Melnyk: Deepfakes können Vertrauen zwischen Deutschland und Ukraine nicht erschüttern

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Nach dem Telefonat eines falschen Vitali Klitschko mit Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) schätzt der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk das Verhältnis zwischen beiden Ländern dennoch als stabil ein. „Keine Deepfakes oder andere Tricks der Russen können das Vertrauen zwischen der Ukraine und Deutschland erschüttern“, sagte Melnyk der „Welt am Sonntag“. Der echte Klitschko, Bürgermeister von Kiew, sprach in der „Bild“ von „krimineller Energie“, der Staatsschutz ermittelt.
In den Sprachen Deutsch oder Englisch brauche er keinen Dolmetscher, sagte Klitschko außerdem. Die Berliner Senatskanzlei hatte am Freitag bekannt gemacht, dass ein Videotelefonat zwischen Giffey und dem angeblichen Klitschko nach erheblichen Zweifeln an der Echtheit des Gesprächspartners vorzeitig abgebrochen worden war. Der echte Klitschko bot Giffey via „Bild“ nun ein Telefonat über die offiziellen Kanäle an.
Die Bürgermeisterin nahm das Angebot „sehr gern“ an, wie sie auf Twitter schrieb. Sie ergänzte, dass zu Beginn des falschen Gesprächs gefragt worden sei, ob es auf Russisch stattfinden und übersetzt werden könne, da anwesende Mitarbeiterinnen das Besprochene sonst nicht verstehen könnten.
Die Senatskanzlei erklärte, allem Anschein nach habe es sich bei dem angeblichen Klitschko um einen sogenannten Deepfake gehandelt – eine Technologie, bei der die Gesichter echter Menschen mithilfe von Künstlicher Intelligenz in Fotos oder Filme eingefügt werden. So wirkt es, als spreche der echte Mensch. Nach Angaben der Senatskanzlei ist der Staatsschutz beim Berliner Landeskriminalamt eingeschaltet.
Medienberichten aus Österreich und Spanien zufolge wurden auch die Bürgermeister von Wien und Madrid vom falschen Klitschko angerufen. Der Spanier soll das Telefonat aber ebenfalls schnell abgebrochen haben. 
Botschafter Melnyk zufolge zeigen die Vorfälle, dass Deepfakes als Teil der hybriden Kriegsführung Russlands viel ernster genommen werden müssten. „Es ist eine perfide psychologische Waffe, und die Technik wird immer besser“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Er berichtete auch, dass er selbst noch am Freitag mit Giffey telefoniert habe, die „sehr geschockt“ von dem Vorfall sei. 
smb/ilo

© Agence France-Presse