Kampagne „Womenomics“ half Frauen bei Zugang zu japanischem Arbeitsmarkt

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Drei Millionen zusätzliche Frauen haben in den vergangenen zehn Jahren auf dem japanischen Arbeitsmarkt Fuß gefasst – und das ist auch der Kampagne „Womenomics“ der Unternehmerin Kathy Matsui zu verdanken. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP sagte sie nun, noch immer habe Japan eine „sehr geringe Quote von Unternehmerinnen“. Dabei sei dies „einer der besten Wege“, um das eigene Schicksal in die Hände zu nehmen.
Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) waren im Jahr 2020 rund 71 Prozent der japanischen Frauen erwerbstätig, 2012 waren es erst 61 Prozent. In den Managementbereichen sind allerdings nach wie vor nur 15 Prozent Frauen. Die 57-jährige US-Japanerin Matsui, früher ranghohe Verantwortliche bei der US-Bank Goldman Sachs in Japan, ist eine von wenigen Frauen mit einem verantwortungsvollen Posten in der männerdominierten Wirtschaftswelt des Landes.
Im Jahr 1999 veröffentlichte Matsui erste Studien zu den Vorteilen der Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt und schuf den „Womenomics“-Begriff, ein Kunstwort aus den englischen Begriffen für Frauen und Wirtschaft. Zu ihrer eigenen Überraschung fanden ihre Ideen 2012 Einzug in einen Plan des früheren Regierungschefs Shinzo Abe zur Ankurbelung der japanischen Wirtschaft.
Matsui geht es vor allem um eine Änderung festgefahrener Strukturen und Ansichten in der Arbeitswelt des Landes, der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt. Sie nennt Sexismus und überlange Arbeitstage ebenso wie das Problem, dass prekäre Jobs auch in Japan häufig von Frauen gemacht werden – und sich diese Bereiche gerade erst aus der Covid-Krise kämpfen. Ein Wandel sei „nicht unmöglich, aber er dauert lange“.
Im vergangenen Jahr rangierte das Land im Bericht des Weltwirtschaftsforums zur Lohnlücke von Männern und Frauen auf Platz 120 von 156 Ländern. Geprägt ist Japan auch von einer nach wie vor konservativen Einstellung in Familienfragen: Sie habe viele Frauen getroffen, die nicht gefördert worden seien, weil sie gerade geheiratet hätten, sagt Matsui. „Ihre Chefs denken dann, sie bekommen bald ein Kind und sind daher ein ‚Risiko‘. Also nehmen sie einen Mann.“
hcy/ilo

© Agence France-Presse