Nur weil sie sich die vorab geforderte Steuer nicht leisten konnte, wurde eine Rentnerin nicht Opfer eines gut eingefädelten Betruges. Erst die Nachfrage bei ihrem Enkel brachte ihr Zweifel.
Am späten Montag Vormittag, 09.03.2015, erhielt eine 68-jährige Neu-Ulmerin den Anruf einer Firma mit Sitz in der Türkei. Der akzentfrei deutsch sprechende Anrufer gaukelte ihr glaubhaft vor, sie habe zweimal bei einem Gewinnspiel gewonnen. Beim ersten Spiel 44.870 Euro, beim zweiten Spiel 177.000 Euro. Um diese Summe zu sichern, müsse sie bis 16 Uhr zehn Prozent der ersten Summe, also 4.487 Euro als Steuer überweisen.
Kurz darauf ein zweiter Anruf einer angeblichen Staatsanwältin aus Frankfurt/Main. Diese teilte ihr mit, dass sie den Gewinn annehmen und die Steuer überweisen könnte, es bestünde nach eingehender Prüfung kein Geldwäscheverdacht gegen sie. Zur Sicherheit nannte sie mehrere – natürlich nicht existente Vorgangsnummer – der Frankfurter Behörde, auf die sie sich berufen könne.
Eine knappe Stunde später läutete erneut das Telefon bei der Frau. Der Anrufer gab sich hierbei als Mitarbeiter der Landeszentralbank Frankfurt aus, der auch noch versuchte, der Rentnerin jeden Zweifel auszureden.
Gescheitert ist der Betrug dann lediglich daran, weil das Opfer nicht die Möglichkeit sah, in so kurzer Zeit die geforderte „Gewinnsteuer“ zu bezahlen. Auf ihr Angebot, diesen Betrag als Kredit vorzustrecken, gingen die gut strukturierten und bislang unbekannten Täter nicht ein. Glücklicherweise rief die Neu-Ulmerin kurz nach den Anrufen ihren Enkel an und schilderte ihm von ihrem Gewinn. Der Enkel riet ihr, sich von den Anrufen zu distanzieren, nicht mehr ans Telefon zu gehen und die Polizei zu informieren, was die Frau daraufhin auch tat.
Aus diesen Grund ermittelt derzeit die Neu-Ulmer Kriminalpolizei wegen eines Betrugsfalles gegen mehrere noch unbekannte Täter.
Die Polizei setzt bei diesem Betrugsphänomen auf Prävention und Aufklärung, und bittet auch Verwandte und gute Bekannte von älteren Menschen, sie persönlich auf diese Betrugsmasche aufmerksam zu machen. Außerdem:
- Seien Sie vorsichtig bei Gewinnversprechen, insbesondere dann, wenn die Übergabe an Bedingungen geknüpft ist, zum Beispiel an das Zahlen einer Geldsumme, an den Besuch einer Veranstaltung oder an den Anruf einer kostenpflichtigen Hotline (Telefondienst)!
- Nehmen Sie nur Gewinne an, wenn Sie auch bewusst an einem Gewinnspiel – und zwar bei einem seriösen Unternehmen – teilgenommen haben. Ein seriöses Unternehmen wird die Gewinnausschüttung niemals an eine Bedingung knüpfen.
- Notieren Sie sich die auf dem Display angezeigte Rufnummer!
- Werden Sie angerufen, stellen Sie gezielt Fragen an den Anrufer: Nach Namen, Adresse und Telefonnummer der Verantwortlichen, um welche Art von Gewinnspiel es sich handelt, was genau Sie gewonnen haben.
- Geben Sie niemals Geld aus, um einen vermeintlichen Gewinn abzufordern, d.h. keine Gebühren zahlen oder kostenpflichtige Hotlines anrufen!
- Geben Sie niemals persönliche Informationen weiter: keine Telefonnummern und Adressen, Kontodaten, Bankleitzahlen, Kreditkartennummern oder Ähnliches!
- Holen Sie sich im Zweifelsfall Rat bei Verwandten oder der Polizei!