Familienministerin warnt vor Rückschritt bei Gleichstellung

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Bundesfamilienministerin Franziska Giffey hat vor einem Rückschritt bei der Gleichstellung durch die Coronakrise gewarnt. „Wir erleben jetzt häufiger einen Rückfall in traditionelle Rollenbilder“, sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben). Einerseits arbeiteten in Berufen, die als systemrelevant gelten, fast 80 Prozent Frauen – im Supermarkt, im Krankenhaus, im Pflegeheim oder in der Kita-Notbetreuung.

„Es sind aber auch die Frauen, die die größte Last der Sorgearbeit übernehmen“, so Giffey. Frauen verdienten zudem im Schnitt weniger als Männer – in Kurzarbeit hätten sie dann noch weniger Geld zur Verfügung. Dass Frauen in dieser Zeit der Doppel- und Dreifachbelastung befördert werden, sei unwahrscheinlich. „Der Aufstieg in Führungspositionen ist für Frauen gerade schwieriger geworden“, beklagte die Ministerin. Diese Krise müsse deshalb Anlass sein, Gleichberechtigung und gerechte Bezahlung noch viel stärker einzufordern. Giffey zeigte sich in diesem Zusammenhang verärgert darüber, dass es keine Fortschritte beim Gesetz für mehr Frauen in Führungspositionen gebe. „Das Vorhaben, eine Mindestgröße von einer Frau auch für Vorstände großer Unternehmen einzuführen, sollte längst im Kabinett sein, liegt wegen der Coronakrise derzeit aber auf Eis.“ Sie habe wenig Verständnis für diejenigen, die nun meinten, eine solche Vorgabe könne man der Wirtschaft in dieser schwierigen Lage nicht zumuten. „Frauen in Sorgeberufen ja, Frauen in Führungspositionen nein – so können wir nicht diskutieren.“ Mit Blick auf häusliche Gewalt gegen Frauen rechnet Giffey mit einer hohen Dunkelziffer: Auch wenn die offiziellen Zahlen bislang noch keinen bundesweit massiven Anstieg verzeichneten, müsse man damit in nächster Zeit rechnen. Experten zufolge blieben Frauen, die Gewalt erfahren, in einer Krisensituation oft erstmal zu Hause und meldeten sich erst später im Frauenhaus. „Auch wenn wir keinen Anstieg registrieren, muss das nicht heißen, dass da nichts ist“, so die SPD-Politikerin.

Frau mit Kind, über dts Nachrichtenagentur
Foto: Frau mit Kind, über dts Nachrichtenagentur