Erneut Gefechte nahe Haftanstalt im syrischen Hassakeh

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Nach der Rückeroberung des von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) angegriffenen Gefängnisses in Syrien haben nahe der Haftanstalt weitere heftige Kämpfe stattgefunden. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte lieferte sich das kurdisch dominierte Militärbündnis Demokratische Kräfte Syriens (SDF) am Samstag nahe der Stadt Hassakeh Gefechte mit IS-Kämpfern. Die Zahl der Toten seit Beginn der dortigen Gefechte stieg demnach auf mehr als 330.
Die SDF hatten am Mittwoch erklärt, wieder die Kontrolle über die Haftanstalt in der nordsyrischen Stadt Hassakeh zu haben. Bei den Gefechten seit dem Angriff vor fast zwei Wochen wurden laut der Beobachtungsstelle bis Sonntag 332 Menschen getötet. Die in Großbritannien ansässige Aktivisten-Gruppe bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien, deren Angaben von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen sind. 
Bei den Toten handelte es sich demnach um 246 IS-Kämpfer, 79 kurdische Kämpfer und sieben Zivilisten. In der Nacht zum Sonntag seien mehr als 50 weitere Leichen in Gefängnisgebäuden und in der Nähe gefunden worden. Am Samstag beobachtete ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP, wie ein Bulldozer die Leichen mutmaßlicher IS-Kämpfer auf einen Lkw lud.
Die Beobachtungsstelle geht davon aus, dass die Zahl der Toten wahrscheinlich noch weiter steigen wird: Es gebe dutzende Verletzte und Vermisste sowie Informationen über weitere Opfer, sagte der Leiter der Organisation, Rami Abdel Rahman, der AFP. 
Mehr als hundert IS-Kämpfer hatten am 20. Januar ihren Angriff auf das von Kurden verwaltete Gefängnis Ghwajran geführt, um Häftlinge zu befreien. In der Haftanstalt saßen bislang nach Angaben der Beobachtungsstelle rund 3500 mutmaßliche IS-Kämpfer, darunter auch führende Köpfe der Miliz. Wie vielen Insassen nach der Erstürmung des Gefängnisses die Flucht gelang, war unklar. 
Nach dem Angriff setzten tagelange Kämpfe zwischen dem IS und den von der US-geführten Anti-IS-Koalition unterstützten kurdischen Sicherheitskräften ein. Nach UN-Angaben flohen 45.000 Menschen wegen der Gefechte aus Hassakeh.
Laut der Beobachtungsstelle war es der größte Angriff dieser Art seit der Zerschlagung des „Kalifats“ des IS 2019. Damals war der IS in Syrien und im Irak militärisch weitgehend besiegt worden. Seitdem verübte er aber regelmäßig Angriffe auf überwiegend militärische Einrichtungen oder die Ölindustrie. Der Angriff auf das Gefängnis von Hassakeh könnte für eine neue Etappe im Wiedererstarken der Miliz stehen.
mkü/dja

© Agence France-Presse