Gemeinschaftsprojekt von THW, BBK und BPOL stärkt Bekämpfung künftiger CBRN-Gefahren

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Mit dem Projekt „rescEU CBRN-Dekontaminationskapazität“ stärkt die EU ihre Kapazitäten zur Bekämpfung von (potentiell) chemischen, biologischen, radiologischen oder nuklearen (CBRN) Gefahrenlagen. Für Deutschland, einem der drei Projektstandorte, übernimmt das Technische Hilfswerk (THW) die Leitung. Seit Mai 2022 entwickelt das THW zusammen mit zwei Projektpartnern, dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und der Bundespolizei (BPOL), Einheiten, die Infrastruktur, Fahrzeuge, Ausrüstung und Personen dekontaminieren können. Eine solche Einsatzunterstützung soll aufgerufen werden können, wenn die auf nationaler Ebene verfügbaren und die von Mitgliedstaaten für den Europäischen Katastrophenschutz-Pool (ECPP) bereitgehaltenen Kapazitäten nicht mehr ausreichen.

„Das Ziel des Katastrophenschutz-Projekts ‚rescEU CBRN-Dekontaminationskapazität‘ ist es, vier integrative und modulare Einsatzeinheiten mit eigenen Teileinheiten und einer umfangreichen Dekontaminierungsausstattung zur Verfügung stellen zu können“, erklärt THW-Präsident Gerd Friedsam. Mit technischem Gerät, Containern, Zelten sowie 28 LKW und rund 30 weiteren Fahrzeugen können die bis zu 250 Einsatzkräfte bei großen CBRN-Gefahrenlagen die nationalen Kräfte und die Einheiten aus dem ECPP flexibel und bedarfsgerecht unterstützen.

Während die erste Einheit auf die Dekontamination von Infrastruktur und Gebäuden spezialisiert ist, fokussiert sich Einheit zwei auf das Dekontaminieren von Fahrzeugen wie zum Beispiel PKW und LKW. Die dritte Einheit unterstützt forensische Teams bei der spurensicheren Handhabung und Auswertung kritischer Beweismaterialien, indem sie Pakete und Kleingeräte mit kritischem Inhalt vakuumiert und dekontaminiert. Für die Dekontamination ambulanter sowie nicht-ambulanter Personen ist Einheit vier zuständig. Eine zusätzliche Unterstützungseinheit sorgt dafür, dass alle Einheiten komplett autark agieren können, einschließlich der Versorgung, Logistik und der Ausstattung der eingesetzten Teilnehmenden.

Als Projektleitung ist das THW mit einem Großteil der Aufgaben betraut und von Anfang bis Ende in die Entwicklung der Kapazität eingebunden. Es besitzt viel Erfahrung im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der EU und hat mehrere Einheiten im ECPP eingestellt. „Vier der insgesamt sieben zuvor definierten Arbeitspakete übernimmt das THW. Damit sind wir nicht nur für das allgemeine Projektmanagement und die Erstellung des Konzeptes, sondern auch für die Organisation und Verwaltung des Personals und die Realisierung von Übungen zuständig“, erläutert Friedsam.

Das BBK verfügt über eine langjährige Fachexpertise in der Entwicklung und Beschaffung von Ausstattung zur CBRN-Dekontamination. Dies umfasst unter anderem die Gerätewagen Dekon P sowie die Fähigkeit der Dekontamination von Verletzten für die Medizinische Taskforce des Bundes. Im Projekt übernimmt das BBK die Koordination der Konzeption und die Beschaffung der Ausstattung. „Seit seiner Gründung ergänzt das BBK den Katastrophenschutz der Länder mit Ausrüstung zur Bewältigung von CBRN-Gefahrenlagen. Es freut mich daher, dass das BBK diese Erfahrungen auf nationaler Ebene nun auch im internationalen Bereich einbringen kann“, unterstreicht BBK-Präsident Ralph Tiesler.

Die Bundespolizei mit ihren Einsatzerfahrungen und insbesondere der Dekon-Fachexpertise aus den unterschiedlichsten polizeilichen Einsätzen bringt selbige auch in das zivile rescEU CBRN-Dekon-Projekt ein. Der Fokus der BPOL liegt auf der Logistik und Wartung sowie auf der Ausbildung aller Einsatzkräfte. Sie verfügt bereits über einsatzbereite Einheiten und entsprechendes Einsatz- sowie Fachwissen zur Dekontamination von Personen.

Des Weiteren gibt es ein Implementierungsteam, zusammengesetzt aus Personal der drei Konsortialpartner, das bei der Umsetzung eng zusammenarbeitet. Eine Lenkungsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) sowie der drei beteiligten Behörden und der Europäischen Kommission, begleitet außerdem die Durchführung der Projektaktivitäten, nimmt die Qualitätskontrolle wahr und stellt das Follow-Up sicher. Fachpersonal aus den drei Behörden sowie weiterer nationaler und internationaler Partnerorganisationen werden in das Projekt einbezogen, um den Wissensaustausch zu fördern, dem Projekt einen breiteren Fokus zu geben und eine optimale Gestaltung der Kapazität zu gewährleisten.

Für die Realisierung stehen den Projektpartnern 37,5 Millionen Euro Gesamtbudget zur Verfügung, die sie zu 100 Prozent von der EU finanziert bekommen. Dabei ist Deutschland lediglich eines von drei Projekten, die die EU in diesem Bereich fördert. Die anderen zwei „rescEU-Projekte“ sind in Spanien und Kroatien angesiedelt. Durch sie soll die EU bis zum Projektende 2026 flächendeckend mit hoch spezialisierten Fachkräften zur Bekämpfung von CBRN-Gefahren ausgestattet und auf diese besser vorbereitet sein.

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