Explosion in illegaler Öl-Raffinerie in Nigeria – Mindestens 80 Tote

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Bei einer Explosion in einer illegalen Öl-Raffinerie im Süden Nigerias sind mindestens 80 Menschen getötet worden. „Wir haben vor Ort mindestens 80 schwer verbrannte Leichen geborgen“, sagte Ifeanyi Nnaji von der Katastrophenschutzbehörde am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Örtliche Medien hatten zuvor von mehr als hundert Toten durch die Explosion berichtet. Demnach waren unter den Opfern vor allem junge Menschen.
Die Opferbilanz könnte noch steigen, betonte Nnaji. Demnach gab es Berichte über viele Leichen in nahe der Öl-Raffinerie gelegenen Büschen und Wäldern. Einige der „illegalen Betreiber und ihre Kunden“ hätten noch versucht, sich in Sicherheit zu bringen. Zudem seien mehrere Menschen ihren „schweren Verbrennungen“ später im Krankenhaus erlegen. 
Das Gelände der illegalen Öl-Raffinerie sei schwer verwüstet, sagte Nnaji. Er sprach von mehreren ausgebrannten Fahrzeugen und Kanistern.
Die Explosion hatte sich nach Polizeiangaben am späten Freitagabend an der Grenze zwischen den Bundesstaaten Rivers und Imo ereignet. Zum Zeitpunkt der Detonation hatten sich demnach Betreiber der illegalen Öl-Raffinerie und Kunden zu einem Geschäft versammelt.
Der Chef der staatlichen nigerianischen Behörde zur Feststellung und Behebung von Öllecks, Idris Musa, sagte der Nachrichtenagentur AFP, es sei eine Untersuchung zu dem Vorfall eingeleitet worden. Seinen Angaben zufolge waren unter den Todesopfern vor allem „an der illegalen Öl-Raffination und -Bunkerung beteiligte“ Menschen. 
Im Süden Nigerias ist die illegale Raffination von Rohöl weit verbreitet. Öldiebe zapfen dort regelmäßig Pipelines an, um Rohöl zu stehlen, das sie dann raffinieren und auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Nach Angaben aus Industriekreisen verliert Nigeria wegen der verbreiteten Kriminalität täglich rund 200.000 Barrel Rohöl. Die illegalen Aktivitäten von Öldieben haben auch massive Auswirkungen auf die Umwelt; im Nigerdelta kommt es durch auslaufendes Öl immer wieder zu Verschmutzungen in Wasser- und Sumpfgebieten.
Immer wieder kommt es zudem zu tödlichen Unfällen. Die bislang schwerste Explosion an einer Pipeline ereignete sich im Oktober 1998 im Ort Jesse. Mehr als tausend Bewohner des Ortes kamen damals ums Leben. 
Die nigerianische Regierung setzt auch das Militär ein, um illegale Raffinerien im Nigerdelta aufzuspüren und zu zerstören. Die meisten Menschen in der Region leben in Armut, obwohl das Land mit rund zwei Millionen Barrel pro Tag der größte Ölproduzent des Kontinents ist.
isd/lan

© Agence France-Presse