Allgäu Akademie Fachtag mit 150 Teilnehmern beleuchtet, wie solche Patienten betreut und begleitet werden können
Kaufbeuren 2012 lebten schätzungsweise 1,4 Millionen Menschen mit Demenz in Deutschland. Tendenz stark steigend. Arbeiten mit Demenzerkrankten ist eine der anspruchsvollsten Aufgaben, die die Gesellschaft zu vergeben hat. Aus diesem Grund hat der 11. Fachtag Pflege in der Gerontopsychiatrie das Thema Betreuung und Begleitung von Menschen mit Demenz in den Mittelpunkt gestellt. Etwa 150 Teilnehmer aus allen Bereichen des Gesundheitswesens haben den Fachtag in der Allgäu Akademie der Bezirkskliniken Schwaben am Bezirkskrankenhaus (BKH) Kaufbeuren besucht.
Die Tagung stand unter dem Motto „Heiter bis wolkig“ – Betreuung und Begleitung von Menschen mit Demenz. Bei den Vorträgen erhielten die Teilnehmer praxisnahe Tipps, wie schwierige Alltagssituationen in diesem Umfeld gemeistert werden können.
„Ruuuuuudiiiiii, Ruuuuuudiiiii…“ Das Schreien und Rufen von Menschen mit Demenz zählt in stationären Einrichtungen der Altenhilfe zu jenen Verhaltensweisen, die schwierig zu bewältigen sind. Es ist ein Phänomen, das von den Mitbewohnern, deren Angehörigen und den Pflegenden vielfach und immer wieder neu als Störung interpretiert werden kann. „Häufig sind diese Schreie und Rufe aber die einzig verbliebene verbale Ausdrucksmöglichkeit eines Menschen mit Demenz“, erläuterte Pflegewissenschaftler Dr. Hans-Werner Urselmann. Dieser Umstand stelle Pflegepersonen vor eine Herausforderung.
Ein anderes Problemfeld: die Körperpflege. Pflegende erleben jeden Tag, dass es schwierig werden kann, alte Menschen mit einer Demenz zu waschen. Die Aufforderung zur Körperpflege wird von ihnen oft nicht verstanden, es kommt zu einem Abwehrverhalten. Diplom-Sozialpädagogin Karin Stöcker stellte vor, wie das Problem individuell gelöst werden kann, indem man das Abwehrverhalten als Kommunikationsstrategie der Betroffenen versteht und entschlüsselt.
Demenzexpertin Barbara Klee-Reiter stellte das von ihr entwickelte Demenz-Balance-Modell vor. Ziel dabei ist, ein noch besseres Verständnis für die Gefühlswelt und die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zu entwickeln. „Es ist sehr schwer für uns, der Mensch zu sein, der wir einmal waren. Deshalb gestatten Sie uns, der Mensch zu sein, der wir jetzt sind“, zitierte sie eine Demenzerkrankte.
Laut Martina Wittmann, Lehrerin für Pflegeberufe, können Erinnerungen für dementiell erkrankte Menschen eine große Ressource darstellen und motivierend für ihren Alltag genutzt werden. Erinnerungen können jedoch genau das Gegenteil bewirken, wenn sie an ein lebensbedrohliches Ereignis für diese Person gekoppelt ist. In ihrem Vortrag vermittelte Wittmann Grundlagen für das komplexe Thema Trauma, um den Traumaprozess und dessen Folgen zu verstehen. Fazit der Tagung: 90 Prozent der Teilnehmenden äußerten sich sehr zufrieden und gaben eine positive Rückmeldung.