Unter dem Titel „Counter Terrorism Exercise“ (CTE 2024) fand am Wochenende (16./17.03.2024) eine vom Polizeipräsidium Mittelfranken organisierte, länderübergreifende Übung von Spezialeinheiten statt. Rund 800 Einsatzkräfte trainierten in Mittelfranken und der benachbarten Oberpfalz das gemeinsame Vorgehen im Zusammenhang mit terroristischen Anschlägen und Bedrohungslagen.
Bei der CTE 2024 handelte es sich um die erste bundesweite Vollübung von Spezialeinheiten seit dem Jahr 2012. Damals hatte das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein das letzte gemeinsame Training von Spezialeinheiten auf Bundesebene ausgerichtet. An der diesjährigen Anti-Terror-Übung in Bayern beteiligten sich erneut Spezialeinheiten aller Bundesländer und der Bundespolizei. Darüber hinaus waren Spezialkräfte des Zollkriminalamts sowie eine Spezialeinheit der Bundespolizei Österreich unter den Teilnehmern des gemeinsamen Einsatztrainings. Die Organisation der CTE 2024 lag in der Zuständigkeit des Polizeipräsidiums Mittelfranken. Auf Grundlage der Erkenntnisse aus den beiden Terroranschlägen von Paris im Januar und November des Jahres 2015 hatte ein Organisationsteam für die teilnehmenden Einsatzeinheiten ein komplexes Übungsszenario zur Bekämpfung und Verhinderung von Terroranschlägen konstruiert.
Am Samstagmorgen (16.03.2024) war das Gelände der Otto-Lilienthal-Kaserne in Roth Ausgangspunkt für die fiktive Einsatzlage der nächsten eineinhalb Tage. Mit Blick auf die im Sommer stattfindende Fußball-Europameisterschaft startete die Übung mit einem Anschlagsszenario auf ein Public Viewing-Event. Mehrere Terroristen führten bewaffnete Angriffe auf die Besucher des Events durch und nahmen schließlich sogar Geiseln, wodurch den beteiligten Spezialeinheiten über mehrere Stunden hinweg unterschiedliche Interventions-, Verhandlungs- und Zugriffsmaßnahmen abverlangt wurden.
Parallel zum Übungsgeschehen auf dem Bundeswehrgelände in Roth sah das Drehbuch der CTE 2024 das gemeinsame Vorgehen von Einsatzeinheiten im Rahmen mehrerer Observationen vor, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Terroranschlag auf das Public Viewing-Event standen. Zielpersonen aus verschiedenen Städten in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen setzten sich in Richtung Oberpfalz in Bewegung und machten für die Einsatzkräfte und deren Befehlsstellen im Rahmen der Übung das koordinierte Vorgehen über die Grenzen mehrerer Bundesländer hinweg notwendig.
In der Nacht zum Sonntag (17.03.2024) führte das fortgesetzte Übungsszenario die Spezialeinheiten ins Stadtgebiet Nürnberg. Im Bereich eines U-Bahnhofs sowie eines U-Bahnzugs kam es durch zwei bewaffnete Täter erneut zu Angriffen auf Passanten, die eine Intervention durch Spezialkräfte erforderlich machte. Für diesen Übungsteil hatten die Verkehrsbetriebe Nürnberg (VAG Nürnberg) der Polizei nach Betriebsschluss die U-Bahnhöfe Sündersbühl und Gustav-Adolf-Straße sowie einen U-Bahnzug für das Training zur Verfügung gestellt.
Analog zum vorausgegangenen Einsatzgeschehen beim Public Viewing-Event mussten die Spezialkräfte im Rahmen der Übung zusätzlich zu den Interventionsmaßnahmen gegen die bewaffneten Täter die notfallmedizinische Versorgung von mehreren schwerverletzten Personen übernehmen. Sowohl die polizeilichen Spezialeinheiten als auch die Einsatzkräfte des Rettungsdienstes und der Notaufnahmen des Klinikum Nürnberg sowie des Uniklinikum Erlangen nutzten das Szenario, um die enge und koordinierte Zusammenarbeit am Tatort sowie bei der Einlieferung von verletzten Personen zu üben.
Am Sonntag (17.03.2024) führte die Spur der Terroristen die Einsatzkräfte zunächst in das ehemalige Eisenwerk Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg. Im weiteren Verlauf der fiktiven Bedrohungslage kam es sowohl in der Schweppermann-Kaserne in Amberg als auch in der Bereitschaftspolizeiabteilung Sulzbach-Rosenberg nahezu zeitgleich zu finalen Zugriffsmaßnahmen gegen die observierte Tätergruppierung. Diese hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits mit einem sogenannten CBRN-Kampfstoff auf einen weiteren terroristischen Anschlag vorbereitet.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann machte sich in den Nachmittagsstunden persönlich ein Bild vom Ablauf der CTE 2024. Im Rahmen eines Pressetermins in der Bereitschaftspolizeiabteilung in Sulzbach-Rosenberg demonstrierten Einsatzkräfte der Polizei und Spezialisten der Berufsfeuerwehr Nürnberg das Zusammenwirken bei der Dekontamination eines CBRN-Kampfstoffs. Joachim Herrmann zeigte sich zufrieden mit den ersten Erkenntnissen aus dem Übungsgeschehen: „Unsere Einsatzkräfte haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie Hand in Hand gut gerüstet für die verschiedensten Gefahren- und Bedrohungslagen sind.“
Eine ebenso positive erste Bilanz zur CTE 2024 zog auch der mittelfränkische Polizeipräsident Adolf Blöchl. „Nur wer sich intensiv auf derartige Einsätze vorbereitet, wird handlungsfähig sein, wenn es in akuten Gefahrensituationen darauf ankommt, Menschenleben zu retten und Terroristen zu stoppen!“, hob Blöchl die Bedeutung der länderübergreifenden Anti-Terror-Übung hervor.
Mit einer Vorbereitungsphase von gut einem Jahr hatte sich die Organisation der CTE 2024 für das Polizeipräsidium Mittelfranken als organisatorischer Kraftakt erwiesen. Mithilfe weitreichender Unterstützung aus den Reihen von Polizei, Bundeswehr, Technischem Hilfswerk, Feuerwehr und Rettungsdienst gelang es, für die teilnehmenden Spezialeinheiten ein ebenso umfangreiches wie anspruchsvolles Übungsgeschehen umzusetzen. Inklusive der rund 800 Spezialkräfte beteiligten sich an der CTE 2024 über 2000 Personen in unterschiedlichen Funktionen. Beispielsweise war rund um den fiktiven Anschlag auf das Public Viewing-Event der Einsatz von 500 Komparsen aus den Reihen der Bundespolizei sowie der Bayerischen Bereitschaftspolizei notwendig, um diesen Übungsteil möglichst realitätsnah abzubilden.
Beindruckt von der Umsetzung der CTE 2024 dankte der mittefränkische Polizeichef dem Organisationsteam für ihr Engagement. Dabei vergaß er nicht, seinen Dank bewusst auch an jene Teilnehmer und Helfer zu richten, die in externen Behörden und Organisationen tätig sind. „Für mich zeigt dieses Engagement, dass sich die Polizei auch im Ernstfall auf ein gut funktionierendes Netzwerk verlassen kann!“, würdigte Polizeipräsident Blöchl die breite Unterstützung bei der Umsetzung der CTE 2024.
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Foto: Bayerisches Innenministerium