Vor Relegations-Hit: Magath setzt auf „Aura der Sieger“ gegen seine alte Liebe HSV

-

Print Friendly, PDF & Email

Für seine ins Wanken geratene Rettungsmission bei Hertha BSC muss Felix Magath ausgerechnet seiner alte Liebe HSV weh tun. Hilfe sucht er dabei im Olympiastützpunkt Kienbaum.
Berlin (SID) In Badeschlappen schlurfte Felix Magath in den Presseraum mit Klassenzimmer-Charme. Als erstes bestellte er einen Tee – und dann verriet der Trainer von Hertha BSC seinen ungewöhnlichen Plan für den Relegations-Hit gegen seine alte Liebe HSV. Die kriselnde Hertha will das Momentum gegen den auf einer Euphoriewelle schwebenden Hamburger SV mit einer „Aura der Sieger“ von Kienbaum auf ihre Seite kippen. 
„Wir haben uns diese Sportschule ausgesucht, weil hier die Sieger herkommen. Wir möchten von dieser Aura profitieren“, sagte Magath über das Kurztrainingslager vor dem Relegations-Hinspiel am Donnerstag (20.30 Uhr/Sat1 und Sky) im mit fast 77.000 Zuschauern ausverkauftem Olympiastadion. Den Erfolg der Weltmeister und Olympiasieger „riecht und spürt man überall“, meinte Magath: „Deswegen sind wir in bester Gesellschaft.“ 
Auf solche Maßnahmen verzichtet der HSV ganz bewusst, Trainer Tim Walter und seine Spieler zeigten sich beim öffentlichen Training am Mittwoch bewusst locker und in sich ruhend. Kein Wunder: Die erfolgreiche Aufholjagd mit fünf Ligasiegen in Folge wirkt befreiend. 
Im vierten Anlauf will der einstige Bundesliga-Dino endlich den Aufstieg schaffen – „es wird allerhöchste Zeit“, sagte Uwe Seeler dem SID: „Wenn die Mannschaft kämpft wie zuletzt und auch den Ehrgeiz zeigt, kann sie es schaffen.“
Neben Seeler zählt auch Magath zu den größten HSV-Ikonen, er hatte die einst ruhmreiche HSV-Zeit als Spieler mitbestimmt und dort auch als Trainer und Manager gearbeitet. Auf ewig unvergessen bleibt sein Traumtor im Endspiel des Europapokals der Landesmeister 1983 gegen Juventus Turin. Dass er seine ins Wanken geratene Rettungsmission bei Hertha ausgerechnet gegen den HSV zu Ende bringen muss, sei zwar ein „unbehaglicher“ Gedanke, so Magath, aber: „Es spielt keine Rolle.“
Er habe genug Partien absolviert, „in denen es um die Wurst ging“, betonte der 68-Jährige. Auch jetzt sei die Situation wie vor „einem Endspiel“, und da sei er in der Lage, „mich auf mich, meine Mannschaft und meine Aufgabe fokussieren.“
Dabei hat er auch genug zu tun, denn ausgerechnet jetzt kommt neue Unruhe auf. Die Sport Bild schrieb von einem „Pulverfass“ und einem angeblichen „Kabinenkrach“ zwischen Magath und Anführer Kevin-Prince Boateng, weil der Trainer zu häufig das Wort „ihr“ statt „wir“ bei Ansprachen benutzen würde. „Da wird versucht, irgendwas zu konstruieren“, wiegelte Magath ab, „aber das ist nicht der Rede wert.“
Deutlich mehr Bauchschmerzen bereitet dem Hertha-Trainer das Fehlen von Mittelfeld-Abräumer Santiago Ascacibar (gelbgesperrt) und der mögliche Ausfall von Torhüter Marcel Lotka (Nasenbeinbruch). 
Da auch Vertreter Alexander Schwolow nicht zur Verfügung steht, müsste der junge Däne Oliver Christensen ausgerechnet im größten Nervenspiel seine Saisonpremiere feiern. 
Geschäftsführer Fredi Bobic aber ist sich sicher, dass alle Berliner „den Druck aushalten können“, auch wenn er eine „größere Anspannung“ nach drei vergebenen Matchbällen zum Klassenerhalt spüre. 
Beim HSV ist eher eine unbändige Vorfreude zu erkennen, die unverhoffte Chance auf die Bundesliga-Rückkehr. „Das ist ein einfach richtig schönes und geiles Gefühl“, sagte HSV-Coach Walter. Den HSV werden bis zu 20.000 Fans im Olympiastadion anfeuern, die Anhänger planen eine „blau-weiß-schwarze Invasion zur Relegation“. – Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:
Hertha: Christensen (Lotka) – Pekarik, Boyata, Kempf, Plattenhardt – Tousart, Darida – Serdar, Boateng (Stark), Mittelstädt – Belfodil. – Trainer: Magath 
Hamburg: Heuer Fernandes – Heyer, Vuskovic, Schonlau, Muheim – Meffert – Kittel, Reis – Jatta, Vagnoman – Glatzel. – Trainer: Walter 
SID js pl rd 

© 2008-2022 Sport-Informations-Dienst