Prozess gegen Russen wegen Mordvorbereitung im Auftrag Tschetscheniens begonnen

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Vor dem Oberlandesgericht in München hat am Mittwoch ein Prozess gegen einen in Deutschland lebenden Russen wegen der Vorbereitung eines Mordes im Auftrag der tschetschenischen Führung um Machthaber Ramsan Kadyrow begonnen. Laut Anklage der Bundesanwaltschaft soll sich der beschuldigte Walid D. bereiterklärt haben, die Tötung eines ebenfalls in Deutschland lebenden tschetschenischen Exiloppositionellen zu organisieren. Die Tat selbst sollte nach Erkenntnissen der Ermittler ein anderer Mann begehen.
Tschetschenien ist eine teilautonome Republik innerhalb Russlands, deren Machthaber Kadyrow ein Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Den Mordauftrag soll der 47-jährige Beschuldigte laut Anklage von einem Mitglied des tschetschenischen Sicherheitsapparats erhalten haben. Demnach soll er unter anderem bereits eine Schusswaffe besorgt und das Opfer ausgespäht haben. Der Mann wurde im Januar 2021 festgenommen und sitzt seither in Haft. Der Prozess ist zunächst bis Dezember angesetzt.
Zum Prozessauftakt am Mittwoch ließ der Angeklagte nach Angaben eines Gerichtssprechers über einen Verteidiger mitteilen, dass er sich derzeit nicht zu den Vorwürfen äußern werde. Nur Angaben zu seiner Person wurden für einen späteren Zeitpunkt angekündigt. Zuvor war die Anklage verlesen worden.
Dem Mann werden Sichbereiterklären zu einem Mord in staatlichem Auftrag sowie die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und Verstöße gegen das Waffengesetz zur Last gelegt. Laut Anklage soll er in der ersten Jahreshälfte 2020 von einem Mitglied des tschetschenischen Sicherheitsapparats „mit der logistischen Organisation der Tötung eines in Deutschland lebenden Exiloppositionellen“ beauftragt worden sein.
Demnach besorgte der Angeklagte unter anderem eine Waffe samt Munition sowie Schalldämpfer und spähte das Opfer aus. Die Zielperson und deren Bruder sind laut Anklage Kritiker von Kadyrows Führung und treten in sozialen Medien für ein unabhängiges Tschetschenien ein. „Durch die staatlich beauftragte Tötung sollte insbesondere der Bruder des avisierten Opfers zum Schweigen gebracht werden“, erklärte die Behörde.
Ausführen sollte den Mord nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft ein weiterer vom tschetschenischen Sicherheitsapparat ausgewählter Mann, der „den Auftrag jedoch aus Angst vor Repressalien nur zum Schein annahm“. Diesen Mann soll D. im September 2020 in Tschetschenien getroffen und ihn von dort nach Deutschland geschleust haben.
Beide sollen hier auch eine Schießübung mit der Tatwaffe vorgenommen und weiter den Wohnort der Zielperson ausgespäht haben. D. wurde daraufhin am 1. Januar 2021 festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft.
bro/cfm

© Agence France-Presse