Memmingen | Zuschauerzahlen bei Sportveranstaltungen in der Pandemie – FCM und ECDC beim runden Tisch im Rathaus

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Am Montag, 02.08.2021, gab es einen runden Tisch im Memminger Rathaus zum Thema „Zuschauerzahlen“. Oberbürgermeister Manfred Schilder hatte dazu die Spitzen des FC Memmingen und ECDC eingeladen. An dem Gespräch nahmen auch Vertreter des Rechts-, Ordnungs- und Sportamtes teil. Nicht am Tisch saß das Gesundheitsamt, das eigentlich für die Einordnung der epidemischen Lage als Fachbehörde verantwortlich ist.

Oberbürgermeister Manfred Schilder war wohl etwas verschnupft über die in den vergangenen Tagen und Wochen aufkommende Diskussion in den sozialen Medien, welche hautpsächlich Kritik an der Stadtverwaltung und ihren Ämtern übte. Thomas Butzke, 2. Vorstand und Fanbeauftragter des ECDC umschrieb es mit dem Wort „missfiel“. Die Überschrift der Pressemitteilung zum Rundentisch der Stadt Memmingen titelt mit der Zeile „Es geht um die Frage, wie wir zukünftig miteinander umgehen wollen“.

In einer zweistündigen Diskussion im Memminger Rathaus einigte man sich auf ein gemeinsames Vorgehen.

Der FC Memmingen erklärte sich im Laufe des Gesprächs bereit, ein ausreichendes Hygiene- und Schutzkonzept zu erstellen und darin festzulegen, wie die Einhaltung von Abstandsgebot und Maskenpflicht geregelt wird und die Kontaktnachverfolgung sichergestellt werden kann. Auf der Basis dieses Konzepts erklärten sich die Vertreter der Stadt Memmingen bereit, bei der Regierung von Schwaben nach einer Ausnahmegenehmigung anzufragen, die maximale Zuschauerzahl im Stadion zu erhöhen. Dabei soll auf die aktuell günstigen Rahmenbedingungen (Inzidenz von Null, keine Corona-Patienten im Memminger Klinikum) verwiesen werden, die 3-G-Regelung angewendet werden (geimpft, genesen oder getestet) und zudem angeführt werden, dass nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit der aktuellen Regelungen ein Testlauf für mehrere Spiele gestartet werden könne. „Wir geben das gerne an die Regierung und das Gesundheitsministerium“, betonte Oberbürgermeister Schilder.

 Das Stadion an der Bodenseestraße bietet normalerweise 1.000 Sitzplätze und 4.000 Stehplätze. Aktuell sind aufgrund der Abstandsregelungen 425 Sitzplätze zugelassen und 200 Stehplätze, wie es die 13. Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung für Sportveranstaltungen im Außenbereich ermöglicht. „Uns geht es vor allem um eine Erweiterung der zulässigen Sitzplätze auf der Tribüne und dass die Dauerkartenbesitzer ihre festen Plätze nutzen können“, betonte Armin Buchmann, 1. Vorsitzender des FCM.

Bereits vor einigen Wochen hatte das Memminger Ordnungsamt dem Vereinsvorstand des FCM einen Vorschlag unterbreitet, Stehplätze durch einfache Markierungen auf den Betonstufen der Stehplatztribünen in Sitzplätze umzuwandeln, wodurch die Zuschauerzahl im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten erhöht werden könne, so die Stadt Memmingen in ihrer Pressemeldung. Dieser Vorschlag sei jedoch abgelehnt worden mit dem Hinweis, dass Sitzplätze ohne Überdachung bei Regen nicht zuzumuten seien. Der FC Memmingen hat für diese Saison 425 Dauerkarten verkauft.

Auf eine Presseanfrage an den FCM, antwortete Armin Buchmann: „Wir haben für uns entschieden, über die zweistündige Diskussion im Rathaus keine öffentliche Stellungnahme abgeben zu wollen. Auch das Thema Erhöhung der Zuschauerbegrenzung und erweiterte Sitzplatzbelegung wollen wir im direkten Austausch mit der Stadt Memmingen in Angriff nehmen. Die Erfolgsaussichten bleiben aber anhand der aktuellen Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung für Sportveranstaltungen sehr begrenzt. Deshalb ist es für alle Beteiligten umso wichtiger, jegliche Emotionen außen vor zu lassen.

Dass in Deutschland und speziell in Bayern kein Veranstalter ohne klares Hygienekonzept eine Veranstaltungszulassung erhält, dürfte denke ich jedem klar sein. Auch der FC Memmingen hat hier keine Sonderfreigabe erhalten, ohne fundierte Hygienekonzepte für alle Bereiche des Erwachsenen- und Jugendspielbetriebes Heimspiele durchführen zu dürfen. Dass hier in der städtischen Pressemeldung der Eindruck vermittelt wird, dass wir ohne bisherige Hygienekonzepte unseren Vereinsspielbetrieb durchführen ist natürlich sehr unglücklich. Wir gehören mit Sicherheit zu den bayerischen Vereinen, die mitunter bereits das aufwändigste Hygienekonzept seit Ausbruch der Corona-Pandemie betreiben.

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Der ECDC Memmingen bereitet sich auch auf die kommende Oberliga Saison vor. An einem Hygienekonzept nach der momentan geltenden 13. Infektionschutzmassnahmenverordnung wird derzeit gearbeitet. In 14 Tagen wird der ECDC und die Stadt Memmingen ein Gespräch über das geplante Hygienekonzept führen, das auf den Unterlagen aus der vergangenen Saison basiert. Problematisch für den ECDC ist der beengte Raum in den Umkleidekabinen der Spieler. Hier müssen zusätzliche Container angemietet und gestellt werden, um die Abstandsregeln erfüllen zu können. Hier setzt der 2. Vorstand, Thomas Butzke, auf die Unterstützung der Stadt Memmingen. Der Verein habe für die kommende Saison auf den Verkauf von Dauerkarten bewusst verzichtet, erklärte 1. Vorstand Helge Pramschüfer: „Es weiß keiner, was im Oktober ist.

Aufgrund von Corona bedingten Lieferengpässen verzögert sich die laufende Sanierung der Steuerung für die Kälteerzeugung in der Memminger Eissporthalle. Auch wenn das Personal der Eissporthalle einen 24-Stunden-Betrieb bei der Eisbereitung garantiert, kann das Eis im allergünstigsten Fall ab 10. September genutzt werden. Das heißt für den ECDC zusätzlich hohe Kosten, denn es müssen Eiszeiten in anderen Sporteinrichtungen angemietet werden, um den Trainingsbetrieb der Spielerinnen und Spieler zu gewährleisten.

Ob durch den runden Tisch in der Thematik nun Ruhe einkehren wird, bleibt abzuwarten. Die ersten beiden Spiele mit hohen Zuschauerzahlen für den FCM sind bereits Geschichte. Die Enttäuschung der Fans, die nicht ins Stadion konnten groß, ebenso die Einnahmenverluste für den FCM.

Nach dem Oberbürgermeister Manfred Schilder zum runden Tisch eingeladen hat und gemeinsam mit allen Beteiligten nach gangbaren Lösungen sucht, muss er jetzt die Zügel als Stadtoberhaupt wieder an sich nehmen. Er muss die geltenden Vorschriften durchsetzen, aber eben auch Ausnahmen, Sonderregelungen und Testphasen zulassen, bzw. mit den Verantwortlichen kommunizieren und umsetzen.