Ottobeuren – Arthrose – Schicksal oder selber schuld?

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Foto: Kreisklinik Ottobeuren
Foto: Kreisklinik Ottobeuren

Chefarzt Dr. Tilman Eßlinger spricht über Gelenkverschleiß und seine Ursachen

Der Begriff Arthrose bezeichnet einen „Gelenkverschleiß“, der das altersübliche Maß übersteigt. Dabei kommt es im Gelenk zu einem Knorpelverlust der unwiederbringlich ist, denn Gelenkknorpel wächst nicht nach.

Dr. Tilman Eßlinger, Chefarzt für Unfallchirurgie und Orthopädie an den Kreiskliniken Unterallgäu informierte über Ursachen und Präventionsmöglichkeiten bei Arthrose im Rahmen der Patientenvortragsreihe an der Kreisklinik Ottobeuren.

Ein Hauptrisikofaktor für Arthrose ist das Alter. Je älter ein Mensch wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er eine Gelenksarthrose entwickelt. Um dann nicht 15-20 Jahre mit Schmerzen leben zu müssen, werden heute auch bei älteren Menschen viele Arthrosen operiert. Das liegt nicht zuletzt an dem im Verglich zu früher deutlich gesunkenen Narkoserisiko. Das Ziel einer solchen operativen Versorgung ist es, dem Patienten schnell wieder seine volle Belastungsfähigkeit zurückzugeben, erklärte Dr. Eßlinger.

Ein zweiter Risikofaktor für eine Arthrose ist Übergewicht. Allerdings ist das Übergewicht nicht der alleinige Auslöser. Übergewicht begünstigt jedoch die Entstehung einer Arthrose nach einer Gelenkverletzung oder bei einem bereits vorhandenen Knorpelschaden. So erhöht ein zu hoher BMI-Wert das Kniearthroserisiko um das 3-fache. Jedes reduzierte Kilogramm senkt dagegen das Risiko deutlich.

Weitere Risikofaktoren für Gelenksarthrose sind das Geschlecht – Frauen sind häufiger betroffen als Männer – Gelenkfehlstellungen und Gelenkverletzungen.

Beinfehlstellungen, z.B. O-Beine, erhöhen auf Grund der ungleichen Belastung das Arthrose-Risiko.

„Jede Struktur im Gelenk hat eine Funktion. So wirkt zum Beispiel der Meniskus im Kniegelenk als Stoßdämpfer zwischen den Knochen“, erläuterte der Chefarzt. Daher bemüht man sich die Gelenkstrukturen möglichst zu erhalten. Heute erhält und ersetzt man möglichst auch jedes Kreuzband, da der Ersatz des Kreuzbandes wie eine Arthroseprophylaxe wirkt – egal ob bei Sportlern oder Nichtsportlern. Wird ein gerissenes Kreuzband nicht ersetzt, entstehen in den ersten 5 Jahren nach Kreuzbandriss 80% mehr Meniskus-Risse. Denn durch das fehlende Kreuzband fehlt dem Knie die Stabilität. Dies führt zu Fehlbelastungen und in der Folge zum Knorpelverschleiß.

Hauptprophylaxe vor Arthrose und bei bestehender Arthrose ist der regelmäßige Sport. Durch Sport bleibt die Gelenkfunktion erhalten, Schmerzen werden gelindert und Sport hat zudem positive Auswirkungen auf Psyche und Wohlbefinden. Außerdem wird die Beweglichkeit verbessert. Durch die Wechselseitige Belastung und Entlastung im Gelenk werden die Knorpelzellen besser ernährt und die mechanische Funktion bleibt intakt. Zusätzlich werden die an der Funktion des Gelenks beteiligten Muskeln aufgebaut und die Bänder und Kapseln werden verstärkt, wodurch die Gelenkinstabilität reduziert wird.

Abschließend gab Dr. Eßlinger einen Überblick über das therapeutische Spektrum bei Arthrose. Dieses reicht von Krankengymnastik über orthopädische Hilfsmittel bis hin zur medikamentösen Therapie. Jedoch lasse sich bei keinem Medikament eine knorpelaufbauende Wirkung feststellen, betonte der Chefarzt.

Die Symptome der Arthrose lassen sich bekämpfen, schloss Dr. Eßlinger einen Vortrag. Die Abteilung der Unfallchirurgie und Orthopädie an den Kreiskliniken Unterallgäu steht ihren Patienten für Beratungsgespräche gerne zur Verfügung, Telefon 08332/792 427.