Nersingen | Schockanruf: Betrüger ergaunern Bargeld und Gegenstände im Wert von 100 000 Euro

-

Print Friendly, PDF & Email

Am Donnerstag, 24.08.2023, wurde eine 82-jährige Frau Opfer eines Callcenter-Betruges. Die Betrügerbande gelangte so in den Besitz von Bargeld und Gegenständen im Wert von rund 100.000 Euro.

Die Masche des „Schockanrufs“

Die sogenannten „Schockanrufe“ setzen darauf, die Opfer zu unüberlegten Handlungen aufgrund des erzeugten Schockmoments zu bewegen. Durch geschickte Gesprächsführung der Täter werden die Opfer psychisch unter Druck gesetzt und so zu unreflektierten Geldzahlungen gedrängt. Den Geschädigten wird vorgetäuscht, dass sich Verwandter oder naher Bekannter in einer Notlage oder Gefahr befände, die nur durch finanzielle Hilfe der Opfer abgewendet werden kann.

Oft wird hier die Geschichte von einem durch den Angehörigen verursachten tödlichen Verkehrsunfall erzählt. Ein vermeintlicher Polizist oder Staatsanwalt gibt vor, dass eine Haftstrafe nur durch die Zahlung einer hohen Kaution abgewendet werden könne.

Der Fall aus dem Landkreis Neu-Ulm

Am Mittag des 24.08.2023 wurde die 82-jährige Frau aus dem Raum Nersingen von der Betrügerbande telefonisch kontaktiert. Die Tochter habe im Urlaub einen schlimmen Verkehrsunfall verursacht, bei dem ein Kind ums Leben gekommen sei. Zur Abwendung einer möglichen achtjährigen Haftstrafe müsse die Geschädigte nun für die Tochter eine hohe Geldsumme bezahlen. In ihrer Verzweiflung suchte die Geschädigte Bargeld und andere Wertgegenstände zusammen und übergab diese schließlich an ihrer Anschrift einer weiblichen Täterin. Die Ermittlungen in dem Fall wurden von der Kripo Neu-Ulm übernommen.

Nach der circa 30 bis 40 Jahre alten und etwa 155 Zentimeter großen Frau mit schwarzen Haaren und gebräuntem Teint, die als Abholerin vor Ort agierte, wurden nach Bekanntwerden der Tat umgehend Fahndungsmaßnahmen eingeleitet, welche bislang jedoch ohne Erfolg blieben. Im Rahmen weiterer Überprüfungen stellten die Beamten fest, dass die Abholerin ein Taxi vom Ulmer Hauptbahnhof ausgehend bis zur Anschrift der Geschädigten nutzte. Auf Anweisung der Täterin wartete das Taxi und brachte sie im Anschluss wieder nach Ulm. Die Ermittler der Kripo Neu-Ulm überprüfen weitere Spuren und werten bereits gesicherte Beweismittel aus. Die Ermittlungen zur Identifizierung der Abholerin und des im Hintergrund agierenden Callcenters dauern an.

Die Zahlen

Im Polizeipräsidium Schwaben Süd/West wurden im letzten Jahr fast 800 Fälle mittels der Betrugsmasche „Schockanruf“ zur Anzeige gebracht. Die meisten Fälle endeten im Versuchsstadium, in 27 davon waren die Täter allerdings erfolgreich und erbeuteten Geld- und Vermögenswerte im Gesamtwert von fast zwei Millionen Euro. Im Landkreis Neu-Ulm wurden im letzten Jahr 112 Fälle angezeigt, von welchen zwei mit einem Vermögensschaden von 74.000 Euro ausgingen.

In diesem Jahr wurden im Landkreis Neu-Ulm bereits 85 Fälle angezeigt. Der aktuelle Fall ist der erste vollendete im Landkreis.

Die Hinweise der Polizei
  • Polizisten, Staatsanwälte oder Richter werden Sie niemals um Geldbeträge oder Wertgegenstände bitten.
  • Geben Sie am Telefon keine Details zu Ihren finanziellen Verhältnissen preis.
  • Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. Legen Sie einfach auf.
  • Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen.
  • Rufen Sie beim geringsten Zweifel bei der Behörde an, von der die angebliche Amtsperson kommt. Suchen Sie die Telefonnummer der Behörde selbst heraus.