Goldrinne von Yanqing: Historischer Olympiasieg für Skeletoni Grotheer

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Christopher Grotheer ist der erste deutsche Olympiasieger im Skeleton. Axel Jungk steuert mit Silber eine weitere Medaille bei.
Peking (SID) Christopher Grotheer sprang nach seinem historischen Gold-Coup kraftvoll auf das oberste Treppchen und schloss glückselig die Augen, bei den Tönen der deutschen Nationalhymne wurde Silbermedaillengewinner Axel Jungk zum stillen Genießer. Die beiden Skeletonis haben den olympischen Eiskanal von Yanqing endgültig zur deutschen Goldrinne gemacht – und wollen das gehörig begießen.
„Das wird heute auf jeden Fall geschehen“, sagte der sonst eher reservierte Grotheer am ARD-Mikrofon. „Axel ist ja auch ein Feierbiest. Und wenn ich zwei Bier getrunken habe, bin ich auch ein bisschen lockerer“, beteuerte der 29-Jährige aus Oberhof, der zwei wesentliche Faktoren für seinen überraschenden Triumph ausmachte.
„Ich habe mit jemandem zusammengearbeitet dieses Jahr. Diese Medaille habe ich im Kopf gewonnen“, sagte Grotheer. Und dass er „definitiv“ die beste Zeit seines Lebens habe, liege nicht zuletzt an seiner schwangeren Verlobten Mary Ann: „Ohne sie hätte ich das in den letzten zwei Jahren nicht geschafft.“
Auch Jungk, der sich kurz vor den Spielen mit dem Coronavirus infiziert hatte, wurde emotional. „Ich habe gesagt: Ich will mit Medaille nach Hause kommen. Es hat sich alles ausgezahlt, es ist ein unglaublich schönes Gefühl“, sagte der Oberbärenburger.
Nebenbei haben die beiden Männer ein kleines Kapitel Sportgeschichte geschrieben. Es waren die ersten Olympiamedaillen überhaupt für deutsche Skeleton-Männer. Und: Mit fünf Siegen nach fünf Wettbewerben bleibt der Eiskanal von Yanqing ganz fest in schwarz-rot-goldener Hand.
Nach den vier Läufen betrug Grotheers Vorsprung auf Jungk komfortable 0,66 Sekunden. Bronze sicherte sich der Chinese Yan Wengang, der dritte deutsche Starter Alexander Gassner (Winterberg) belegte Platz acht.
Für den 29-jährigen Grotheer, der sich als Kind noch im Skispringen versuchte und erst anschließend mit dem Kopf voran den Eiskanal hinunter stürzte, ist der Gold-Triumph der Höhepunkt eines außergewöhnlichen Weges. In der Saison 2019/20 nach schwachen Leistungen noch im Europacup abgestellt, folgte anschließend ein steiler Aufstieg mit den WM-Titeln 2020 und 2021 – und nun Olympiagold. In China belohnte sich Grotheer, den charakterlich wie fahrerisch eine unheimliche Ruhe auszeichnet, für eine sehr konstante Leistung.
Die deutschen Pilotinnen wollen es den Männern bereits am Samstag nachmachen. Die Voraussetzungen sind gut: Juniorenweltmeisterin Hannah Neise steuert überraschend auf Silberkurs, Weltmeisterin Tina Hermann liegt auf dem Bronzerang – und auch Jacqueline Lölling hat als Fünfte noch gute Podestchancen.
„Die Mädels brennen. Wir hatten eben Besprechung und ich habe in die Augen geschaut: Die Augen haben geleuchtet, die wollen unbedingt nachziehen“, sagte Bundestrainer Christian Baude. Der deutsche Medaillenregen im Eiskanal scheint längst noch nicht zu Ende zu sein. 
SID ml mh ab jl

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