Die Kriminaltechnik sichert Spuren an Tatorten – Fingerabdrücke, DNA, Schuhabdrücke, Kampfspuren und rekonstruiert Tatabläufe

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Symbolbild/Foto: Pöppel

Wenn die Kriminaltechniker der Kriminalpolizei an einen Tatort kommen, suchen sie nach Spuren, die auf den Täter hinweisen könnten. Was ist es, worauf die Spezialisten dabei achten? Wie kann sich ein Täter verraten? Und kann er jede Spur verhindern?

Polizei FingerabdruckZunächst einmal sind da die klassischen Fingerabdrücke: Keine zwei Menschen auf der Welt sind bekannt, die den gleichen Fingerabdruck hätten. Selbst eineiige Zwillinge bilden zwar ähnliche, im Detail aber doch unterschiedliche Fingerabdrücke aus. Die Linien, Furchen und Kurven, die unsere Fingerkuppen zieren, sind unverwechselbar – und deswegen ein gängiger Identitätsnachweis. Hinterlässt ein Täter Fingerabdrücke am Tatort, kann das entscheidend zu seiner Überführung beitragen. Doch Fingerabdrücke sind leicht vermeidbar: durch Handschuhe.

DNA-Spuren-SicherungAber selbst wer Handschuhe trägt, kann durch Körperzellen am Tatort auf sich aufmerksam machen – unbemerkt und schwer zu verhindern. So verliert jeder Mensch laufend winzige Hautschuppen, pro Minute sollen es zwischen 80 und 100 sein. Hier kommt die DNA-Analyse ins Spiel: In jeder Zelle steckt das Erbgut eines Menschen, die DNA. Sie ist bei jeder Person verschieden und daher eindeutig zuzuordnen. Neben Hautzellen, die sich zum Beispiel an Kleidungsstücken befinden können, sind Schweiß (ebenfalls an Kleidung) und ausgefallene Haare, Speichel (etwa an Zigarettenkippen und Gläsern) sowie Muskelgewebe, Blut, Sperma, Urin und Knochen aussagekräftig für eine DNA-Analyse.

DNADie DNA besteht aus vier Grundbausteinen, den Basen Adenin, Guanin, Thymin und Cytosin. Diese sind auf langen Ketten aufgereiht, in einer für jeden Menschen anderen, jeweils charakteristischen Reihenfolge. Darauf basiert die DNA-Analyse und gibt damit Auskunft über den sogenannten genetischen Fingerabdruck. Unter optimalen Bedingungen kann eine DNA-Analyse schnell gehen und nach einem Tag abgeschlossen sein. Sie gilt als sehr zuverlässig. Wenn Fehler entstehen, dann meist dadurch, dass Proben vertauscht oder Ergebnisse falsch übertragen werden. Dennoch entscheidet auch eine DNA-Analyse nie allein über Schuld oder Unschuld eines Verdächtigen. Sie ist ein einzelnes Indiz, das aber durch weitere ergänzt werden muss. Übrigens verrät sie nicht, ob der Mensch, von dem die Körperzellen stammen, blond oder dunkelhaarig ist oder welche Augenfarbe er hat. Sie gibt aber darüber Auskunft, ob es eine Frau oder ein Mann war.

Zuzuordnen ist das Ergebnis allerdings nur dann, wenn es eine Vergleichsprobe gibt, der Verdächtige also bereits in einer DNA-Kartei gespeichert ist und die vom untersuchten Tatort gewonnenen Daten damit übereinstimmen.

Fussabdruck1_PoeppelEin weiteres Puzzle-Teil der Ermittler auf der Suche nach dem Täter können Schuhspuren sein. Dabei geht es nicht nur um das Profil der Sohle, sondern auch um die Schrittlänge des Verdächtigen.

Hat der Täter eine Waffe benutzt, sind natürlich auch die Geschosse ein wichtiges Indiz. Sie können verraten, ob dieselbe Tatwaffe bereits bei früheren Delikten verwendet worden ist – und wem sie gehört. Außerdem bildet sich beim Schießen Feuer in der Mündung der Waffe. Rückstände dieser Flamme werden als Schmauchspuren bezeichnet. Sie sind über längere Zeit an der Kleidung oder der Hand des Schützen nachweisbar und können somit ein weiterer Hinweis auf den Täter sein.

In der Kriminalistik geht es jedoch nie ausschließlich darum, den Täter zu finden. Ebenso wichtig ist es, den Tathergang zu rekonstruieren. Deswegen achten die Ermittler zum Beispiel auch auf Kampfspuren, auf Schleifspuren am Boden, auf Werkzeugspuren (sofern sich der Täter gewaltsam Zugang zum Tatort verschafft hat) und vieles mehr. Jede noch so kleine Besonderheit am Tatort kann unter Umständen zur Lösung des Falls beitragen.

 

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Foto: Pöppel

Dabei sind immer drei große Fragen zu beantworten. Frage 1: Von wem stammt die Spur? Ist eine DNA-Analyse möglich, kann sie das meist zuverlässig klären. Doch die zunächst untersuchte Spur stammt womöglich gar nicht vom Täter. Deswegen Frage 2: Wie ist die Spur entstanden? Da müssen die verschiedenen Indizien im Zusammenspiel eine schlüssige Theorie ergeben. Auch die Obduktion möglicher Todesopfer spielt hier eine zentrale Rolle. Und erst dann geht es an Frage 3: Wer ist schuld? Das allerdings klärt dann nicht mehr die Kriminalistik. Darüber entscheidet allein ein Richter bzw. das Gericht.