Oberallgäu – Zeckensaison steht vor der Tür – jetzt impfen lassen gegen FSME

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ZeckenJetzt beginnt wieder die Zeckensaison: der Leiter des Gesundheitsamts am Landratsamt Oberallgäu, Dr. Alfred Glocker, empfiehlt allen Bürgerinnen und Bürgern die FSME-Schutzimpfung. Denn von April bis Oktober ist das FSME-Erkrankungsrisiko am höchsten. Das Robert Koch-Institut hatte 2012 das Gebiet der kreisfreien Stadt Kempten neu zum FSME-Risikogebiet erklärt, beim Landkreis Oberallgäu war dies bereits 2009 der Fall. 80 der 96 bayerischen Landkreise und kreisfreien Städte sind mittlerweile als Risikogebiet klassifiziert. Damit ist auch die Empfehlung der Ständigen Impfkommission verbunden, Personen, die zeckenexponiert sind, gegen das FSME-Virus (Frühsommer-Meningoenzephalitis) zu impfen. Dies gilt besonders für Personen, die ihre Freizeit in der freien Natur verbringen oder im Garten arbeiten.
 
FSME
Dem Gesundheitsamt wurden in den Jahren 2011, 2012 und 2013 jeweils lediglich ein FSME-Erkrankungsfall, insbesondere im nördlichen Landkreis Oberallgäu, gemeldet, 2010 kein Fall. Im Jahr 2014 erkrankten im Oberallgäu 3 Personen an FSME, die sie sich im Landkreis zugezogen haben müssen (1 Mann, eine Frau, ein Kind von 3 Jahren). Die Wohnorte befanden sich im nördlichen und im mittleren Landkreis Oberallgäu (Dietmannsried, Durach, Waltenhofen). Alle Erkrankten erholten sich wieder. Der Herr war teilweise geimpft, die beiden anderen Personen nicht.  2015 ist im Oberallgäu noch keine Person erkrankt, in ganz Bayern schon wieder vier.
 
In ganz Bayern gab es in 2012 90 FSME-Erkrankungsfälle, in 2013 175 und in 2014 123 Fälle. Die Zahlen schwanken, was insbesondere mit den Klimabedingungen und der Häufigkeit der das FSME-Virus übertragenden Zecken zusammenhängt. Die Abnahme der Häufigkeit in 2014 ist jedoch kein Anlass für eine Entwarnung. Jeder an FSME-Erkrankte ist vor dem Hintergrund, dass es eine wirksame Schutzimpfung gegen FSME gibt und die Erkrankungen häufig mit schweren bleibenden Schäden verlaufen, ein Kranker zuviel.
Hatte die FSME-Impfrate der im Schuljahr 2010/2011 eingeschulten Kinder im Oberallgäu noch 31,5%, in ganz Bayern damals 48,8% betragen, so sank sie bei den im Schuljahr 2012/2013 im Oberallgäu eingeschulten Kindern auf nur noch 22,9%, was der Hälfte des bayerischen Durchschnitts von 40,5% entspricht. Das ist nach Ansicht der Behörde viel zu wenig. Glocker appelliert an das Verantwortungsbewusstsein der Eltern. Auch sei die Ärzteschaft aufgefordert, die fehlenden Impfungen bei Erwachsenen und Kindern rasch nachzuholen. Auch müssten die Eltern bei Arztbesuchen das Thema „FSME-Impfung“ selbst ansprechen, die Kinder impfen lassen – und sich selbst nicht vergessen.
 
Eine ursächliche Behandlung bei einer FSME-Erkrankung ist nicht möglich. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die FSME-Impfung.
 
Lyme-Borreliose
Deutlich häufiger als FSME – etwa 200 mal – ist die sogenannte „Lyme-Borreliose“, die das Bakterium Borrelia burgdorferi hervorruft. Deutschlandweit rechnet man mit 50.000 bis 100.000 Neuerkrankungsfällen pro Jahr. Auch im Oberallgäu und im Bereich der Stadt Kempten treten Borreliosen auf. Dem Gesundheitsamt wurden im Jahr 2013 66 Fälle, in 2014 35 Fälle und heuer 1 Fall gemeldet. Die Abnahme der Häufigkeit der Borreliosen in 2014 ist jedoch ebenfalls kein Anlass für eine Entwarnung. Gegen die Borreliose gibt es keinen Impfschutz, sie ist allerdings mit Antibiotika gut behandelbar – je früher, desto besser.
 
Um einen besseren Überblick über die Häufigkeit der Borreliose zu gewinnen, wurde in Bayern im März 2013  die  Meldepflicht auf die nichtnamentliche Meldung der Erkrankung und des Todes durch Borreliose erweitert. Seit Einführung der Meldepflicht wurden in ganz Bayern mit Stichtag 23.03.2015 insgesamt 8.984 Borreliosefälle gemeldet.
 
 


HINTERGRUND
 
FSME und Borreliose – von Zecken übertragen
Die Hauptüberträger des FSME-Virus sind Zecken, die bei ihren Stichen verschiedene Krankheitserreger übertragen können. Die wichtigsten sind die FSME-Viren, die die Frühsommer-Meningoenzephalitis hervorrufen und Borrelien, Bakterien, die die Lyme-Borreliose verursachen und gegen die es zwar keinen Impfschutz, aber Behandlungsmöglichkeiten mit Antibiotika gibt. Bei einer FSME-Infektion nach einem Zeckenstich kann es nach 7 bis 14 Tagen zu unspezifischen Krankheitszeichen wie Fieber, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und leichten Magen-Darm-Beschwerden ähnlich einer Sommergrippe kommen. Nach etwa acht beschwerdefreien Tagen entwickelt sich bei ca. 10 Prozent der Erkrankten eine Hirnhaut- und / oder Gehirn- und / oder Rü-ckenmarksentzündung. Dauerhafte Folgeschäden nach Erkrankungen sind nicht selten, tödliche Ausgänge in 1 bis 2 Prozent der Fälle möglich.
 
Impfung gegen FSME schützt
Erwachsene und Kinder können sich vor FSME mit einer gut verträglichen Impfung schützen. Die aus drei Impfungen bestehende Grundimmunisierung vermittelt einen hochwirksamen und sicheren Schutz. Je nach Herstellerangaben ist alle drei bis fünf Jahre eine Auffrischimpfung erforderlich. Für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr steht ein spezieller, ebenfalls gut verträglicher Impfstoff zur Verfügung. Der Haus- oder Kinderarzt berät gern und führt auch die Impfungen durch.
 
Vorkommen von FSME-Viren und Borrelien
Während die Lyme-Borreliose praktisch überall in Deutschland vorkommt, wo es Schildzecken (Gemeiner Holzbock) gibt, ist das Vorkommen des FSME-Virus überwiegend auf bestimmte Risikogebiete konzentriert. Dort sind bis zu 5 % der Zecken mit dem FSME-Virus infiziert.
 
Zecken und Klimaeinflüsse
Die Wechselwirkung der Zecke mit dem Klima ist komplex. Zum einen überleben mehr Zecken einen wärmeren Winter, zum anderen reagieren die Larven empfindlich auf Trockenheit. So kann ein sehr heißer, trockener Sommer durchaus dazu führen, dass die Zeckenpopulation deutlich reduziert wird. Die Abhängigkeit der Zeckenausbreitung vom Klima und damit die Übertragung von FSME und Borreliose werden stark vom menschlichen Freizeitverhalten und vom Ausmaß der Exposition der Bevölkerung überlagert.
 
Schutz vor Zecken
• Wer sich viel in der freien Natur aufhält, sollte zeckendurchseuchte Gebiete meiden,
• nicht durch dichtes Gebüsch oder hohes Gras gehen, sondern auf den Wegen bleiben,
• auf möglichst geschlossene (lange Hosen und langärmelige Hemden), helle Kleidung (darauf lassen sich Zecken leichter entdecken) achten,
• geschlossene Schuhe tragen,
• und sich selbst und die Kinder nach einem Aufenthalt in Wald, Wiese und Gebüsch, aber auch in Gärten oder Parkanlagen intensiv nach den Blutsaugern absuchen.
• Unbekleidete Körperstellen können mit Anti-Zecken Mitteln eingerieben werden.
• Nach einem Zeckenstich ist es sehr wichtig, die Zecke zügig zu entfernen, da die Wahrscheinlichkeit einer Erregerübertragung mit der Dauer des Saugakts zunimmt.
 
Entfernung von Zecken
Findet man trotz aller Vorsichtmaßnahmen eine am Körper festsitzende Zecke, so sollte diese umgehend entfernt werden. Am besten lassen sich Zecken mit Pinzetten oder so genannten Zeckenzangen entfernen. Die Zecken sollten möglichst nahe an der Haut gefasst werden und langsam ohne Drehen abgehoben werden.
 


Weiterführende Informationen im Internet

 
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
Borreliose und FSME: Erkrankungen durch Zeckenstiche:
http://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/fsme/