Nachdenklicher Nagelsmann: „Werde die Welt nicht untergehen lassen“

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Kingsley Coman bewahrt Bayern München beim glücklichen 1:1 gegen aufmüpfige Salzburger vor einer Blamage. Bis zum erhofften Titel in der Königsklasse hat der Rekordmeister noch einige Baustellen zu schließen.
Salzburg (SID) Thomas Müller saß auf der stürmischen Rückfahrt nach München mit „gemischten Gefühlen“ im Mannschaftsbus, in der ersten Reihe stieg Julian Nagelsmann auf der A8 sofort in die Videoanalyse ein. Erste Erkenntnisse hatte der Trainer von Bayern München aber schon vor der gut zweistündigen Heimreise von Salzburg an die Säbener Straße gewonnen – und die waren nicht sehr erfreulich.
„Um in Europas Elite mithalten zu können, haben wir noch genug zu tun“, sagte ein nachdenklicher Nagelsmann, nachdem der Rekordmeister dank eines Last-Minute-Treffers von Kingsley Coman im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim Außenseiter RB Salzburg gerade noch einer erneuten Blamage entgangen war.
Der Trainer wusste genau, dass das magere 1:1 (0:1) gegen die frechen Österreicher um einen bärenstarken Karin Adeyemi dem Anspruch des großen FC Bayern ganz und gar nicht entsprach. Schon das peinliche 2:4 in Bochum hatte im Klub für einige Unruhe gesorgt.
„Wenn du in Bochum verlierst und in Salzburg unentschieden spielst, ist das nicht das, was du bei Bayern München medial, fanmäßig und auch klubintern sehen willst. Dann gibt es ein bisschen Druck“, sagte Nagelsmann mit Blick auf das Rückspiel am 8. März und ergänzte mit einem Schmunzeln: „Ich habe zwar keinen IQ von 130, aber das wusste ich vorher schon, dass es so ist.“
Das krachende Aus im DFB-Pokal in Gladbach wurde dem jungen Coach noch verziehen, ein K.o. beim Angriff auf Europas Fußball-Thron bereits im Achtelfinale der Königsklasse, und das auch noch gegen Underdog Salzburg, würde dagegen beim ambitionierten Rekordmeister für gewaltige Erschütterungen sorgen. Die Krise wäre perfekt – und eine zehnte deutsche Meisterschaft in Serie nur ein schwacher Trost.
Aber Nagelsmann hatte trotz des Stolperers vor den Augen von Bundestrainer Hansi Flick keine Lust, alles schwarzzumalen. „Ich werde jetzt nicht die Welt untergehen lassen, auch wenn es medial gewünscht ist“, sagte er. Er spüre zwar „dass es in die heiße Phase geht. Aber ich bin mehr dafür, sich weniger zu beklagen oder zu diskutieren, sondern Entscheidungen zu treffen und zu arbeiten“.
Und dies nicht nur eine Halbzeit lang, wie Joshua Kimmich nach einem sehr wackeligen Vortrag vor der Pause einmal mehr forderte. „Dass wir es können, ist klar, aber wir müssen es in jedem Spiel über 90 Minuten auf den Rasen bekommen. Wir sind nicht in einem Flow, das muss jeder begreifen“, sagte der Nationalspieler in aller Deutlichkeit.
Da müsse der Rekordmeister auch in der Liga am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) gegen Schlusslicht SpVgg Greuther Fürth „weitermachen“, so Kimmich: „Wir dürfen nicht denken, es geht schon. Wir brauchen diese Entschlossenheit in jedem Spiel.“
Deshalb mussten die Bayern, die mit dem 0:1 durch Chikwubuike Adamu (21.) zunächst gut bedient waren, „mehr leiden, als wir es uns gewünscht haben“, sagte Müller bei DAZN, „aber Hut ab, dass wir das Ding noch auf ein 1:1 gebogen haben“.
Die pfeilschnellen Jungbullen wittern gegen angeschlagene Münchner jedoch Morgenluft. „Wir sind absolut bereit. Wir sind gierig, jung, spritzig, darauf kommt es an“, betonte der starke Adeyemi: „Wir sind Bayern ein Klotz am Bein.“
SID tn th ak

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