Füssen | Frau überweist 200 Euro an Anrufbetrüger – Callcenterbetrüger weiter aktiv

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Eine Seniorin erhielt am Dienstag, 08.09.2020, und Mittwoch, 09.09.2020,  mehrere Anrufe von Unbekannten. Sie habe 4.000 Euro gewonnen, müsse dafür jedoch 200 Euro Gebühren bezahlen. Die Frau gab telefonisch Gutscheinnummern durch.

Der Anlass

Ein männlicher Anrufer meldete sich gegen Dienstagmittag per Telefon bei einer betagten Frau aus dem südlichen Landkreis Ostallgäu. Der Mann teilte ihr mit, dass sie bei einer Verlosung 4.000 Euro gewonnen habe. In einem weiteren Gespräch, welches von einem zweiten Anrufer geführt wurde, meldete sich angeblich der Mitarbeiter ihrer Hausbank und erzählte ihr, dass das Geld angeblich in Kürze auf dem Konto der Geschädigten eingehe. Vorher müsse die Dame jedoch Bearbeitungsgebühren bezahlen, die 200 Euro betragen würden. Die Dame solle dafür Gutscheine eines Online-Händlers kaufen, was sie auf Anleitung der Betrüger hin auch tat. Danach übermittelte sie die Gutscheincodes an den Anrufer, dieser löste die Gutscheine ein und damit waren die Gutscheine der Dame wertlos.
Am nächsten Tag meldeten sich die Anrufer erneut und teilten der Geschädigten mit, dass das Geld nun vom Finanzamt zurückgehalten werde, da auf den Gewinn Steuern fällig würden. Diese würden fünf Prozent und damit erneut 200 Euro betragen.
Diese Summe entrichtete die Dame nun nicht mehr.

Die Masche

Die Vorgehensweise der Callcenterbetrüger ist der Polizei bestens bekannt. Die Anrufer melden sich mit der freudigen Ankündigung eines Gewinns und spielen auf Gewinnspielteilnahmen der Angerufenen in der Vergangenheit an. Durch geschickte Gesprächsführung vermitteln sie, dass nur noch eine Hürde zwischen den Angerufenen und dem Gewinn steht: die vermeintlichen Gebühren, Steuern oder Notarkosten.
Die entsprechenden Gewinne existieren nicht, die Gebühren werden über anonyme Bezahlmethoden sofort transferiert – meist ins Ausland.

Das Phänomen

Durch Callcenterbetrüge unter dem Phänomen „Vortäuschen eines Gewinns“ entstand im Jahr 2019 ein Schaden von über 85.000 Euro im Zuständigkeitsbereich des PP Schwaben Süd/West. Die Polizei registrierte im Jahresverlauf 344 Anrufe, mehr als 50 dieser Anrufe waren für die Betrüger von Erfolg gekrönt. Im Jahr 2020 wurden bereits weit über 150 Anrufe mitgeteilt, hier waren bislang etwa 20 erfolgreich. Die Schadenssumme im laufenden Jahr beträgt bereits über 50.000 Euro.
Im Landkreis Ostallgäu und der Stadt Kaufbeuren meldeten sich 2019 36 Angerufene bei der Polizei. 7 Fälle davon waren erfolgreich, die Beute betrug dabei etwa 7.000 Euro. Im Jahr 2020 gingen bislang schon 30 Meldungen ein, der Schaden liegt dabei bereits jetzt höher als im Vorjahr bei etwa 10.000 Euro.

Die Empfehlungen

Die Polizei rät:
• Machen Sie sich bewusst: Wenn Sie nicht an einer Lotterie teilgenommen haben, können Sie auch nichts gewonnen haben!
• Geben Sie niemals Geld aus, um einen vermeintlichen Gewinn einzufordern und zahlen Sie keine Gebühren.
• Machen Sie keinerlei Zusagen am Telefon.
• Geben Sie niemals persönliche Informationen weiter: keine Telefonnummern und Adressen, Kontodaten, Bankleitzahlen, Kreditkartennummern oder Ähnliches.
• Fragen Sie den Anrufer nach Namen, Adresse und Telefonnummer der Verantwortlichen, um welche Art von Gewinnspiel es sich handelt und was genau Sie gewonnen haben. Notieren Sie sich seine Antworten.
Weitere Hinweise finden Sie unter www.polizei-beratung.de.