Britischer Journalist und Indigenen-Experte im Amazonas-Gebiet verschwunden

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Ein britischer Journalist und ein brasilianischer Experte für indigene Angelegenheiten werden in einer abgelegenen Region des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes vermisst. Der „Guardian“ berichtete am Montag, dass der 57-jährige freie Korrespondent Dom Phillips zusammen mit dem Experten Bruno Pereira im Javari-Tal für ein Buch über Gewalt gegen Indigene recherchierte, als sie verschwanden. Indigenen-Organisation zufolge waren die Männer zuvor bedroht worden.
Pereira, der für die Regierungsbehörde für indigene Angelegenheiten (Funai) arbeitet, erhält regelmäßig Drohungen von illegalen Holzfällern und Bergleuten, die versuchen, in das Land isolierter indigener Gruppen einzudringen. Phillips und Pereira wollten indigene Völker in der Nähe einer Funai-Beobachtungsstation befragen und kamen am Freitagabend am Jaburu-See an.
Sie begannen ihre Rückreise in den frühen Morgenstunden des Sonntags und hielten in der Gemeinde Sao Rafael an, wo Pereira ein Treffen mit einem lokalen Vertreter anberaumt hatte, um die „Invasionen“ auf ihrem Land zu besprechen. Als der Gemeindevorsteher nicht auftauchte, brachen die beiden Männer Richtung Atalaia do Norte auf, eine Fahrt von etwa zwei Stunden. Sie waren in einem neuen Boot mit genug Benzin und einem Satellitentelefon unterwegs.
Die Bundesanwaltschaft erklärte, sie habe polizeilichen Ermittlungen und eine Suchaktion eingeleitet, als die Männer am Sonntag nicht zur erwarteten Zeit in Atalaia do Norte ankamen. Nach Angaben der Zeitung „O Globo“ nahm die Bundespolizei in der Nacht zum Montag zwei Fischer fest, darunter auch die Person, mit der die Männer sich treffen sollten.
Angehörige sowie der ehemalige brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva forderten die Behörden auf, „alles“ zu tun, um die Vermissten zu finden. Lula gilt als Favorit bei den Präsidentschaftswahlen gegen Amtsinhaber Jair Bolsonaro im Oktober. Dieser wird beschuldigt, nichts gegen illegale Abholzung und Bergbau im Amazonas-Gebiet zu unternehmen.
Phillips lebt als freier Journalist in Salvador im Nordosten Brasiliens. Er war bereits 2018 mit Pereira für eine Reportage für den „Guardian“ in das Javari-Tal gereist. Dies ist ein schwer zugängliches Gebiet im südwestlichen Bundesstaat Amazonas. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Instituto Socioambiental leben dort rund 6300 Indigene aus 26 verschiedenen Gruppen, 19 von ihnen ohne Kontakt zur Außenwelt.
In den letzten Jahren ist die Gewalt in der Region aufgrund der Anwesenheit von illegalen Bergleuten, Jägern und Fischern eskaliert. Der lokale Funai-Stützpunkt, der zum Schutz und zur Unterstützung der indigenen Bevölkerung eingerichtet wurde, ist seit Ende 2018 mehrfach angegriffen worden, unter anderem wurde 2019 ein Mitarbeiter erschossen.
fml

© Agence France-Presse