Wie sich die Verletzung von Jerome Boateng auf die deutschen EM-Chancen auswirkt

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Mit der schweren Verletzung von Jerome Boateng ging ein Aufschrei durch die deutsche Medienlandschaft. Er verletzte sich zum Auftakt der Rückrunde, im Spiel des FC Bayern gegen den Hamburger Sportverein, schwer. Nach einem Zweikampf in der 56. Minute ging der Innenverteidiger zu Boden und signalisierte sofort, dass er sich schwererer verletzt hat und ausgewechselt werden muss. Nach und nach sickerten genauere Informationen über die Art der Verletzung in den Medien durch. So handelt es sich wohl um eine Muskelverletzung im Adduktorenbereich und es wird mit einer Verletzungspause von rund 3 Monaten gerechnet.

Der 27-jährige Boateng ist als Sohn eines ghanaischen Vaters und einer deutschen Mutter in Berlin geboren und lernte dort das Fußballspielen. Nachdem er bei Hertha den Sprung in die Bundesliga schaffte, wechselte er 2007 zum HSV. Dort verbesserte er sich stetig und wechselte folglich 2010 zu Manchester City. Allerdings wurde er im Ausland nicht richtig glücklich und kehrte 2011 in die Bundesliga zurück. Seitdem spielt er beim FC Bayern München und ist dort zum absoluten Führungsspieler gereift. Sein Talent war schon früh erkannt. So durchlief er alle Jugendnationalmannschaften und feierte schließlich 2009 sein Debüt in der A-Nationalmannschaft. Der bisherige Höhepunkt seiner Karriere war ohne Zweifel der Gewinn des WM-Titels 2014, wo er das ganze Turnier, aber vor allem im Finale gegen Argentinien, überragende Leistungen zeigte.

Die Verletzung ist natürlich ein schwerer Schlag für die Ambitionen des FC Bayern München, aber auch für die deutsche Nationalmannschaft. Boateng gilt als einer der weltbesten Innenverteidiger und ist sowohl bei den Bayern als auch in der Nationalmannschaft unumstrittener Abwehrchef. Während die Bayern eine kurzfristige Verpflichtung eines Abwehrspielers als Ersatz ausschließen, hat die deutsche Nationalmannschaft gar nicht die Möglichkeit Boateng gleichwertig zu ersetzen und wird eventuell zum wiederholten Male auf einen Leistungsträger bei einem Großereignis verzichten müssen. So muss fürs erste ein neuer Partner für den Dortmunder Mats Hummels, der nun noch mehr in der Pflicht steht, gefunden werden. Der Kapitän der Dortmunder gilt trotz seiner durchwachsenen Hinrunde als gesetzt. Als erste Alternativen an seiner Seite gelten Holger Badstuber und Shkodran Mustafi.

Ob Boateng für die Europameisterschaft, die im Sommer in Frankreich stattfindet, ausfällt, ist noch unklar. Falls er rechtzeitig fit wird, ist allerdings damit zu rechnen, dass er, wegen mangelnder Spielpraxis, nicht das Niveau von vor der Verletzung erreichen wird. So wird der deutsche Nationaltrainer Jogi Löw genau abwägen müssen, ob Boateng fit genug ist, um die deutsche Abwehr zu führen. Sollte dies nicht der Fall sein, ist dies natürlich ein herber Rückschlag für die Titelambitionen der Nationalmannschaft, die sich auf einen guten Weg wähnte, und als einer der Favoriten gilt. Ein Spieler solchen Kalibers ist nun mal nicht gleichwertig zu ersetzen und es wird von der ganzen Mannschaft abhängen, die Fehler, die Boateng normalerweise durch sein unvergleichliches Stellungsspiel ausgleicht, zu vermeiden. Allerdings hat die deutsche Nationalmannschaft schon häufiger bei großen Turnieren Ausfälle von Leistungsträgern egalisieren können und es ist ihnen durchaus zuzutrauen, auch ohne Boateng eine erfolgreiche Europameisterschaft zu absolvieren.