Hohe Corona-Inzidenzzahlen in Memmingen – das Geschehen ist diffus, einen Schuldigen gibt es nicht

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Am Donnerstagnachmittag, 20.05.2021, organisierte die Stadt Memmingen ein Online-Pressegespräch mit dem Corona-Koordinationsteam der Stadt Memmingen. Dazu gehören neben dem Oberbürgermeister Manfred Schilder, der Rechtsdirektor Thomas Schuhmaier, die stellv. Leiterin des Gesundheitsamtes Memmingen, Dr. Jan-Hendrik Sperling als ärztlicher Koordinator und weitere Verantwortliche und Berater. Dieses Gremium tagt einmal in der Woche und in Sonderfällen auch öfters. Aufgabe des Gremiums, die Pandemielage zu beurteilen und Maßnahmen zu prüfen und umzusetzen.

In Bayern gilt nach wie vor der Katastrophenfall (seit 01.12.2021), darauf wies Andreas Land vom Amt für Brand und Katastrophenschutz hin, der auch verantwortlich zeichnet für den Betrieb des Memminger Impfzentrums.

Die Verantwortlichen der Stadt Memmingen kämpfen mit hohen Inzidenzwerten, am Freitag mit 235,8, jedoch glücklicherweise mit „nur“ 14 nachgewiesenen Neuinfektionen. Damit ist Memmingen mit an der Spitze der Corona-Hotspots. Auf die Frage nach dem warum gibt es von den Verantwortlichen keine eindeutige bzw. erklärende Auflösung. Thomas Schuhmaier beurteilt das Infektionsgeschehen als diffus. Die britische Mutation ist extrem ansteckender als der ursprüngliche Virus. In Memmingen gibt es keinen Hotspot in Betrieben, Heimen oder anderen Einrichtungen. Das Virus landet in den Familien und breitet sich dort aus. Die Hygieneregeln müssen unbedingt beachtet werden – Abstand halten – Mund-Nasen-Schutz – Händewaschen – Kontakte beschränken. Viele Infektion des Corona-Virus verlaufen symptomfrei. Oftmals wird die Erkrankung erst bei einem Schnellabstrich festgestellt, so aus dem Gesundheitsamt. Aber es gibt auch andere Fälle, wo der Patient alle bekannten Symptome aufweist.

Der Vorstand des Klinikum Memmingen, Maximilian Mey, berichtete im Pressegespräch aus dem Alltag im Krankenhaus. „Wir befinden uns mitten in der dritten Welle und sehen nur eine ganz leichte Entspannung auf unseren Corona-Stationen“, so Mey. Nach wie vor sind 17 Patienten auf den beiden Isolierstationen und sechs Frauen und Männer werden noch auf der Intensivstation versorgt. Auch während der dritten Welle mussten aufschiebbare Operationen zurückgestellt werden, da die Intensivkapazitäten ausgeschöpft waren. Erfreulich zeigte sich Mey über die Impfbereitschaft seines Personals. Rund 70% der Angestellten haben mindestens die erste Impfung erhalten, ein Großteil davon ist auch bereits ein weiteres Mal geimpft und so geschützt. Anders als in der ersten Welle steht für das Klinikum Memmingen ausreichend Schutzausrüstung für das Personal zu Verfügung. Auch haben sich die Preise für die Beschaffung dieser wieder normalisiert. Der Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz, Andreas Land, merkt hierbei an, dass auch die Stadt Memmingen ein entsprechendes Pandemie-Lager mit Schutzausrüstung und anderen wichtigen Materialien eingerichtet hat.

Der fehlende Corona-Impfstoff ist ein Problem

Die Impfstofflieferungen sind ein Problem. Das Memminger Impfzentrum ist leistungsfähig und hat noch Kapazitäten. „Wir könnten viel mehr impfen, aber der Impfstoff ist knapp“, so

Dr. Sperling. „Wir brauchen Geduld“, führt er fort. In dieser Woche (KW 20/21) und in der folgenden Woche reicht der Impfstoff nur für die Zweitimpfungen, so Andreas Land. „Die Kühlschränke im Memminger Impfzentrum sind leer, wir heben keine einzige Dose auf, alles wird verimpft, berichtet Dr. Sperling. Nicht ganz glücklich war die Runde über die Auflösung der Priorisierung. Das Zusammenspiel zwischen den ansässigen Hausärzten und dem Impfzentrum sei vorbildlich und beide Systeme haben ihre Berechtigung und führen zum Erfolg, so klang es aus der Runde.

Das Infektionsgeschehen

Oberbürgermeister Schilder appelliert an die Bürger „wir kommen gemeinsam aus der Pandemie heraus, aber es kommt auf die Solidarität jedes Einzelnen an“. Der Großteil der Bürger verhält sich vorbildlich und beachten die vorgegebenen Regeln. Die Polizei in Memmingen und das Ordnungsamt sind für die Kontrolle der Einhaltung der Vorgaben verantwortlich. Memmingen wird am 25.05.2021 die Kontrollen mit mehr Personal verdichten. Es wurde ein entsprechender Vertrag mit einem Sicherheitsunternehmen geschlossen. Schilder weist aber darauf hin, dass es nicht um Sanktionen von Verstößen geht, sondern das zusätzliche Personal soll Präsenz zeigen und die Bürger bei einem Fehlverhalten entsprechend darauf hinweisen. Man will weiterhin in der Sache sensibilisieren. Man ist sich aber durchaus klar darüber, dass man die Stadt nicht flächendeckend kontrollieren kann, und das will man auch nicht. Man hofft hier weiterhin auf das Verständnis der Bürger.

Auch in Memmingen werden die Inzidenzzahlen fallen, wir brauchen nur etwas Geduld. Darüber sind sich alle Teilnehmer der Sitzung einig. Der Sperling weist daraufhin, dass die Schnell- und PCR-Test in der Qualität und Quantität in Memmingen auf einem hohen Niveau sind.

Impfzentrum Memmingen

Das Memminger Impfzentrum arbeitet vorbildlich, so die Verantwortlichen. Die ehrenamtlichen Helfer des Malteser-Hilfsdienstes, die für den Betrieb der Einrichtung verantwortlich sind, machen einen tollen und engagierten Job. Insgesamt sind bisher 34.000 Impfungen vollzogen worden, davon 10.000 Zweitimpfungen. Anzumerken ist hier, dass das Memminger Impfzentrum für die Stadt Memmingen und den westlichen Landkreis Unterallgäu zuständig ist. Sonst könnte schnell der Eindruck entstehen, Memmingen ist doch bald durchgeimpft.

An diesem Wochenende findet im Impfzentrum Memmingen und auch in Bad Wörishofen eine Sonderimpfaktion statt (hier). 140 Helfer und Ärzte werden, im Regelbetrieb sind es 30, werden an den drei Tagen rund 1.600 Impfwillige die Schutzimpfung setzen.

Leider lässt der Impfturbo, den die Bundesregierung versprochen hat, noch auf sich warten, so der ärztliche Koordinator Dr. Sperling. Auch der Anspruch der Impfwilligen hat sich verändert. An den Servicetelefonen hat der Ton sich verschlechtert. Manchmal denkt man, „man sei bei wünsch dir was“, so Sperling. Immer wieder wird die Verimpfung eines bestimmten Stoffes verlangt, oder das Warten auf den Termin ist zu lange, auch bittet man um Terminverschiebung, da man in den Urlaub fahren möchte. Hier erwartet Sperling einfach mehr Rücksicht von den Anrufern.

Das Memminger Impfzentrum könnte 3.000 Impfungen in der Woche durchführen, wenn ausreichend Impfstoff geliefert werden würde. Dazu kommen die Kapazitäten der Memminger Hausärzte. Ja, wir könnten schneller sein.

FAZIT

Auch Memmingen wird wieder eine sonnige Zeit erleben, darüber sind sich alle einig. Auch Städte die weit höhere Inzidenzen hatten, haben es geschafft heute unter 50 zu gelangen. Wir brauchen nur Geduld und wir müssen verantwortlich handeln und Rücksicht nehmen.