„Riesenkompliment“ von Flick: DFB-Stars starten mit WM-Rückenwind in die Ferien

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Hansi Flick schickt seine müden Nationalspieler zufrieden in den Urlaub. Er selbst geht nach dem historischen Sieg gegen Italien in die Analyse.
Mönchengladbach (SID) Die Nationalspieler düsten nach ihrer Fünf-Tore-Gala in den wohlverdienten Urlaub, das Lob von Hansi Flick klang ihnen nach dem ersehnten WM-Stimmungsbooster noch in den Ohren. „Man muss der Mannschaft ein Riesenkompliment machen, für die Art und Weise, wie sie Fußball gespielt hat“, sagte Flick nach dem 5:2 (2:0)-Spektakel gegen Italien, und er fügte lächelnd an: „So stellen wir uns das vor.“
Der höchste Sieg gegen den Europameister seit 83 Jahren versetzte die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in kollektive Zuversicht für das in fünf Monaten startende Turnier in Katar. Selbst der eher zurückhaltende Ilkay Gündogan verbreitete kecke Töne. „Wenn wir es so machen wie heute“, sagte Gündogan selbstbewusst, „werden es sehr viele Mannschaften gegen uns schwer haben.“
Mit breiter Brust starteten daher die strapazierten Stars um Kapitän Manuel Neuer nach dem „wichtigen Meilenstein“ und der „gezündeten Rakete“ in die Ferien – nicht ohne Anweisung ihres Chefs. Es sei wichtig, „auch mental“ abzuschalten, so Flick. In der neuen Saison gehe es bis zur WM (ab 21. November) schließlich „Schlag auf Schlag, gerade für die, die international spielen“. Daher bräuchten alle „drei, dreieinhalb Wochen Urlaub“. Dieser sei mehr als verdient.
Bevor auch der Bundestrainer nach seiner ersten Saison im Amt noch ungeschlagen (neun Siege, vier Unentschieden) die Beine hochlegt, wird er den jüngsten Nations-League-Viererpack mit seinem Trainerteam „analysieren“. Denn so schön die Kombinationen in Mönchengladbach auch waren, so sehr das schwungvolle Spiel die Fans auch begeisterte, bis zur WM bleibt viel Arbeit.
„Wir haben gute Spieler, eine gute Einstellung, ein gutes Projekt – aber auch noch allerhand Defizite, als dass wir davon sprechen könnten, dass wir perfekt sind, dass uns niemand mehr schlagen kann“, analysierte Thomas Müller. Man könne selbst zwar jeden schlagen, so der Bayern-Profi, „aber in fußballschlauen Dingen müssen wir noch draufpacken“.
Dies bezog sich vor allem auf die ersten drei Auftritte in der Nationenliga, die in Italien, gegen England und in Ungarn allesamt 1:1 endeten. Doch der Sturmlauf im Borussia-Park lässt Flick nach dem „richtigen Stresstest“ mit einem „super Gefühl“ in die Sommerpause gehen. Bei den Spielen im September gegen Ungarn (23.) und in England (26.) müsse man aber „an der einen oder anderen Stellschraube drehen“, sagte auch Flick: „Denn es war nicht alles gut.“
Dennoch geht der Nachfolger von Joachim Löw beruhigt in die nächsten Monate. Er hat seine WM-Achse gefunden. Neuer bot Weltklasse-Leistungen im Tor, Niklas Süle und Abwehrchef Antonio Rüdiger sollen davor aufräumen. Joshua Kimmich ist im defensiven, Müller im offensiven Mittelfeld gesetzt. Im Sturm vertraut Flick auf Timo Werner. „Die Achse“, stellte Flick zufrieden fest, „hat funktioniert.“
Werner teilte nach seinen beiden Treffern gegen seine Kritiker aus. Tore seien immer gut, sagte der zuletzt glücklose Angreifer des FC Chelsea: „Für mich doppelt und dreifach, wenn man nach jedem Spiel öffentlich angezählt wird.“ Werner gab sich zwar auch selbstkritisch, doch die Tore taten ihm sicht- und hörbar gut: „Wenn die Topform im Oktober oder November kommen würde, würde sich sicher keiner beschweren.“
Das gilt auch für Leroy Sane. Er bleibt das große Sorgenkind im DFB-Team, auch wenn er gegen Italien mehr Engagement zeigte. Der Münchner muss um seinen Platz bangen. Flick hat Alternativen. Gündogan, Jonas Hofmann und Jamal Musiala drängen in die Startelf. Der Konkurrenzkampf bleibt groß.
Seinen Kader muss Flick nach den Begegnungen im September benennen. Mit zwei Erfolgen hätte der viermalige Weltmeister im dritten Anlauf erstmals das Final Four erreicht. „Siege sind wichtig, weil sie gut fürs Selbstvertrauen sind“, sagte Flick. Und schickte seine Spieler in die Ferien.
SID om nt er

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