Polizeipräsidium Schwaben Süd/West | Falsche Polizeibeamte und Schockanrufer aktiv – Anrufbetrüger erbeuten über 300.000 Euro

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Anrufbetrüger erbeuteten in den vergangenen Tagen eine mittlere sechsstellige Summe im Bereich des Polizeipräsidium Schwaben Süd/West. Hierbei gaben sie sich als falsche Polizeibeamte aus oder konfrontierten Geschädigte mit Schockanrufen. Die Polizei warnt vor der bekannten Masche und gibt Tipps, wie Sie sich richtig verhalten.

Falsche Polizeibeamte? | Schockanruf? | Nicht mit mir!

Telefonbetrug ist ein seit vielen Jahren weit verbreitetes Kriminalitätsphänomen. Bekannt sind vor allem der Enkeltrick, der Schockanruf, der Falsche Polizist oder Amtsträger.

Die Polizei warnte in den letzten Jahren auf vielfältige Weise vor den Gefahren des Telefonbetrugs und klärte potentielle Opfer über die Vorgehensweise der Betrüger auf. Die meisten Menschen wissen inzwischen über diese Betrugsformen Bescheid. Dennoch gelingt es den professionellen Betrügern immer wieder, Menschen am Telefon um große Geldbeträge und manchmal auch um ihr gesamtes Erspartes zu bringen. Dabei können die Opfer von Telefonbetrug Menschen aller Altersgruppen sein, vorwiegend richtet er sich aber gezielt gegen ältere Menschen.

Die Betrüger arbeiten mit ausgeklügelten psychologischen Tricks, um an das Geld ihrer Opfer zu kommen. Ob als vermeintlicher Familienangehöriger, als Polizist, Staatsanwalt oder Arzt – mit raffinierten Lügen und geschickter Gesprächsführung täuschen sie ihre Opfer, während sie gelichzeitig einen massiven Entscheidungsdruck aufzubauen versuchen.

Den potentiellen Opfern wird dadurch die Möglichkeit genommen, in Ruhe über den Sachverhalt nachzudenken und vielleicht mit einer anderen Person darüber zu sprechen.

Fall 1: Falsche Polizeibeamte betrügen eine Memminger Seniorin um fünfstelligen Betrag | Zeugen gesucht

MEMMINGEN. Am Abend des 09.04.2024 erhielt eine Seniorin einen Anruf mit der bereits berichteten Legende der Betrüger. Der Anrufer gab vor, dass er von der Polizei sei und dass es in der Nachbarschaft der Frau zu einem gewaltsamen Überfall kam. Aus diesem Grund müsse die Polizei nun Geld und Wertsachen der Frau in Sicherheit bringen.

Die Seniorin glaubte dem Betrüger und offenbarte ihm, dass sie eine fünfstellige Summe Bargeld Zuhause habe. Bereits kurze Zeit später erschien ein Mann an ihrer Wohnungstüre, gab sich ebenfalls als Polizist aus, übernahm das Bargeld in einem Briefumschlag und verließ das Haus. Wenig später meldete sich die Betrogene selbst bei der echten Polizei, um sich nach dem weiteren Vorgehen zu erkundigen. Erst hierbei fiel der Polizei und der Geschädigten der Betrug auf.

Die Polizei Memmingen leitete sofort eine Fahndung nach dem Geldabholer ein, konnte diesen jedoch nicht mehr ausfindig machen. Stattdessen trafen die Beamten einen Zeugen an, welcher den Täter vor dem Wohnhaus gesehen hatte.

Er beschrieb den männlichen Betrüger als ca. 175 cm groß, schlank, mit kurzen schwarzen Haaren, Drei-Tage-Bart und dunkler Kleidung. Er war mit einem dunklen, eventuell. blauen Pkw mit Ravensburger Kennzeichen (RV) unterwegs und befand sich zwischen 21:15 Uhr und 21:45 Uhr im Memminger Kaisergraben.

Weitere Zeugenhinweise erbittet die Kriminalpolizei Memmingen unter 08331-1000.

Fall 2: Schockanrufer betrügen 68-Jährige um fünfstelligen Betrag

Lindau | In der Mittagszeit des 08.04.2024 erhielt eine 68-jährige Frau einen Anruf eines angeblichen „Stefan Bergmann von der Polizei Lindau“. Dieser erklärte ihr, dass ihr Neffe einen Autounfall verursacht hätte, bei dem eine Person verstorben sei. Ihr Neffe habe zudem Fahrerflucht begangen.

Zur Abwendung der Haft solle die Dame eine Kaution hinterlegen, welche ihr von der Autoversicherung erstattet werden würde. Kurze Zeit später rief ein angeblicher Bankmitarbeiter an und teilte mit, dass das Geld von der Versicherung auf dem Konto eingegangen wäre. Anschließend meldete sich „Frau Kaufmann von der Staatsanwaltschaft Saarbrücken“.

Um das Verfahren zu beschleunigen sollte die Geschädigte das Geld abheben und in bar nach Friedrichshafen bringen. Dort übergab die 68-Jährige schlussendlich Bargeld und Schmuck im mittelern fünfstelligen Wertebereich. wortlos an eine unbekannte junge Frau.

Zurück in Lindau wandte sich die Geschädigte aufgrund aufgekommener Zweifel an die Polizei. Die Kriminalpolizeistation Lindau hat die Ermittlungen übernommen.

Fall 3: Schockanrufer erbeuten Gold in einem niedrigen sechsstelligen Wertebereich

Oberallgäu | Ihr gesamtes Goldvermögen übergab eine 80-jährige Frau aus dem nördlichen Oberallgäu an einen unbekannten Geldabholer nach einem Schockanruf. Ein angeblicher Ulmer Staatsanwalt nutzte die Aufgeregtheit der Geschädigten geschickt aus, als er dieser von einem durch ihre Tochter verursachten tödlichen Verkehrsunfall berichtete. So konnte er sie dazu bewegen, ihr gesamtes Gold als Kaution anzubieten – mehrere Goldbarren mit einem Gesamtwert im niedrigen sechsstelligen Bereich.

Das Gold holte ein etwa 20-30-jähriger Mann mit kurzen braunen Haaren, 170-175 groß, an der Wohnung der Geschädigten ab.

Den Tätern ist es gelungen, die Geschädigte über insgesamt drei Stunden am Telefon zu halten und ihr Opfer unter Druck zu setzen. Wenn dies den Tätern gelingt, macht das potentielle Opfer alles, um dem vermeintlich eigenen Kind zu helfen und ist so nicht mehr in der Lage, rational zu entscheiden.

Die Ermittlungen hat die Kriminalpolizei Kempten übernommen.

Zahlen im Bereich des PP Schwaben Süd/West

Falsche Amtsträger

Im Jahr 2023 registrierte das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West 347 Fälle dieses Callcenterbetrugs. In acht Fällen waren die Täter hierbei erfolgreich. Insgesamt erbeuteten sie eine Summe von etwa 150.000 Euro.

Im laufenden Jahr kam es bislang zu knapp 40 Betrugsversuchen, wovon zwei mit einer Gesamtschadenssumme von knapp 60.000 Euro erfolgreich waren.

Schockanruf

Im Bereich der Schockanrufe verzeichnete das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West im vergangenen Jahr rund 700 Taten, wovon 21 erfolgreich waren. Die Schadenssumme betrug insgesamt knapp 900.000 Euro.

2024 registrierte das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West etwa 100 Taten dieses Callcenterbetrugs, wobei hier 11 Fälle für die Betrüger erfolgreich verliefen. Die bisher bekannte Schadenssumme beträgt im laufenden Jahr bereits jetzt knapp 850.000 Euro!

So schützen Sie sich und Ihre Verwandten!

  • Die Polizei wird Sie niemals um Geldbeträge oder Wertgegenstände bitten. Übergeben Sie daher niemals Geld oder Wertgegenstände an unbekannte Personen
  • Geben Sie niemals am Telefon Auskunft über persönliche oder finanzielle Verhältnisse
  • Legen Sie auf und rufen Sie den vermeintlich betroffenen Angehörigen unter der ihnen bekannten Nummer selbst zurück
  • Wenn ein Anrufer Geld oder andere Wertsachen von Ihnen fordert: Besprechen Sie dies mit Familienangehörigen oder anderen Ihnen nah stehenden Personen
  • Rufen Sie beim geringsten Zweifel bei der Behörde an, von der die angebliche Amtsperson kommt. Suchen Sie die Telefonnummer der Behörde selbst heraus oder lassen Sie sich diese durch die Telefonauskunft geben. Lassen Sie den Besucher währenddessen vor der abgesperrten Tür warten
  • Sie erhalten keine Anrufe von der Notrufnummer 110
  • Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen!
  • Im Zweifel legen Sie auf und wählen Sie den Notruf 110!

WICHTIG: Bitte sprechen Sie auch mit Verwandten, Bekannten und Ihren Nachbarn über das Phänomen!