Italienischer Chirurg nach Fiasko mit Luftröhren-Transplantationen vor Gericht

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In Schweden hat der Prozess gegen einen prominenten Chirurgen wegen gefährlicher experimenteller Verfahren zur Luftröhren-Transplantation begonnen. Staatsanwältin Karin Lundström-Kron warf Paolo Macchiarini am Mittwoch „schwere Körperverletzung“ in drei Fällen vor. Er habe bei seinen Operationen „Wissenschaft und Erfahrung“ völlig missachtet und damit seinen Patienten „schwere Verletzungen“ und „großes Leid“ zugefügt. Die Anwälte des Angeklagten wiesen die Vorwürfe zurück.
Macchiarini hatte 2011 mit der angeblich bahnbrechenden Methode für Schlagzeilen gesorgt. Er behauptete damals, als Chirurg am Stockholmer Karolinska-Institut eine künstliche Luftröhre transplantiert zu haben. Das Verfahren wurde als Durchbruch in der regenerativen Medizin gepriesen.
Insgesamt operierte der heute 63-Jährige zwischen 2011 und 2014 acht Patienten, drei in Schweden und fünf in Russland. Sieben von ihnen sind inzwischen gestorben. Das Karolinska-Institut bestätigte den Tod seiner drei Patienten, ohne ihn aber mit den Eingriffen direkt in Verbindung zu bringen. Mindestens einer der Patienten war zum Zeitpunkt der Operation nicht schwer erkrankt.
Macchiarini versichert, dass es sich bei den Operationen nicht um Experimente gehandelt habe. „Seine einzige Motivation war es, die Patienten zu behandeln“, sagte sein Anwalt Björn Hurtig vor dem Gericht in Solna nahe Stockholm. Dort liegt auch das für die Vergabe des Medizin-Nobelpreises bekannte Karolinska-Institut.
Im Jahr 2013 setzte die Karolinska-Universitätsklinik alle Transplantationen aus und weigerte sich, Macchiarinis Vertrag als Chirurg zu verlängern. Später warfen ihm Kollegen vor, die Risiken des Verfahrens heruntergespielt zu haben. 2018 zog die Fachzeitschrift „The Lancet“ in einem ungewöhnlichen Schritt zwei Artikel des Italieners aus den Jahren 2011 und 2012 zurück. Für den Prozess wurden 13 Tage bis Ende Mai angesetzt.
ans/noe

© Agence France-Presse