Nach Schüssen auf Auto Ermittlungen wegen Totschlags gegen Pariser Polizisten

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Die französische Justiz ermittelt wegen Totschlags und fahrlässiger Tötung gegen einen Polizisten, der am Wahlabend in Paris mit Schüssen auf ein Auto zwei Menschen erschossen hat. Der Vorfall sei zunächst nicht als Notwehr eingestuft worden, hieß es am Mittwochabend aus Justizkreisen. Nach Aussagen der Polizisten hatten diese einen Autofahrer kontrollieren wollen. Dieser sei dann aber auf einen der Polizisten zugefahren.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt parallel dazu wegen versuchter Tötung eines Vertreters der staatlichen Autorität. 
Laut dem Einsatzbericht der Polizei hatte das Auto am Sonntagabend kurz vor Mitternacht mit Warnblinker in der Nähe der Präfektur in falscher Richtung geparkt. Als sich die Polizisten dem Auto näherten, habe der Fahrer den Motor gestartet und sei auf einen der Beamten zugefahren. Der Beamte sei dem Wagen ausgewichen. 
Einer der Polizisten habe dann mit einem Sturmgewehr auf das Auto geschossen, das auf der Pariser Brücke Pont-Neuf zum Stehen kam. Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler feuerte der Polizist etwa zehn Schüsse ab, von denen fünf oder sechs die Menschen im Autos trafen. 
Der 25-jährige Fahrer und sein 31-jähriger Beifahrer starben noch auf der Brücke. Beide Männer waren nach Angaben aus Ermittlerkreisen polizeibekannt, unter anderem wegen Drogendelikten. Ein 42-Jähriger, der auf der Rückbank des Autos saß, wurde nach Angaben der Pariser Staatsanwaltschaft verletzt. 
Die Justiz ermittelt gegen den 24 Jahre alten Polizisten wegen Totschlags im Fall des Fahrers und wegen fahrlässiger Tötung im Fall des Beifahrers. Er war zunächst in Polizeigewahrsam gewesen und wurde dann unter Auflagen frei gelassen. Die vier Polizisten, unter ihnen eine Frau, die mit ihm auf Streife waren, wurden als Zeugen vernommen. 
Einen terroristischen Hintergrund des Vorfalls hatten die Ermittler ausgeschlossen. Die Brücke Pont-Neuf befindet sich in der Nähe des berühmten Louvre-Museums. Sie führt über die Seine zur Île de la Cité, auf der sich die Präfektur und die Kathedrale Notre-Dame befinden. 
Der Tatort ist rund zwei Kilometer Luftlinie vom Champs de Mars mit dem Eiffelturm entfernt. Dort hatten am Sonntagabend zahlreiche Anhänger des französischen Präsident Emmanuel Macron dessen Wiederwahl gefeiert. Eine Verbindung dazu ließ sich zunächst nicht erkennen.
kol/yb

© Agence France-Presse