„Auf mich zugeschnitten“: Magath startet Rettungsmission bei Hertha

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Felix Magath soll Hertha BSC vor dem Abstieg retten. Am Montag wurde der neue Trainer vorgestellt.
Berlin (SID) Felix Magath lag ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen, als er die vertrackte Rettungsmission bei Hertha BSC antrat. Der unwahrscheinliche Hoffnungsträger der stark abstiegsbedrohten Berliner schien seine viel beachtete Rückkehr in den Bundesliga-Zirkus zu genießen – auch wenn er sein Trainer-Engagement in der Hauptstadt nicht als die große „Felix-Magath-Show“ verstanden wissen wollte.
„Es geht nicht um Felix Magath oder Fredi Bobic oder sonst jemanden. Es geht darum, Hertha BSC in der Liga zu halten“, sagte er an der Seite von Sport-Geschäftsführer Bobic bei seiner Vorstellung am Montag. Magath (68), der im Oberhaus zuletzt den VfL Wolfsburg bis Weihnachten 2012 betreut hatte, sieht sich zweifelsohne als genau den richtigen Mann dafür an, die Hertha in den verbleibenden acht Spielen noch vom 17. Tabellenplatz zu holen.
„Das ist mir in der Bundesliga mit sechs, sieben Mannschaften gelungen. Deswegen sehe ich als etwas an, das auf mich zugeschnitten ist“, sagte Magath. Dennoch kam die Nachricht, dass er auf den am Sonntag entlassenen Tayfun Korkut folgen würde, völlig überraschend. 
Magaths Verpflichtung weckt Erinnerungen an das Jahr 2012, als Hertha in höchster Not den 73 Jahre alten Otto Rehhagel holte – und am Ende in der Relegation abstieg. Doch die Zweifel kümmern Magath kaum. Er freue sich „dass Fredi den Mut hatte, mich anzufragen“. 
Magath, der den Schotten Mark Fotheringham als Assistenten mitbringt, weiß, dass er immer „polarisiert hat“. Auf der anderen Seite, ergänzte er, sollten diejenigen, die seine Eignung in Frage stellen, „nicht nur kritisieren, sondern mal einen eigenen Vorschlag machen, wer denn in der deutschen Bundesliga in der Lage sein soll, diese schwierige Aufgabe zu lösen“. 
Vom Klassenhalt wollte Magath nicht groß fabulieren, er will ab seinem für Dienstag angesetzten ersten Training Taten sprechen lassen. Auch über eine Weiterbeschäftigung im Erfolgsfall sei nie gesprochen worden: „Was mich interessiert, ist die Partie am Wochenende gegen Hoffenheim.“ Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gelte es, „nach ein paar sieglosen Spielen endlich wieder was Zählbares – wenigstens einen Punkt – mitzunehmen“.
Tatsächlich ist die Ausgangslage kompliziert. Hertha hat keines der zurückliegenden zehn Pflichtspiele gewonnen. Vor der Demission Korkuts, der im November Pal Dardai ersetzt hatte, kritisierte Bobic gar, dass das Team keine Mannschaft sei. Vor allem hier soll Magath ansetzen. „Wir müssen alles auf Null stellen. Deshalb brauchen wir einen Trainer mit viel Erfahrung und einer starken Persönlichkeit“, sagte Bobic.
Daher hatte Bobic nach eigenem Bekunden auch „schon länger“ mit dem Gedanken gespielt, Magath zu holen. Für ihn sei dieser nie „weg vom Fenster“ gewesen. Nach seinen Erfolgen bei Bayern München und dem VfL Wolfsburg, mit denen er in den Nullerjahren Meistertitel und Pokalsiege feierte, war es in den vergangenen Jahren ruhiger um Magath geworden. Zuletzt war er 2017 als Coach in China bei Shandong Luneng tätig gewesen. 
Eine Bundesliga-Rückkehr sah Magaths Lebensplanung nicht vor – bis die Anfrage aus Berlin eintrudelte. „Ich habe mein Leben lang nichts anderes gemacht. Von daher kann ich gar nicht anders“, sagte Magath, der in der Hauptstadt im Hotel wohnt. Selbst von der Familie gab es für die spontane Entscheidung volle Rückendeckung. Mehr noch: „Mein Frau und meine Kinder haben mich gedrängt“, so ein schmunzelnder Magath, „nach Berlin zu gehen.“ Ob es die richtige Entscheidung war, wird sich bald zeigen.
SID fk th

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