Gold für „Kugelblitz“ Feuz, Schmerzen für die Deutschen

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Beat Feuz aus der Schweiz gewinnt Abfahrtsgold vor dem Urgestein Johan Clarey. Die Deutschen spielen keine Rolle – allerdings stürzt Dominik Schwaiger schwer.
Peking (SID) Beat Feuz sieht nicht unbedingt sportlich aus, im Gegensatz zu den Modellathleten in seinem Sport zeichnet ihn ein bisschen zu viel Körpermasse im Bereich der Hüfte aus. Aber: völlig egal! Feuz ist ein begnadeter Skirennläufer, seine Technik eine Augenweide. Schon 2017 war der „Kugelblitz“ Weltmeister geworden, nun gewann er als vierter Schweizer olympisches Gold in der Abfahrt. Die Deutschen spielten keine Rolle, Dominik Schwaiger stürzte sogar schwer, kam aber glimpflich davon.
Bei nur mäßigem Wind siegte Feuz am sonst so umtosten Berg Xiaohaituo knapp vor Johan Clarey (+0,10 Sekunden): Dem Franzosen war schon 2019 mit Silber bei der WM ein Coup gelungen, nun ist er im Alter von 41 Jahren und 29 Tagen ältester alpiner Medaillengewinner bei Olympia. Dritter in einem spannenden Rennen wurde Matthias Mayer aus Österreich (+0,16), der nach den Olympiasiegen 2014 (Abfahrt) und 2018 (Super-G) nur knapp ein historischen Triple verfehlte.
Bester Deutscher war Romed Baumann (+1,15) auf Rang 13, hinter ihm reihten sich die Mannschaftskollegen Andreas Sander (17.) und Josef Ferstl (23.) ein. Schwaiger, als Zweiter ins Rennen gegangen, stürzte dagegen schwer an einer Welle, flog ins Fangnetz und die Piste hinunter. Er musste mit dem Rettungsschlitten abtransportiert werden, hatte aber Glück im Unglück: Er erlitt nur eine Prellung am linken Unterarm und Ellenbogen.
Sander, ein Jahr zuvor zu WM-Silber gefahren, ging auf der Strecke „The Rock“ erkennbar nicht volles Risiko und merkte dies auch selbstkritisch an: „Viel zu vorsichtig“, sei er gewesen, „ich hätte mir eine ganze andere Fahrt zugetraut.“ Ähnlich erging es Baumann, auch der WM-Zweite im Super-G kam nicht auf Tempo: „Speziell im oberen Teil habe ich das nicht ganz umgesetzt.“ Ferstl brachte derweil das deutsche Abschneiden in einem knappen Satz auf den Punkt: „Satz mit X.“
Ganz anders war es verständlicherweise bei Feuz, der noch im Zielraum einen Anruf von seiner Freundin und seiner Tochter erhielt – und prompt feuchte Augen bekam. „Da sind dann alle Emotionen hochgekommen“, berichtete der vierte Schweizer Olympiasieger in der Königsdisziplin nach Bernhard Russi (1972), Pirmin Zurbriggen (1988) und Didier Defago (2010). Kurios übrigens: Russi und Defago hatten die 2950 m lange Olympia-Strecke „The Rock“ gestaltet. 
Feuz, nach einer Knieverletzung 2013 unter anderem von Felix Neureuther zum Weitermachen gedrängt, war das Gelände am Berg Xiaohaituo auf den Leib geschnitten. Sander betonte, der Schweizer sei trotz seiner Statur „ein Mega-Athlet“.
SID th cp

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