Funkenfeuer im Allgäu und Umgebung – 2016

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Funkenfeuer in Gaschurn, Montafon - ÖsterreichDas Funkenfeuer (kurz: Funken) ist ein alter Feuerbrauch, der heute noch im schwäbisch-alemannischen Raum (Vorarlberg, Liechtenstein, Schweiz, Schwarzwald, Allgäu, Oberschwaben sowie im Tiroler Oberland und Vinschgau), aber auch in Ostfrankreich und bis in die Gegend von Aachen sowie bei den Sathmarer Schwaben in Rumänien[1] verbreitet ist. Jedes Jahr am Funkensonntag (heute teilweise auch am Samstag davor) werden die so genannten Funken abgebrannt. Mit Funkensonntag bezeichnet man den ersten Sonntag nach Aschermittwoch, also den ersten Fastensonntag.

Der Funken ist meist ein Strohhaufen oder aufgeschichteter Holzturm, der nach Einbruch der Abenddämmerung unter den Augen der Dorfbevölkerung angezündet wird. Die größten Funken können eine Höhe von bis zu 30 Metern erreichen.

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Ursprung

Der Ursprung dieses Brauches ist, obwohl er außergewöhnlich früh schon belegt ist, unklar. Frühe Überlegungen dazu gingen meist davon aus, dass es sich um Überreste eines heidnisch-germanischen Brauchtums zur Vertreibung des Winters sei. Diese Deutung ist etwa bei dem Landeshistoriker und Priester Josef Thaler zu finden, der in einem Gedicht mit dem Titel „Lertha“ aus dem Jahre 1798 die Funkenfeuer im christlichen Sinne interpretierte. Er sah den Brauch als Rest aus dem Heidentum, der von den gegenwärtigen „Enkeln“ jedoch zum Lob Gottes und zu sittlicher Hebung durchgeführt wird. Dem Gedicht hat Thaler eine historische Deutung beigefügt:

„Die Holepfann-Feuer [Anm.: andere Bezeichnung für Funkenfeuer] werden in der Umgebung von Meran, wie in Ulten, Passeier und Vinschgau, bei der Abenddämmerung des ersten Sonntags nach dem Fasching rings herum auf Anhöhen angezündet, wobei man auch hie und da brennende Reisig- und Strohbündel über die Saaten hinunter rollen lässt, was man in Ulten das ‚Kornaufwecken’ nennt. Im Vinschgau sind diese Feuer mit dem sogenannten Scheibenschlagen – dem Hinausschleudern von brennenden (ursprünglich wohl die Sonne vorstellenden) Holzscheiben unter lauten Begrüßungen an irgendein teures Haupt – verbunden. Dieser Brauch ist wohl ein Überbleibsel von den Naturfesten, welche unsere heidnischen Voreltern der Göttin Herda (Mutter Erde) und im weiteren Sinne der Weltmutter Frigga (Mutter Natur) sowohl, als auch dem Sonnengotte Balder gefeiert haben, und zwar sowohl nach der Wintersonnenwende, als auch jene des Sommers, woher sich unsere Johannisfeuer im Innthale schreiben.“

Auch Franz Josef Fischer spricht 1921 in seinem Buch Der Funken und Küachlesonntag in Vorarlberg und Liechtenstein unter anderen die Möglichkeit eines heidnischen Ursprungs an:

„Die heidnischen Ureinwohner des Landes, die keltischen Rhätier, huldigten wie alle indogermanischen Völker der Verehrung des Lichtes und des Feuers, die von der Sonne ausgehen, sie verehrten den Sonnengott Mithra und Baldur als Spender von Helle und Wärme. Der sieghafte Gott überwindet den Sohn des Nordens, den Winter, mit seinem nächtlichen, grausen Spuk und lässt durch seinen milden Frühlingshauch, in den Alpenländern den Föhn, todbannend und lebenwirkend, die Erde neu grünen und sprossen. Diesem Gotte werden Opfer gebracht, Feuer angezündet, festliche Tänze veranstaltet.“

Die heidnische Interpretation wurde im 19. und noch im 20. Jahrhundert auch von der volkskundlichen Wissenschaft stark verbreitet, und ist heute die landläufige Erklärung des Brauches. Die moderne europäische Ethnologie zeichnet ein etwas differenzierteres Bild. Überlieferung und Termin des Brauchs zeigen einen engen Zusammenhang mit dem Ende der Schwäbisch-alemannischen Fastnacht und damit dem christlichen Jahreslauf. Genauer gesagt ist der Termin ein Überbleibsel des früheren Beginns der Fastenzeit (daher in manchen Gegenden auch Alte Fasnacht genannt). Auf der Synode von Benevent im Jahr 1091 wurde der Termin auf den Aschermittwoch verlegt. Bereits zu dieser Zeit war der Funkenbrauch also so stark in den christlichen Kalender integriert, dass er in manchen Regionen den Termin am ehemaligen Beginn der Fastenzeit trotz deren Verlegung weiter beibehielt. Der Volkskundler Matthias Zender führt in einer europaweiten Untersuchung von Feuerbräuchen das Abbrennen des Feuers am Funkensonntag auf noch heute in Oberitalien gebräuchliche Feuer zum römischen Jahresanfang am 1. März zurück. An diesem Tag wurde im alten Rom im Tempel der Vesta das heilige Feuer entzündet. Die Feier soll später, im frühen Mittelalter, in den christlichen Kalender integriert worden sein. Der Ursprung wäre danach zwar ein heidnischer, aber römischer Brauch gewesen.

Außerdem diente der Funken zur Verbrennung von Unrat und hatte somit eine überaus profane Funktion, die in Verbindung mit der Frühjahrsreinigung des Hauses und der Wiesen stand.


Mutzenmandeln FunkenküchleAllgäuer Funkenküchle – Rezept für Funkenküchle, die auch Pfosen gennant werden

Zutaten:
0,125 l Milch, 500 g Mehl, 40 g Hefe, 80 g Zucker, 70 g Butter, 2 Eier, 1 Prise Salz und ein wenig Zucker zum Bestreuen der fertigen Küchle.

Zubereitung:
Man lässt die Hefe in ein wenig lauwarmer Milch gehen, gibt sie dann mitten in das mit dem Zucker vermischte Mehl und lässt den Teig ca. 30 Min. gehen; dann kommen Butter, Eier und die übriggebliebene Milch sowie die Prise Salz dazu. Man verknetet alles gut miteinander bis der Teig Blasen wirft. Nun lässt man ihn nochmals eine Stunde gehen und schneidet dann große, ovale Stücke ab, die man auf ein mit Mehl bestreutes Brett setzt und wieder eine halbe Stunde gehen lässt. Sodann zeiht man den Teig unter ständigem Drehen von der Mitte her nach außen, so dass sich außen ein starker Rand bildet, das runde Innenfeld aber hauchdünn wird. Die Küchle müssen sofort im schwimmenden Fett herausgebacken und noch heiß mit Zucker bestreut werden.