Weltklimarat IPCC beginnt Beratungen über Bericht zu Maßnahmen gegen Erwärmung

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Der Weltklimarat IPCC hat mit den Schlussberatungen über neue Empfehlungen für den Kampf gegen die Erderwärmung begonnen. „Die kommenden Jahre werden entscheidend sein für den Verlauf des Klimawandels in diesem Jahrhundert“, sagte IPCC-Chef Hoesung Lee bei der Eröffnung der virtuellen Plenumssitzung am Montag. In den Beratungen geht es um den dritten und letzten Teil des Sechsten Sachstandsberichts des IPCC. 
Der Teilbericht, der am 4. April veröffentlicht werden soll, sei „wichtiger denn je“, betonte der IPCC-Vorsitzende. Vertreter der 195 IPCC-Mitgliedstaaten tagen zwei Wochen lang virtuell, um die Zusammenfassung des Berichtsteils für politische Entscheidungsträger zu beschließen. 
Darin geht es etwa um Möglichkeiten, von fossilen Energieträgern loszukommen, das Klimagas Kohlendioxid aus der Atmosphäre abzuscheiden oder Finanzströme klimafreundlich umzuschichten. Der vollständige Berichtsteil umfasst etwa 3000 Seiten.
Ende Februar war der zweite Teil des sechsten Sachstandsberichts des IPCC vorgestellt worden, der eindringlich vor den bereits deutlich spürbaren Folgen der Erderwärmung für Mensch und Natur warnt. Der Synthesebericht aus allen drei Berichtsteilen soll im Herbst vorgelegt werden.
UN-Klimasekretärin Patricia Espinosa sprach am Montag eine eindringliche Warnung aus: „Zu sagen, dass die Menschheit an einem Scheideweg steht, ist eine Untertreibung.“ Die 2020er Jahre müssten „ein Jahrzehnt des Handelns“ sein, forderte sie. „Das Problem wird immer schlimmer“, sagte auch UN-Generalsekretär António Guterres bei einer Konferenz zum Thema Nachhaltigkeit in London. „Wir schlafwandeln in die Klimakatastrophe.“
Die Beratungen des IPCC stehen auch unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges, der die starke Abhängigkeit von fossilen Energieträgern deutlich macht. Angesichts des Anstiegs von Energiepreisen und Inflation müssten die Regierungen sich „neu aufstellen, damit wir die Zustimmung zu einer ehrgeizigen Klimapolitik nicht verlieren“, hatte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Ottmar Edenhofer, vorab mit Blick auf den neuen IPCC-Bericht gesagt. 
In jedem Fall seien aber Maßnahmen zum Erreichen von Treibhausgasneutralität „unverzichtbar“, betonte Edenhofer. Der IPCC-Bericht zeichne dafür Wege vor, sagte Taryn Fransen vom Washingtoner World Resources Institute. Nun sei es an den Regierungen, „sich das zu Herzen zu nehmen“.
Auch die Lo-Autorin des aktuellen IPCC-Sachstandsberichts, Céline Guivarch, warnte davor, angesichts der bereits in aller Welt spürbaren Folgen des Klimawandels die Hände in den Schoss zu legen. „Es ist nie zu spät zu handeln“, sagte die Wirtschaftswissenschaftlerin der Nachrichtenagentur AFP.
Seit mehr als drei Jahrzehnten werten zahlreiche IPCC-Wissenschaftler aktuelle Forschungsergebnisse zum Klimawandel aus und ziehen daraus Schlüsse für Entscheidungsträger in aller Welt. Der Weltklimarat legt etwa alle sechs Jahre einen neuen Sachstandsbericht über den Forschungsstand zum Klimawandel vor und verfasst überdies Sonderberichte etwa zu dem Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. 
Die Aussagen der mehrere hundert Seiten langen Faktensammlungen gingen immer in die selbe Richtung: Ein Gegensteuern gegen den Klimawandel ist dringend geboten. Angesichts der wachsenden Kenntnisse über Mechanismen und konkrete Folgen des Klimawandels sind die Mahnungen mittlerweile aber noch klarer und eindringlicher.
gap/yb/dja 

© Agence France-Presse