Intensivmediziner dringt auf harten Lockdown ab Montag

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis fordert einen harten Lockdown ab Montag: Ein vollständiger Lockdown ab dem 14. Dezember könnte zu einer baldigen Trendumkehr bei den Intensivkapazitäten führen, sagte der wissenschaftliche Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben). Neue Modellrechnungen der DIVI zeigten deutlich, „dass ein strenger Lockdown am Montag dazu führt, dass die Intensivbelegung bis kurz vor Weihnachten noch ansteigt, und dann kurz vor Heiligabend bereits erheblich abfällt“, so der Mediziner. „Jetzt runterfahren und im Januar wieder lockern“, apellierte Karagiannidis.

Eine weitere Verzögerung strenger Corona-Maßnahmen könnte die Intensivstationen in Deutschland dagegen an die Belastungsgrenze bringen. „Über 500 Krankenhäuser haben dem DIVI schon jetzt Betriebseinschränkungen gemeldet. Weitere 2.000 Covid-Intensivpatienten werden nicht verkraftbar sein“, so Karagiannidis. Am Freitag befanden sich 4.440 Erkrankte in intensivmedizinischer Behandlung. Ohne vollständigen Lockdown würde diese Zahl laut DIVI-Prognose demnächst deutlich über 6.000 liegen, Ende Januar wären es bereits 5.800. „Wenn wir erst am 1. Januar 2021 runterfahren, werden wir schon dann über 5.000 Patienten haben und der Abfall beginnt erst am Ende des Monats“, so der DIVI-Experte. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Maria Klein-Schmeink, schloss sich seiner Forderung an. „Wir müssen sofort handeln. Jeder Tag später ist ein Tag zu viel“, sagte sie dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Samstagausgaben). Man laufe ansonsten in ein exponentielles Wachstum bei den Infektionszahlen hinein, warnte sie. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und die Länder forderte die Grünen-Politikerin auf, dringend die Freihaltepauschalen für die Kliniken umzubauen, um eine Überlastung der Krankenhäuser in Hotspots zu verhindern. „Viele Intensivstationen sind am Limit“, warnte sie. Dabei gehe es nicht nur um die Versorgung von Covid-19-Fällen, sondern auch um Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten. Das bisherige System unterstütze die überregionale und auch länderübergreifende Kooperation und die Umverteilung von Notfallpatienten aber nicht ausreichend, kritisierte sei. Jedes Krankenhaus, das Patienten in der entsprechenden Notfallstufe versorge und dafür auch Kapazitäten vorhalten, muss dafür eine finanzielle Absicherung erhalten. „Wenn also die Universitätskliniken in Lübeck und Kiel oder in Rostock und Greifswald freie Kapazitäten haben, sollen auch Patientinnen und Patienten, die in Bremen, Hamburg oder Berlin nur noch begrenzt behandelt werden können, dort versorgt werden“, mahnte sie.

Corona-Hinweis, über dts Nachrichtenagentur
Foto: Corona-Hinweis, über dts Nachrichtenagentur