In den Kommunen bereitet man sich auf einen „Blackout“ vor. Die Stromversorgung in Deutschland zählt europaweit zu den sichersten; wie auch die Jahresberichte des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. belegen.
In Deutschland treten vergleichsweise selten Stromausfälle auf. Haushalte müssen im Jahr durchschnittlich nur wenige Minuten auf Strom verzichten.
Und dies, obwohl nahezu täglich Anlagen des Stromnetzes zum Beispiel durch Tiefbauarbeiten beschädigt werden. Dabei kommt es zwar zu lokalen Stromausfällen, diese können aber meistens durch Schaltmaßnahmen der Netzbetreiber auf wenige Minuten begrenzt werden.
Ein Versorgungszusammenbruch, auch „Blackout“ genannt, ist ein großflächiger Stromausfall. Er betrifft eine große Anzahl von Menschen gleichzeitig.
Ein solcher Stromausfall entsteht, wenn das Stromnetz aus dem Gleichgewicht gerät: In das Netz muss immer genauso viel Strom eingespeist werden, wie entnommen wird. Wenn mehr Strom aus dem Netz entnommen wird als ankommt, greifen zunächst Sicherheitsmechanismen, die das Netz stabilisieren. Kommt es aber zu unerwarteten und starken Schwankungen, beispielweise durch einen punktuellen und zu hohen Stromverbrauch, kann das Netz zusammenbrechen: Der Strom fällt aus.
Kommt es zu einem solchen längeren Stromausfall, fallen schlagartig alle strombetriebenen Anlagen und Geräte aus, die nicht an Notstromanlagen angeschlossen oder batteriebetrieben sind.
Es kann passieren, dass Züge auf freier Strecke stehen bleiben oder dass BürgerInnen nicht mehr einkaufen können, weil Kassen und Türen an den Einkaufsmärkten ihren Dienst versagen. Auch die Versorgung mit Bargeld über Geldautomaten ist nicht mehr möglich.
Zu Hause sitzt man möglicherweise im Kalten und Dunklen, da Licht und Heizung nicht mehr funktionieren. Fernsehgeräte, der PC für den Internetzugang und oft auch die im Haushalt verfügbaren Radiogeräte können bei einem Stromausfall nicht betrieben werden. Kühl- und Gefrierschränke tauen ab und die darin gelagerten Lebensmittel verderben innerhalb kurzer Zeit.
Besonders abhängig vom Strom sind die Kommunikationsnetze: Im Fall eines Stromausfalles wird mit einigen Stunden Verzögerung das Telefon-Festnetz nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Mobilfunknetze sind zum Teil nicht notstromversorgt. Daüber hinaus zeigt die Erfahrung, dass die Mobilfunknetze bei außergewöhnlichen Ereignissen schnell überlastet sind. Es kann zur Überlastung oder dem Ausfall der Kommunikationsnetze von Polizei, Rettungsdienst sowie Feuerwehr kommen, somit wären sie bei Notfällen nicht mehr zu erreichen.
Mit all diesen Problemen und den damit verbundenen Fragestellungen müssen sich derzeit die Katastrophenschutzbehörden in den Kommunen beschäftigen und ihre Pläne überarbeiten.
Im Landratsamt Unterallgäu scheint man hier schon sehr weit fortgeschritten zu sein. Einen übersandten Fragenkatalog der Redaktion konnten die Verantwortlichen umgehend beantworten.
Derzeit werden verschiedene Szenarien in der Behörde durchgespielt und die Ablaufpläne entsprechend ergänzt und korrigiert. Dabei sind auch die Bürgermeister der Gemeinden, der Katastrophenschutz und die Hilfsorganisationen mit eingebunden.
Überprüft werden die Kommunikationswege, die von einem Stromausfall betroffen sind. Hier werden entsprechende Ausweichmöglichkeiten erprobt und umgesetzt. So sind bereits im Landratsamt zwei Satellitentelefone vorhanden, weitere sind bestellt. So können Schlüsselstellen entsprechend erreicht und eine Kommunikation sichergestellt werden. Mit Weitblick hat der Landkreis seine drei UG-ÖEL (Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung), bei den Feuerwehren Benningen, Klosterbeuren und Bad Wörishofen mit Satellitentechnik ausgestattet, auch ist das Landratsamt in Mindelheim ebenfalls über Satellit erreichbar. Auch die UG-SAN-EL (unterstützungsgruppe Sanitätsdienst Einsatzleitung) in Memmingen und Bad Wörishofen verfügen über diese Satellitentechnik. So können Informationen aus dem Internet, eMail etc. mit den Einsatzkräften ausgetauscht werden. Auch ist der Funkverkehr beim Ausfall des Digitalfunks der BOS-Einheiten, wie Feuerwehr, Rettungsdienst, THW, Polizei, noch über den analogen Funk teilweise möglich.
Für die Bevölkerung werden in den Gemeinden sogenannte „Leuchttürme“ installiert. Hier haben die Bürger vor Ort einen Anlaufpunkt, wenn sie Hilfe benötigen. Eine Übersicht dieser Leuchttürme wird derzeit erarbeitet und entsprechend veröffentlicht, sobald die Gespräche und organisatorischen Maßnahmen abgeschlossen sind.
Auch die Kraftstoffversorgung von Einsatzfahrzeugen muss gesichert werden. Die meisten Tankstellen können bei einem Stromausfall keine Betriebsstoffe mehr abgeben, da die Pumpen nicht mehr funktionieren. Aus diesem Grund wird derzeit geprüft, welche Tankstellen durch eine Notstromeinspeisung wieder in Betrieb genommen werden können, damit die Einsatzfähigkeit auch über einen längeren Zeitpunkt aufrechterhalten werden kann. In Memmingen gibt es eine Tankanlage direkt bei der Feuerwache am Rennweg.
Die Gemeinden des Landkreises haben ihre ansässigen Unternehmen abgefragt, bezüglich mobiler Notstromaggregate. Diese wurden entsprechend erfasst und können im Ernstfall vom Landratsamt angefordert werden.
Man sieht, dass es bei einem drohenden Blackout viele kleine Puzzeltteile zu beachten gibt, die eine Behörde immer wieder vor neue Herausforderungen stellt.
Bei der Stadt Memmingen werden ebenfalls Vorbereitungen getroffen. Auf einen übersandten Fragenkatalog wurde nur sehr allgemein geantwortet. Aber auch hier soll es über das Gebiet hinweg verschiedene „Leuchttürme“ geben, die für die Bevölkerung im Ernstfall als Anlaufpunkt dienen.
| UPDATE 25.11.2022, 10.08 Uhr | Die Stadt Memmingen hast nun auch die entsprechenden Informationen zur Verfügung gestellt. Auch hier sind natürlich die Behörden und Hilfsorganisationen im ständigen Austausch, wie einen Blackout begegnet werden kann. Bestehende Einsatz- und Alarmpläne werden überarbeitet. Eine entsprechende Arbeitsgruppe wurde bereits vor Wochen eingerichtet. Auch bei der Katastropehnschutzbehörde der Stadt Memmingen wurden mittlerweile Satellitenfunkgeräte bestellt. Mit diesen Geräten ist eine Kommunikation unter den einzelnen Behörden, Dienststellen und Stäben möglich. Sie kommen zum Einsatz, wenn die Kommunikation auf herkömmlichen Wege nicht mehr funktioniert. Auch bei der Versorgung der BOS-Einheiten mit Kraftstoffen ist die Stadt bereits erfolgreich tätig. Hier stehen weitere Gespräch mit Betreibern an, um eine Belieferung mit Notstrom sicherzustellen. Bei den mobilen Notstromaggregaten gibt es bereits Auflistung aus den Katastrophenschutzplänen der Stadt. Im Katastrophenfall hat die Kommune Zugriff auf diese und andere Hilfsmittel – sie sind ein Bestandteil der Blackout-Planung des Krisenstabes.
Die Stadt Memmingen hat auch ein Auge auf Patienten, die zu Hause gepflegt werden, um ihre technischen Hilfsmittel bei einem Blackout ausfallen. Hier ist die Stadt in Diskussion und will auch dieses Thema nicht offen lassen. Entsprechende Beratungen laufen hierzu.
Abschließend kann man durchaus sagen, dass die Behörden ihre Hausaufgaben machen und das Optimum für ihre BürgerInnen versuchen umzusetzen. Aber man muss auch ehrlich sein, der Bürger muss natürlich auch mitmachen und auch selbst etwas Vorsorge treffen. Auch die Landkreise Biberach, Ravensburg, Ne-Ulm, Günzburg u.a.a. sind mit dem Thema „Blackout“ betraut und treffen ihre Vorbereitungen.