Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Jede dritte Freiwilligendienst-Stelle ist wohl durch den angekündigten Sparkurs der Bundesregierung gefährdet. Das befürchten Diakonie, Arbeiterwohlfahrt (AWO), Deutsches Rotes Kreuz (DRK) und das Bistum Essen, wie die Zeitungen der Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung (Freitagsausgabe) berichten. Sie warnen vor einem Kahlschlag im Sozialbereich, sollten die Mittel im Etat des Bundesfamilienministeriums tatsächlich um 78 Millionen Euro im Jahr 2024 und um weitere 35 Millionen Euro im Jahr 2025 gekürzt werden.
„Rund 100.000 Menschen absolvieren pro Jahr in Deutschland einen Freiwilligendienst“, sagte Birgitta Kelbch, Leiterin der Freiwilligendienste im Bistum Essen, den Zeitungen. Zu diesen Diensten zählen das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) oder der Bundesfreiwilligendienst (BFD). Die vor allem jungen Leute helfen laut Kelbach in Alteneinrichtungen mit, unterstützen Erzieher in Kitas oder kümmern sich um Menschen mit Behinderung im Betreuten Wohnen. „All das ist in Gefahr.“ Im Bistum Essen würden so von derzeit 350 Plätzen schon 85 im nächsten Jahr wegfallen. „Landesweit reden wir von 5.800 Stellen.“ Kelbch appelliert an die Bundesregierung, in den anstehenden Haushaltsberatungen doch noch umzudenken. „Wenn jetzt Stellen für Freiwilligendienste wegfallen, dann werden dem Sozialbereich und so auch der Gesellschaft langfristig engagierte Menschen fehlen, die während ihres Dienstes eine erhöhte Wertschätzung für soziale und kulturelle Berufe entwickeln.“ Für einen „Hohn“ hält Matthias Schmitten, Leiter der Freiwilligendienste beim Diakonischen Werk Rheinland-Westfalen-Lippe, in diesem Zusammenhang die von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angestoßene Diskussion um einen zivilen Pflichtdienst. „Auf der einen Seite sollen beim funktionierenden System der Freiwilligendienste Millionen eingespart werden, an anderer Stelle wird über ein Milliardenprojekt wie den Pflichtdienst diskutiert. Das passt nicht zusammen“, kritisiert Schmitten.
Foto: THW-Einsatzkräfte (Archiv), über dts Nachrichtenagentur