Leclerc-Heimfluch geht weiter: „Habe keine Worte“

-

Print Friendly, PDF & Email

Charles Leclerc hat in seiner Heimat Monaco trotz allerbester Vorzeichen den Sieg verpasst. Mick Schumacher sorgte für den Schockmoment eines chaotischen Rennens.
Monte Carlo (SID) Der Besuch in der Siegerloge bei seinem Landesvater Fürst Albert – für den gebürtigen Monegassen Charles Leclerc bleibt diese Ehre ein Traum. „Ich habe keine Worte, eieiei. Die Saison ist noch lang, aber so etwas dürfen wir einfach nicht tun!“, funkte der am Boden zerstörte Ferrari-Star nach seinem ernüchternden vierten Platz an seine Crew – die ihm, gemeinsam mit dem unmittelbar vor Rennstart einsetzenden Regen, den Heimsieg geraubt hatte.
„Das ist hart, die Jahre vorher war es auch schon hart, ich gewöhne mich langsam an Enttäuschungen bei meinem Heimrennen“, sagte er später. Die Party, die Leclerc zugedacht schien, feierte stattdessen Sergio Perez. In einem chaotischen Rennen, das nach 64 Runden wegen Erreichens des Zeitlimits abgebrochen wurde, profitierte der Red-Bull-Pilot von einer perfekten Strategie, holte sich seinen dritten Formel-1-Sieg – und mischt auf einmal mit im Titelkampf.
„Hier zu gewinnen, davon träumt man als kleines Kind“, sagte der Mexikaner, der mit seinem Red Bull am Samstag im Qualifying schwer gecrasht war. „Ich habe euch viel Champagner versprochen“, rief Perez deswegen in Richtung seiner Mechaniker. Er hatte Wort gehalten.
Als WM-Dritter mit 110 Punkten rückte „Checo“ heran an Leclerc (116) und seinen Red-Bull-Teamkollegen Max Verstappen (125). Der Weltmeister aus den Niederlanden durfte sich trotz eines persönlich mäßigen Wochenendes als Dritter zu den Gewinnern zählen. „Ich habe meine WM-Führung ausgebaut, das hätte ich gestern nicht erwartet“, meinte Verstappen: „Der Regen hat uns natürlich in die Karten gespielt.“ Rang zwei ging an Leclercs Teamkollegen Carlos Sainz.
Für den Schockmoment sorgte Mick Schumacher: Der Haas-Pilot flog in der 27. Runde ab, sein Bolide wurde bei dem schweren Einschlag in der Hafenschikane in zwei große Teile gerissen. „Die Autos sind breiter als letztes Jahr – in dem Fall waren sie zu breit und ich habe mich verschätzt“, sagte Schumacher bei Sky und nahm die Schuld auf sich. Körperlich sei er „okay“. Ex-Champion Sebastian Vettel (Heppenheim) belegte im Aston Martin Rang zehn.
Nach Leclercs Fahrt auf die Pole Position setzten die Verfolger ihre Hoffnungen in den prognostizierten Regen – und dieser kam wie bestellt. Der Niederschlag war allerdings sehr stark, nach zwei Formationsrunden entschied die Rennleitung auf Unterbrechung.
Erst mit mehr als einer Stunde Verzögerung wurde das Rennen wieder aufgenommen. An der Spitze änderte sich zunächst nichts, allerdings reagierte Ferrari zu spät auf die abtrocknende Strecke. Perez überholte den Monegassen sprichwörtlich in der Box durch einen früheren Stopp auf Intermediates.
Ferrari ging anschließend volles Risiko und holte nur drei Runden später seine beiden Fahrer rein, um ihnen Trockenreifen zu geben. Im Falle von Leclerc war dies offenbar so nicht beabsichtigt – der Monegasse war allerdings schon in die Boxengasse abgebogen, als sein Renningenieur ihm zurief, auf der Strecke zu bleiben. „Was verdammt nochmal machen wir da?“, fluchte Leclerc im Funk.
Nach dem Restart infolge des Schumacher-Crashs war für Leclerc nicht mehr viel zu machen, auf trockener Strecke ist das Überholen in Monaco praktisch ein Ding der Unmöglichkeit.
Über dem Wochenende schwebte die Frage, ob das Glamour-Rennen womöglich zum letzten Mal zum Kalender gehört. Der Vertrag zwischen der Formel 1 und dem Veranstalter läuft aus. Bislang zahlt Monaco ein geringes Antrittsgeld und genießt viele Privilegien, welche die Formel-1-Führung beschneiden möchte.
Alle Augen richteten sich vom ersten Training an auf Leclerc, zahlreiche Fahnen und Banner waren dem Local Hero gewidmet. Leclerc hatte bei den vorherigen fünf Anläufen in der Formel 1 bzw. Formel 2 in seiner Heimat nie das Ziel erreicht – 2021 schaffte er es als Pole-Setter wegen eines Schadens nicht mal in die Startaufstellung. Diesmal kam er zumindest an – zufrieden war er trotzdem nicht.
SID mh wt

© 2008-2022 Sport-Informations-Dienst