Neuer Prozess im Fall des erschossenen Joggers Ahmaud Arbery begonnen

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Zwei Jahre nach den tödlichen Schüssen auf den schwarzen Jogger Ahmaud Arbery hat in den USA ein zweiter Prozess gegen die bereits zu lebenslanger Haft verurteilten Täter begonnen. Vor einem Bundesgericht im Südstaat Georgia wird den drei weißen Männern ein rassistisch motiviertes Hassverbrechen zur Last gelegt.
Zum Prozessauftakt las Staatsanwältin Bobbi Bernstein am Montag Schimpfwörter vor, mit denen der Todesschütze Travis McMichael in der Vergangenheit Schwarze beleidigt hatte, darunter „Affen“, „Verbrecher“, „Wilde“ und das N-Wort. „Das ist nicht der Prozess der rassistischen Beleidigungen“, betonte Bernstein laut US-Medienberichten. Die Ausdrücke würden aber ein rassistisches Grundmuster zeigen.
„All das wäre nicht passiert, wenn Ahmaud weiß gewesen wäre“, sagte die Staatsanwältin mit Blick auf die tödlichen Schüsse. Arbery sei wegen seiner Hautfarbe Opfer eines Verbrechens geworden.
Travis McMichael und sein Vater waren im Januar wegen der Ermordung Arberys zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe ohne Aussichten auf Bewährung verurteilt worden. Ihr Nachbar wurde zu Lebenslang mit der Möglichkeit einer vorzeitigen Haftentlassung verurteilt. 
Nach dem Prozess auf Ebene des Bundesstaates Georgia begann nun ein Bundesprozess. Dabei liegt der Schwerpunkt – anders als im ersten Verfahren – auf einer mutmaßlichen rassistischen Motivation der Täter. Solche doppelten Verfahren sind in den USA selten, aber möglich.
Die drei Weißen hatten den joggenden Arbery am 23. Februar 2020 in einem Vorort der Stadt Brunswick mit zwei Autos verfolgt, weil sie ihn für einen Einbrecher hielten. Bei einem folgenden Handgemenge erschoss der mit einem Gewehr bewaffnete Travis McMichael den 25-jährigen unbewaffneten Afroamerikaner.
Der Fall wurde erst zweieinhalb Monate später durch die Veröffentlichung eines Handyvideos von der Verfolgungsjagd und Arberys Tod publik. Die Aufnahmen sorgten landesweit für Empörung. Arbery wurde – zusammen mit den von Polizisten getöteten Schwarzen George Floyd und Breonna Taylor – zu einer Symbolfigur der Black-Lives-Matter-Proteste gegen Rassismus in den USA.
fs/fml

© Agence France-Presse