sprechen, was völlig normal ist. In der Saison hält der Rekordmeister insgesamt noch der Belastung stand und kann sich an der Spitze behaupten.

Die Bundesliga wird stärker, bleibt der Bayern-Dusel?

Die jahrelange Dominanz der Bayern in der Bundesliga sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Menge an Bayernjägern in den letzten Jahren auf sechs, sieben, acht Mannschaften gewachsen ist. Auch wenn die Bayern sich in der aktuellen Saison auf nur einen Verein konzentrieren müssen, der ihnen wirklich noch in die Parade fahren kann, ist das Feld dahinter dicht gestaffelt. Bei Spielen gegen Allzeit-Konkurrenten wie Dortmund braucht es dann auch den mehr oder weniger berüchtigten Bayern-Dusel, um in den letzten Minuten das Spiel zu drehen und die Tabellenführung zu verteidigen.