Traumrennen des Thüringen-Express: Hennig und Carl stürmen zum Sensations-Gold

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Wahnsinn auf vier Skiern: Die Langläuferinnen Katharina Hennig und Victoria Carl werden in Peking Olympiasiegerinnen im Teamsprint.
Peking (SID) Der kühne Gold-Traum der deutschen Skilangläuferinnen ist Wirklichkeit geworden: Katharina Hennig und Victoria Carl sind in Peking sensationell zum Olympiasieg im Teamsprint gestürmt und haben zwölf Jahre nach dem Triumph von Evi Sachenbacher-Stehle und Claudia Nystad in der gleichen Disziplin wieder einen goldenen Triumph für das lange gebeutelte Langlauf-Team gefeiert.
„Wir sind wie im falschen Film und können das gar nicht fassen. Unglaublich, dass wir auf das Staffelsilber noch einen draufsetzen konnten“, sagte die 25 Jahre alte Oberwiesenthalerin Hennig. Die völlig aufgelöste Schlussläuferin Carl (26) meinte: „Ich zittere am ganzen Körper, ich bin voller Adrenalin und laufe herum wie Falschgeld. Erst am letzten Berg habe ich gemerkt, dass es um eine Medaille geht.“
Der erst am Wettkampfmorgen für die leicht angeschlagene Katherine Sauerbrey ins Team gerückten Carl war in einem Wahnsinns-Zielsprint die Riesen-Überraschung gelungen. Die Schlussläuferin des „Thüringen-Express“ setzte sich hauchdünn vor der Schwedin Jonna Sundling und der Russin Natalja Neprjajewa durch. „Das ist so geil, ein besseres Geburtstagsgeschenk gibt es einfach nicht“, brüllte Bundestrainer Peter Schlickenrieder, der am Mittwoch 52 Jahre alt wurde, in den Teamfunk.
Am Samstag hatten Hennig und Carl zusammen mit Sauerbrey und Sofie Krehl Silber in der Staffel gewonnen. Schon dies war eine mittlere Sensation. Der Höhepunkt folgte nun aber in dieser so brutalen Disziplin: Jede Läuferin musste im Wechsel drei der höchst anspruchsvollen 1,5-km-Runden zurücklegen, und das im Halbfinale wie im Finale – der Abnutzungskampf im klassischen Stil lag den beiden deutschen Golden Girls perfekt.
Bei den Männern schieden Albert Kuchler (Lam) und Janosch Brugger (Schluchsee) mit viel Pech im Halbfinale aus – Brugger kam abgeschlagen auf nur einem Ski ins Ziel. Für Brugger wiederholte sich derweil das Missgeschick der Heim-WM 2021 in Oberstdorf. Schon damals war dem Südschwarzwälder früh im Halbfinale die Bindung aufgegangen und ein Ski abhanden gekommen, diesmal verlor er ihn kurz vor dem Ziel und endgültig.
Schon auf der erste Runde hatte Kuchler bei einer Kollision einen Stockbruch erlitten und musste sich mühsam wieder heranarbeiten. Auch er ist ein Peking-Pechvogel: Im Einzel über 15 km hatte sich Kuchler verlaufen und reichlich Zeit eingebüßt.
Begonnen hatte der Tag für die deutschen Frauen mit einem vermeintlichen Rückschlag: Die eigentlich an der Seite von Hennig für den Start eingeplante Olympia-Entdeckung Sauerbrey musste passen. Die Belastungen ihrer ersten Winterspiele forderten den Tribut der 24-Jährigen, die als Startläuferin der Silberstaffel geglänzt hatte.
Ersatzfrau Carl hatte zwar in Peking zuvor ebenfalls starke Leistungen gezeigt und maßgeblich zum Staffelerfolg beigetragen – sie galt aber als die etwas schwächere Klassik-Läuferin. Ein Trugschluss.
SID cl cp

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