Immenstadt – Der Motorradunfall mit den vier Toten war ein Unglück – „Wheelie“ als Unfallursache scheidet nahezu aus

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Polizeiauto NachtEin 24-jähriger Kradfahrer verlor am Dienstagabend, 29.08.2017, gegen 19.30 Uhr, die Kontrolle über sein Motorrad und schleuderte in eine Familie. Dabei starben die Mutter und der 14-jährige Sohn noch an der Unfallstelle. Die 16-jährige Tochter kam schwerstverletzt in ein Unfallkrankenhaus und erlag am Mittwochmorgen ihren Verletzungen. Am Mittwochnachmittag kam dann noch die Mitteilung der Polizei, dass auch der 24-jährige Motorradfahrer seinen schweren Verletzungen im Klinikum erlegen ist. Nur der Vater der Familie überlebte das Unglück unverletzt.

Am Mittwochnachmittag, 30.08.2017, veröffentlichte das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West in einer Pressemeldung, dass die Beamten der Kemptener Verkehrspolizei im Rahmen der Unfallermittlungen prüfen, ob der Motorradfahrer zuvor einen sogenannten „Wheelie“ gefahren haben könnte, durch den er dann die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hatte. Weiterhin ist die gefahrene Geschwindigkeit Gegenstand der Ermittlungen; in diese ist ein Sachverständiger mit einbezogen, der durch die Staatsanwaltschaft Kempten beauftragt wurde.

Am Donnerstag, 31.09.2017, nachdem die Medien das Thema „Wheelie“ als mögliche Unfallursache aufgegriffen hatten, schlug die Stimmung in der Bevölkerung um. Damit erhielt der tragische Unfall in der moralischen Bewertung der Schuldfrage eine Wende. In den Onlinemedien kamen unschöne Diskussionen auf und der tödlich verunglückte Motorradfahrer war plötzlich ein „Mörder“.

In einem Interview gegenüber dem Bayrischen Fernsehen (BR) sagte nun Alexander S., der Freund des 24-jährigen Motorradfahrers, dass dieser nicht an dem Unfall schuld sei. Alexander S. fuhr direkt hinter ihm und erzählte, dass er mitbekam wie sein Freund ins Schleudern geriet. Warum genau habe er aber nicht bemerkt. Er musste dann mit ansehen, wie der Kradfahrer über die linke Spur in die Familie rutschte. Er selbst sieht seinen Kumpel nicht als rasenden Stuntfahrer, so Alexander im BR-Fernsehen.

Weitere Zweifel an einer „Wheelie-Theorie“ gibt das Motorrad seines Freundes. Obwohl sich im Internet die Meinungen spalten, ist das Krad eine Touring- und keine Sportmaschine. Ob der 24-Jährige also einen „Wheelie“ gemacht hat oder das Vorderrad beim Schleudern in die Luft gerissen wurde und es für Zeugen den Anschein nach einem „Wheelie“ machte, musste der Sachverständige klären, der durch die Staatsanwaltschaft Kempten zu den Unfallermittlungen hinzugezogen wurde.

Am Freitagnachmittag die Meldung der Polizei. „Nach dem jetzigen Ermittlungsstand rutschte dem 24-jährigen Motorradfahrer aus noch unklarer Ursache das Vorderrad weg. Er verlor dadurch die Kontrolle und kam nach links von der Fahrbahn ab. Dort kam es zu dem äußerst tragischen Unfall“.

Ein sog. „Wheelie“ als direkte Unfallursache kann zwischenzeitlich nahezu ausgeschlossen werden.“

Als Unfallursache musste der „Wheelie“ von Polizei und Sachverständigen als mögliche Unfallursache mit einbezogen werden. Ein Autofahrer, der den späteren Unfallverursacher zuvor andernorts auf dem Hinterrad fahren sah, hatte dies der Polizei zu Protokoll gegeben.

Nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen wird die Staatsanwaltschaft Kempten über den weiteren Fortgang des Verfahrens entscheiden. Die gefahrene Geschwindigkeit des verunfallten Motorradfahrer ist nach wie vor Gegenstand der weiteren Ermittlungen.